"heilige Person gerade beschäftigt ist, mit ihren ge¬ "treuen Unterthanen die Stumme von Portici einzu¬ "studiren. Allerhöchstdieselben mögen geruhen zu be¬ "denken, oder wollen geruhen zu bedenken, wie es "meiner schuldigsten Ehrfurcht am angemessensten lau¬ "tet, daß von dieser neuen Oper das Glück des gan¬ "zen Volkes der Hofräthe abhängt, und darum ge¬ "ruhen gefälligst umzukehren, und Allerhöchstderen "Königreich, das gesegnete Mußpellheim, wieder mit "Allerhöchstderen Gegenwart zu beglücken. Mein "Herr und König übersendet Ew. glorreichen Maje¬ "stät durch meine unwürdigen Hände dieses blaue "Band der schönen Sängerin, deren Hausorden, als "ein Zeichen seiner Freundschaft und unwandelbaren "Gesinnung, und bittet Allerhöchstdieselben mit Aller¬ "höchstdenselben einen Allerhöchsten Zollvertrag abzu¬ "schließen, zu wechselseitigem Vortheile der beider¬ "seitigen Höfe." Als darauf der Zwerg dem großen Heimball das kleine Ordensband umhängen wollte, aber kaum seine Knie erreichen konnte, brach darüber Heimballs Heer in solch ein donnerndes Gelächter aus, daß achtzehn von den Zwergen vor Schrecken umfielen und starben. Deren Anführer und Vor¬ mund riß sich die Haare aus dem Kopfe, warf sich Heimball abermals zu Füßen und sprach mit thränen¬ den Augen: "Allerdurchlauchtigstes göttliches Wesen! "Mächtiger Beherrscher von Mußpellheim! Mögen
„heilige Perſon gerade beſchäftigt iſt, mit ihren ge¬ „treuen Unterthanen die Stumme von Portici einzu¬ „ſtudiren. Allerhöchſtdieſelben mögen geruhen zu be¬ „denken, oder wollen geruhen zu bedenken, wie es „meiner ſchuldigſten Ehrfurcht am angemeſſenſten lau¬ „tet, daß von dieſer neuen Oper das Glück des gan¬ „zen Volkes der Hofräthe abhängt, und darum ge¬ „ruhen gefälligſt umzukehren, und Allerhöchſtderen „Königreich, das geſegnete Mußpellheim, wieder mit „Allerhöchſtderen Gegenwart zu beglücken. Mein „Herr und König überſendet Ew. glorreichen Maje¬ „ſtät durch meine unwürdigen Hände dieſes blaue „Band der ſchönen Sängerin, deren Hausorden, als „ein Zeichen ſeiner Freundſchaft und unwandelbaren „Geſinnung, und bittet Allerhöchſtdieſelben mit Aller¬ „höchſtdenſelben einen Allerhöchſten Zollvertrag abzu¬ „ſchließen, zu wechſelſeitigem Vortheile der beider¬ „ſeitigen Höfe.“ Als darauf der Zwerg dem großen Heimball das kleine Ordensband umhängen wollte, aber kaum ſeine Knie erreichen konnte, brach darüber Heimballs Heer in ſolch ein donnerndes Gelächter aus, daß achtzehn von den Zwergen vor Schrecken umfielen und ſtarben. Deren Anführer und Vor¬ mund riß ſich die Haare aus dem Kopfe, warf ſich Heimball abermals zu Füßen und ſprach mit thränen¬ den Augen: „Allerdurchlauchtigſtes göttliches Weſen! „Mächtiger Beherrſcher von Mußpellheim! Mögen
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„heilige Perſon gerade beſchäftigt iſt, mit ihren ge¬
„treuen Unterthanen die Stumme von Portici einzu¬
„ſtudiren. Allerhöchſtdieſelben mögen geruhen zu be¬
„denken, oder wollen geruhen zu bedenken, wie es
„meiner ſchuldigſten Ehrfurcht am angemeſſenſten lau¬
„tet, daß von dieſer neuen Oper das Glück des gan¬
„zen Volkes der Hofräthe abhängt, und darum ge¬
„ruhen gefälligſt umzukehren, und Allerhöchſtderen
„Königreich, das geſegnete Mußpellheim, wieder mit
„Allerhöchſtderen Gegenwart zu beglücken. Mein
„Herr und König überſendet Ew. glorreichen Maje¬
„ſtät durch meine unwürdigen Hände dieſes blaue
„Band der ſchönen Sängerin, deren Hausorden, als
„ein Zeichen ſeiner Freundſchaft und unwandelbaren
„Geſinnung, und bittet Allerhöchſtdieſelben mit Aller¬
„höchſtdenſelben einen Allerhöchſten Zollvertrag abzu¬
„ſchließen, zu wechſelſeitigem Vortheile der beider¬
„ſeitigen Höfe.“ Als darauf der Zwerg dem großen
Heimball das kleine Ordensband umhängen wollte,
aber kaum ſeine Knie erreichen konnte, brach darüber
Heimballs Heer in ſolch ein donnerndes Gelächter
aus, daß achtzehn von den Zwergen vor Schrecken
umfielen und ſtarben. Deren Anführer und Vor¬
mund riß ſich die Haare aus dem Kopfe, warf ſich
Heimball abermals zu Füßen und ſprach mit thränen¬
den Augen: „Allerdurchlauchtigſtes göttliches Weſen!
„Mächtiger Beherrſcher von Mußpellheim! Mögen
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/173>, abgerufen am 04.05.2024.
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