Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.Moral sehr in Flor kommen. Alle Civillisten wür¬ Wenn das Haus Rothschild auf dem französi¬ 7 *
Moral ſehr in Flor kommen. Alle Civilliſten wür¬ Wenn das Haus Rothſchild auf dem franzöſi¬ 7 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0113" n="99"/> Moral ſehr in Flor kommen. Alle Civilliſten wür¬<lb/> den aufhören, bis auf die der Rothſchilde, welche<lb/> aber für die Völker keine neue Laſt wäre, denn die<lb/> Rothſchilde hatten ſie als Privatleute auch ſchon be¬<lb/> zogen, und zwar eine ſtärkere, als die irgend eines<lb/> andern Fürſten.</p><lb/> <p>Wenn das Haus Rothſchild auf dem franzöſi¬<lb/> ſchen Throne ſäße, wäre die Welt von der großen<lb/> Furcht des Kriegs befreit, der zwiſchen dieſem mäch¬<lb/> tigen Hauſe und dem Hauſe Habsburg auszubrechen<lb/> droht. Oeſterreich und Rothſchild ſollen, wie die<lb/> engliſchen Blätter aus guten Quellen berichten, ſeit<lb/> einiger Zeit ſehr gereitzt gegen einander ſein. Oe¬<lb/> ſterreich hat nehmlich die Entdeckung gemacht, daß die<lb/> Freundſchaft, mit welcher die Brüder Rothſchild es<lb/> beehren, ihm theuer zu ſtehen komme. Das letzte<lb/> vierprocentige Anleihen ſchloß jenes Haus zu 85 oder<lb/> 86 ab. Aber gleich nach Abſchluß des Vertrags<lb/> gewann es 6 bis 7 <hi rendition="#aq">p. c.</hi> Ein ſo außerordentlicher<lb/> Umſtand, mußte die Aufmerkſamkeit des öſterreichi¬<lb/> ſchen Kabinets erwecken. Es beſchloß daher, für<lb/> ſeine Finanzen künftig wohlfeilere Agenten zu wählen,<lb/> oder ſeinen Geldunternehmungen eine Concurrenz zu<lb/> eröffnen. Das Haus Rothſchild, um ſolche Schritte<lb/> zu vereiteln und der öſterreichiſchen Regierung zu<lb/> zeigen, daß man ſeine Allianz nicht ungeſtraft brechen<lb/> dürfte, wußte darauf durch ſeine Verbindungen und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0113]
Moral ſehr in Flor kommen. Alle Civilliſten wür¬
den aufhören, bis auf die der Rothſchilde, welche
aber für die Völker keine neue Laſt wäre, denn die
Rothſchilde hatten ſie als Privatleute auch ſchon be¬
zogen, und zwar eine ſtärkere, als die irgend eines
andern Fürſten.
Wenn das Haus Rothſchild auf dem franzöſi¬
ſchen Throne ſäße, wäre die Welt von der großen
Furcht des Kriegs befreit, der zwiſchen dieſem mäch¬
tigen Hauſe und dem Hauſe Habsburg auszubrechen
droht. Oeſterreich und Rothſchild ſollen, wie die
engliſchen Blätter aus guten Quellen berichten, ſeit
einiger Zeit ſehr gereitzt gegen einander ſein. Oe¬
ſterreich hat nehmlich die Entdeckung gemacht, daß die
Freundſchaft, mit welcher die Brüder Rothſchild es
beehren, ihm theuer zu ſtehen komme. Das letzte
vierprocentige Anleihen ſchloß jenes Haus zu 85 oder
86 ab. Aber gleich nach Abſchluß des Vertrags
gewann es 6 bis 7 p. c. Ein ſo außerordentlicher
Umſtand, mußte die Aufmerkſamkeit des öſterreichi¬
ſchen Kabinets erwecken. Es beſchloß daher, für
ſeine Finanzen künftig wohlfeilere Agenten zu wählen,
oder ſeinen Geldunternehmungen eine Concurrenz zu
eröffnen. Das Haus Rothſchild, um ſolche Schritte
zu vereiteln und der öſterreichiſchen Regierung zu
zeigen, daß man ſeine Allianz nicht ungeſtraft brechen
dürfte, wußte darauf durch ſeine Verbindungen und
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