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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
gen die obersten Spitzen und Hügel ausspühlet/ und
also mit der Erden zu gleicher Zeit das Gold herunter
schläget.

Drittens findet sich auch Gold an dem Meer/ als
zu Elmina und Axim, wo nemlich kleine Adern sind/
und das Gold eben wie itzo gemeldet/ auch von den ho-
hen Bergen hernieder fället. Dannenhero siehet
man des Morgens wenn es die vorige Nacht gere-
gnet/ der Mohren ihre Weiber gar häuffig dahin
lauffen mit einem grossen und kleinen Gefäße/ in das
erstere sammlen sie Erde und Sand/ welche sie alle
Augenblick in frischem Wasser durchrühren/ bis die
Erde davon abgehet/ und das Gold daferne etwas
darinnen/ an den Boden fället; alsdenn schütten sie
es aus dem grossen ins kleinere Gefäß/ und fangen
von neuen an zu bewegen/ zuweilen bis in die späte
Nacht/ und am Ende haben sie doch nicht mehr als für
5. oder 6. Stüver/ ein wenig mehr oder weniger Gold.
Zuweilen aber wiewol gar selten/ trifft sichs auch/ daß
sie ein Stück von 4. bis 5. fl. finden/ dargegen ist auch
gar öffters ihre Mühe gantz vergebens. Also verfah-
ren sie mit dem reinigen von der Erden/ wissen auch
kein anderes Mittel das Gold davon zu saubern/ es sey
den auf itzt bemeldte Art.

Dieses Gold nun auf itzt erwehnte Weise gefun-
den/ ist zweyerley. Eines heisset Gold-Pulver/ wel-
ches so fein wie Mehl/ und für das beste und kostbahrste
in Europa gehalten wird. Das andere bestehet in
Stücken von unterschiedlicher Grösse/ einige sind so
klein/ daß sie kaum drey Heller/ andere aber zwey bis
300. Gülden wehrt sind; selbiges wird Ertz-Gold ge-
nennet/ und ist wenn es gegossen/ viel wichtiger als das

Gold-

Beſchreibung
gen die oberſten Spitzen und Huͤgel ausſpuͤhlet/ und
alſo mit der Erden zu gleicher Zeit das Gold herunter
ſchlaͤget.

Drittens findet ſich auch Gold an dem Meer/ als
zu Elmina und Axim, wo nemlich kleine Adern ſind/
und das Gold eben wie itzo gemeldet/ auch von den ho-
hen Bergen hernieder faͤllet. Dannenhero ſiehet
man des Morgens wenn es die vorige Nacht gere-
gnet/ der Mohren ihre Weiber gar haͤuffig dahin
lauffen mit einem groſſen und kleinen Gefaͤße/ in das
erſtere ſammlen ſie Erde und Sand/ welche ſie alle
Augenblick in friſchem Waſſer durchruͤhren/ bis die
Erde davon abgehet/ und das Gold daferne etwas
darinnen/ an den Boden faͤllet; alsdenn ſchuͤtten ſie
es aus dem groſſen ins kleinere Gefaͤß/ und fangen
von neuen an zu bewegen/ zuweilen bis in die ſpaͤte
Nacht/ und am Ende haben ſie doch nicht mehr als fuͤr
5. oder 6. Stuͤver/ ein wenig mehr oder weniger Gold.
Zuweilen aber wiewol gar ſelten/ trifft ſichs auch/ daß
ſie ein Stuͤck von 4. bis 5. fl. finden/ dargegen iſt auch
gar oͤffters ihre Muͤhe gantz vergebens. Alſo verfah-
ren ſie mit dem reinigen von der Erden/ wiſſen auch
kein anderes Mittel das Gold davon zu ſaubern/ es ſey
den auf itzt bemeldte Art.

Dieſes Gold nun auf itzt erwehnte Weiſe gefun-
den/ iſt zweyerley. Eines heiſſet Gold-Pulver/ wel-
ches ſo fein wie Mehl/ und fuͤr das beſte und koſtbahrſte
in Europa gehalten wird. Das andere beſtehet in
Stuͤcken von unterſchiedlicher Groͤſſe/ einige ſind ſo
klein/ daß ſie kaum drey Heller/ andere aber zwey bis
300. Guͤlden wehrt ſind; ſelbiges wird Ertz-Gold ge-
nennet/ und iſt wenn es gegoſſen/ viel wichtiger als das

Gold-
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[108/0152] Beſchreibung gen die oberſten Spitzen und Huͤgel ausſpuͤhlet/ und alſo mit der Erden zu gleicher Zeit das Gold herunter ſchlaͤget. Drittens findet ſich auch Gold an dem Meer/ als zu Elmina und Axim, wo nemlich kleine Adern ſind/ und das Gold eben wie itzo gemeldet/ auch von den ho- hen Bergen hernieder faͤllet. Dannenhero ſiehet man des Morgens wenn es die vorige Nacht gere- gnet/ der Mohren ihre Weiber gar haͤuffig dahin lauffen mit einem groſſen und kleinen Gefaͤße/ in das erſtere ſammlen ſie Erde und Sand/ welche ſie alle Augenblick in friſchem Waſſer durchruͤhren/ bis die Erde davon abgehet/ und das Gold daferne etwas darinnen/ an den Boden faͤllet; alsdenn ſchuͤtten ſie es aus dem groſſen ins kleinere Gefaͤß/ und fangen von neuen an zu bewegen/ zuweilen bis in die ſpaͤte Nacht/ und am Ende haben ſie doch nicht mehr als fuͤr 5. oder 6. Stuͤver/ ein wenig mehr oder weniger Gold. Zuweilen aber wiewol gar ſelten/ trifft ſichs auch/ daß ſie ein Stuͤck von 4. bis 5. fl. finden/ dargegen iſt auch gar oͤffters ihre Muͤhe gantz vergebens. Alſo verfah- ren ſie mit dem reinigen von der Erden/ wiſſen auch kein anderes Mittel das Gold davon zu ſaubern/ es ſey den auf itzt bemeldte Art. Dieſes Gold nun auf itzt erwehnte Weiſe gefun- den/ iſt zweyerley. Eines heiſſet Gold-Pulver/ wel- ches ſo fein wie Mehl/ und fuͤr das beſte und koſtbahrſte in Europa gehalten wird. Das andere beſtehet in Stuͤcken von unterſchiedlicher Groͤſſe/ einige ſind ſo klein/ daß ſie kaum drey Heller/ andere aber zwey bis 300. Guͤlden wehrt ſind; ſelbiges wird Ertz-Gold ge- nennet/ und iſt wenn es gegoſſen/ viel wichtiger als das Gold-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/152>, abgerufen am 28.04.2024.