von "Wollustorganen" reden lassen. Indessen ist von einem echten komplizierten Geschlechts-Sinnesorgan, etwa so wie das Auge eines für das Licht darstellt, doch nicht die Rede. Der Hautzusammenhang im schlichten Sinne bleibt aufdringlich deutlich.
Denke dir einmal einen Moment, etwa diese deine ganze weiße Körperhaut hier stellte eine Riesenreihe von Tasten eines Instruments dar, auf dem Musik gemacht werden soll.
Da hast du einige Flecke der Haut, die eigentlich ja nur eine einzige Taste besitzen. Die Augen je eine für Licht. Die Ohren je eine für Schall. Aber gerade diese "eintastigen Organe" besitzen in ihrer Taste recht einen Drücker zugleich für Öffnung eines ganzen herlichen Instruments, ja eines ganzen riesigen Orchesters, das die verwickelsten Stücke spielt.
In einigermaßen ähnlicher, wenn auch geringerer Lage sind auch noch Zunge und Nase.
Dagegen findest du eine ungeheure, weit überwiegende Masse von Hautstellen -- auf ein paar Punkte deine ganze schöne nackte Leibeshaut da -- die besitzen zwar jede mehrere Tasten, aber diese Tasten sind halt auch allein da, -- ohne weiteres, zu öffnendes Klavier dahinter.
Eine Taste reagiert auf Druck und Stoß, eine auf leichtes Kitzeln, eine auf Wärme und Kälte. Je nachdem mit Lust oder mit Schmerz. Aber mit diesem einfachen Rea¬ gieren ist auch alles gethan.
Und in diese Reihe tritt nun eigentlich doch auch jene Stelle an den Geschlechtspforten, am Mannesglied und Weibeskitzler. Sie hat, scheint es, zwar auch wieder nur eine Taste. Doch nicht wie Auge, Ohr, Zunge und Nase eine ganz besondere, die die übrige Haut nicht hat, -- sondern nur eine von den der Haut auch in der Masse der Stellen gegebenen: nämlich die Kitzeltaste.
Diese Taste hat sie einseitig ausgebildet, doch nicht im Sinne von Auge und Ohr zu einem ungeheuren Orchester
von „Wolluſtorganen“ reden laſſen. Indeſſen iſt von einem echten komplizierten Geſchlechts-Sinnesorgan, etwa ſo wie das Auge eines für das Licht darſtellt, doch nicht die Rede. Der Hautzuſammenhang im ſchlichten Sinne bleibt aufdringlich deutlich.
Denke dir einmal einen Moment, etwa dieſe deine ganze weiße Körperhaut hier ſtellte eine Rieſenreihe von Taſten eines Inſtruments dar, auf dem Muſik gemacht werden ſoll.
Da haſt du einige Flecke der Haut, die eigentlich ja nur eine einzige Taſte beſitzen. Die Augen je eine für Licht. Die Ohren je eine für Schall. Aber gerade dieſe „eintaſtigen Organe“ beſitzen in ihrer Taſte recht einen Drücker zugleich für Öffnung eines ganzen herlichen Inſtruments, ja eines ganzen rieſigen Orcheſters, das die verwickelſten Stücke ſpielt.
In einigermaßen ähnlicher, wenn auch geringerer Lage ſind auch noch Zunge und Naſe.
Dagegen findeſt du eine ungeheure, weit überwiegende Maſſe von Hautſtellen — auf ein paar Punkte deine ganze ſchöne nackte Leibeshaut da — die beſitzen zwar jede mehrere Taſten, aber dieſe Taſten ſind halt auch allein da, — ohne weiteres, zu öffnendes Klavier dahinter.
Eine Taſte reagiert auf Druck und Stoß, eine auf leichtes Kitzeln, eine auf Wärme und Kälte. Je nachdem mit Luſt oder mit Schmerz. Aber mit dieſem einfachen Rea¬ gieren iſt auch alles gethan.
Und in dieſe Reihe tritt nun eigentlich doch auch jene Stelle an den Geſchlechtspforten, am Mannesglied und Weibeskitzler. Sie hat, ſcheint es, zwar auch wieder nur eine Taſte. Doch nicht wie Auge, Ohr, Zunge und Naſe eine ganz beſondere, die die übrige Haut nicht hat, — ſondern nur eine von den der Haut auch in der Maſſe der Stellen gegebenen: nämlich die Kitzeltaſte.
Dieſe Taſte hat ſie einſeitig ausgebildet, doch nicht im Sinne von Auge und Ohr zu einem ungeheuren Orcheſter
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von „Wolluſtorganen“ reden laſſen. Indeſſen iſt von einem
echten komplizierten Geſchlechts-Sinnesorgan, etwa ſo wie das
Auge eines für das Licht darſtellt, doch nicht die Rede. Der
Hautzuſammenhang im ſchlichten Sinne bleibt aufdringlich
deutlich.
Denke dir einmal einen Moment, etwa dieſe deine ganze
weiße Körperhaut hier ſtellte eine Rieſenreihe von Taſten
eines Inſtruments dar, auf dem Muſik gemacht werden ſoll.
Da haſt du einige Flecke der Haut, die eigentlich ja nur
eine einzige Taſte beſitzen. Die Augen je eine für Licht.
Die Ohren je eine für Schall. Aber gerade dieſe „eintaſtigen
Organe“ beſitzen in ihrer Taſte recht einen Drücker zugleich
für Öffnung eines ganzen herlichen Inſtruments, ja eines
ganzen rieſigen Orcheſters, das die verwickelſten Stücke ſpielt.
In einigermaßen ähnlicher, wenn auch geringerer Lage
ſind auch noch Zunge und Naſe.
Dagegen findeſt du eine ungeheure, weit überwiegende
Maſſe von Hautſtellen — auf ein paar Punkte deine ganze
ſchöne nackte Leibeshaut da — die beſitzen zwar jede
mehrere Taſten, aber dieſe Taſten ſind halt auch allein da, —
ohne weiteres, zu öffnendes Klavier dahinter.
Eine Taſte reagiert auf Druck und Stoß, eine auf
leichtes Kitzeln, eine auf Wärme und Kälte. Je nachdem
mit Luſt oder mit Schmerz. Aber mit dieſem einfachen Rea¬
gieren iſt auch alles gethan.
Und in dieſe Reihe tritt nun eigentlich doch auch jene
Stelle an den Geſchlechtspforten, am Mannesglied und
Weibeskitzler. Sie hat, ſcheint es, zwar auch wieder nur eine
Taſte. Doch nicht wie Auge, Ohr, Zunge und Naſe eine
ganz beſondere, die die übrige Haut nicht hat, — ſondern
nur eine von den der Haut auch in der Maſſe der Stellen
gegebenen: nämlich die Kitzeltaſte.
Dieſe Taſte hat ſie einſeitig ausgebildet, doch nicht im
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/329>, abgerufen am 17.06.2024.
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