Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
Erfahrenheit/ weil mir dergleichen Possen zu unter-
schiedlichen mahlen gespielet worden.

Zwar habe ich meine Rechnung vom Golde so von
hier weggeführet wird/ etwas groß gemachet/ nicht
zweiffelnde es werde selbige von dieser Sach Ver-
ständigen für richtig angenommen werden; allein
andere/ so davon keine Wissenschafft/ und in schlech-
ten Zeiten sich allhie aufgehalten haben/ werden geden-
cken ich ginge zu weit mit meiner Rechnung. Darum
bitte ich/ sie wollen dieselbige verbessern/ bis-
hero aber hat sich noch keiner dazu verstehen wollen/
dannenhero ich eurer Sinnligkeit ein Genügen zu
thun/ und eine der Warheit am nechsten beykommen-
de aufzusetzen nicht ermangeln wollen.

Beläufft sich demnach nach meiner Meynung alles
Gold so ins Land kömmt/ und von hieraus anderwerts
verfahren wird/ auf zwey Millionen/ dreymahl hun-
dert tausend Pfund/ drey [@]. gegen tausend Gülden
zu rechnen. Allein es muß von guten Zeiten/ wenn
die Wege offen/ und die Kauffleute ungehindert rei-
sen können verstanden werden. Denn in Krieges-
Zeiten oder wenn die Mohren unter einander uneins
sind/ kommt es nicht auf die Helffte/ da denn die nicht
privilegirten Schiffe trefflich ihren Vortheil in acht
zu nehmen wissen. Gesetzt aber es zöge unsere Com-
pagnie
den fünfften Theil/ würde sie dennoch in bö-
sen Zeiten wenig Nutzen davon haben; im Gegentheil
noch anderwerts gemachte Gewinnste mit hinein
schiessen. Dannenhero hoffe ich man werde in kurtzen
ein oder ander dienliches Mittel aussinnen/ wie man
den nicht privilegirten Schiffen ihren Handel legen
könne. Mich düncket man würde bestens hiezu ge-

lan-
H 3

des Landes Gvinea.
Erfahrenheit/ weil mir dergleichen Poſſen zu unter-
ſchiedlichen mahlen geſpielet worden.

Zwar habe ich meine Rechnung vom Golde ſo von
hier weggefuͤhret wird/ etwas groß gemachet/ nicht
zweiffelnde es werde ſelbige von dieſer Sach Ver-
ſtaͤndigen fuͤr richtig angenommen werden; allein
andere/ ſo davon keine Wiſſenſchafft/ und in ſchlech-
ten Zeiten ſich allhie aufgehalten haben/ werden geden-
cken ich ginge zu weit mit meiner Rechnung. Darum
bitte ich/ ſie wollen dieſelbige verbeſſern/ bis-
hero aber hat ſich noch keiner dazu verſtehen wollen/
dannenhero ich eurer Sinnligkeit ein Genuͤgen zu
thun/ und eine der Warheit am nechſten beykommen-
de aufzuſetzen nicht ermangeln wollen.

Belaͤufft ſich demnach nach meiner Meynung alles
Gold ſo ins Land koͤmmt/ und von hieraus anderwerts
verfahren wird/ auf zwey Millionen/ dreymahl hun-
dert tauſend Pfund/ drey []. gegen tauſend Guͤlden
zu rechnen. Allein es muß von guten Zeiten/ wenn
die Wege offen/ und die Kauffleute ungehindert rei-
ſen koͤnnen verſtanden werden. Denn in Krieges-
Zeiten oder wenn die Mohren unter einander uneins
ſind/ kommt es nicht auf die Helffte/ da denn die nicht
privilegirten Schiffe trefflich ihren Vortheil in acht
zu nehmen wiſſen. Geſetzt aber es zoͤge unſere Com-
pagnie
den fuͤnfften Theil/ wuͤrde ſie dennoch in boͤ-
ſen Zeiten wenig Nutzen davon haben; im Gegentheil
noch anderwerts gemachte Gewinnſte mit hinein
ſchieſſen. Dannenhero hoffe ich man werde in kurtzen
ein oder ander dienliches Mittel ausſinnen/ wie man
den nicht privilegirten Schiffen ihren Handel legen
koͤnne. Mich duͤncket man wuͤrde beſtens hiezu ge-

lan-
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0161" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
Erfahrenheit/ weil mir dergleichen Po&#x017F;&#x017F;en zu unter-<lb/>
&#x017F;chiedlichen mahlen ge&#x017F;pielet worden.</p><lb/>
        <p>Zwar habe ich meine Rechnung vom Golde &#x017F;o von<lb/>
hier weggefu&#x0364;hret wird/ etwas groß gemachet/ nicht<lb/>
zweiffelnde es werde &#x017F;elbige von die&#x017F;er Sach Ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen fu&#x0364;r richtig angenommen werden; allein<lb/>
andere/ &#x017F;o davon keine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ und in &#x017F;chlech-<lb/>
ten Zeiten &#x017F;ich allhie aufgehalten haben/ werden geden-<lb/>
cken ich ginge zu weit mit meiner Rechnung. Darum<lb/>
bitte ich/ &#x017F;ie wollen die&#x017F;elbige verbe&#x017F;&#x017F;ern/ bis-<lb/>
hero aber hat &#x017F;ich noch keiner dazu ver&#x017F;tehen wollen/<lb/>
dannenhero ich eurer Sinnligkeit ein Genu&#x0364;gen zu<lb/>
thun/ und eine der Warheit am nech&#x017F;ten beykommen-<lb/>
de aufzu&#x017F;etzen nicht ermangeln wollen.</p><lb/>
        <p>Bela&#x0364;ufft &#x017F;ich demnach nach meiner Meynung alles<lb/>
Gold &#x017F;o ins Land ko&#x0364;mmt/ und von hieraus anderwerts<lb/>
verfahren wird/ auf zwey Millionen/ dreymahl hun-<lb/>
dert tau&#x017F;end Pfund/ drey <supplied>&#xFFFC;</supplied><note type="editorial">gemeint ist die Einheit Mark</note>. gegen tau&#x017F;end Gu&#x0364;lden<lb/>
zu rechnen. Allein es muß von guten Zeiten/ wenn<lb/>
die Wege offen/ und die Kauffleute ungehindert rei-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nnen ver&#x017F;tanden werden. Denn in Krieges-<lb/>
Zeiten oder wenn die Mohren unter einander uneins<lb/>
&#x017F;ind/ kommt es nicht auf die Helffte/ da denn die nicht<lb/><hi rendition="#aq">privilegi</hi>rten Schiffe trefflich ihren Vortheil in acht<lb/>
zu nehmen wi&#x017F;&#x017F;en. Ge&#x017F;etzt aber es zo&#x0364;ge un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
pagnie</hi> den fu&#x0364;nfften Theil/ wu&#x0364;rde &#x017F;ie dennoch in bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Zeiten wenig Nutzen davon haben; im Gegentheil<lb/>
noch anderwerts gemachte Gewinn&#x017F;te mit hinein<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en. Dannenhero hoffe ich man werde in kurtzen<lb/>
ein oder ander dienliches Mittel aus&#x017F;innen/ wie man<lb/>
den nicht <hi rendition="#aq">privilegir</hi>ten Schiffen ihren Handel legen<lb/>
ko&#x0364;nne. Mich du&#x0364;ncket man wu&#x0364;rde be&#x017F;tens hiezu ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><fw place="bottom" type="catch">lan-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0161] des Landes Gvinea. Erfahrenheit/ weil mir dergleichen Poſſen zu unter- ſchiedlichen mahlen geſpielet worden. Zwar habe ich meine Rechnung vom Golde ſo von hier weggefuͤhret wird/ etwas groß gemachet/ nicht zweiffelnde es werde ſelbige von dieſer Sach Ver- ſtaͤndigen fuͤr richtig angenommen werden; allein andere/ ſo davon keine Wiſſenſchafft/ und in ſchlech- ten Zeiten ſich allhie aufgehalten haben/ werden geden- cken ich ginge zu weit mit meiner Rechnung. Darum bitte ich/ ſie wollen dieſelbige verbeſſern/ bis- hero aber hat ſich noch keiner dazu verſtehen wollen/ dannenhero ich eurer Sinnligkeit ein Genuͤgen zu thun/ und eine der Warheit am nechſten beykommen- de aufzuſetzen nicht ermangeln wollen. Belaͤufft ſich demnach nach meiner Meynung alles Gold ſo ins Land koͤmmt/ und von hieraus anderwerts verfahren wird/ auf zwey Millionen/ dreymahl hun- dert tauſend Pfund/ drey . gegen tauſend Guͤlden zu rechnen. Allein es muß von guten Zeiten/ wenn die Wege offen/ und die Kauffleute ungehindert rei- ſen koͤnnen verſtanden werden. Denn in Krieges- Zeiten oder wenn die Mohren unter einander uneins ſind/ kommt es nicht auf die Helffte/ da denn die nicht privilegirten Schiffe trefflich ihren Vortheil in acht zu nehmen wiſſen. Geſetzt aber es zoͤge unſere Com- pagnie den fuͤnfften Theil/ wuͤrde ſie dennoch in boͤ- ſen Zeiten wenig Nutzen davon haben; im Gegentheil noch anderwerts gemachte Gewinnſte mit hinein ſchieſſen. Dannenhero hoffe ich man werde in kurtzen ein oder ander dienliches Mittel ausſinnen/ wie man den nicht privilegirten Schiffen ihren Handel legen koͤnne. Mich duͤncket man wuͤrde beſtens hiezu ge- lan- H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/161
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/161>, abgerufen am 28.04.2024.