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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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berechnen muß/ welcher hernach eben dergleichen
der Compagnie vorlegen muß/ zu Elmina aber
werden insgemein die Bücher gehalten/ auch ist da-
selbst noch ein Proviant-Meister/ welcher allerhand
flüßige Waaren/ als Wein/ Bier/ Brantewein/
imgleichen allerhand Eß-Waaren/ als Speck/ gesal-
tzen Fleisch/ Erbsen/ Bohnen/ etc. in seiner Verwah-
rung halten/ und sie zu verkauffen suchen muß. So
bald nun der Ober- oder auch einander Kauffmann
mercket/ daß sein Unter-Commissarius, oder Pro-
viant-Meister etwas liederlich umgehe/ muß er darinn
genaueres Einsehen halten; denn sonsten ist er schul-
dig alles dasjenige zu bezahlen was jene verzehret ha-
ben. Und sind noch keine 4. Jahr verflossen/ daß wir
nicht ein Exempel davon gesehen/ zumahlen einer von
meinen Mit-Brüdern/ den ihr gar wohl kennet/ muste
auf solche Weise bey nahe 8000. Gulden so zu sa-
gen für nichtes bezahlen/ muß demnach ein Kauff-
mann welcher solche Leute unter sich hat/ sehr vorsich-
tig seyn/ dafern er nicht in kurtzer Zeit zum verdorbe-
nen Mann werden will. Zwar kan er das Seinige
wieder fordern von dem der es verschwendet/ allein
was wird er zu hoffen haben/ wenn derselbe keine Gü-
ter in Europa hat/ welches etwas seltenes ist von die-
sen Herren; denn ich glaube nicht daß jemand der
Güter genung hätte in Holland zu leben/ hier zu Lan-
de solte wohnen kommen; überdem auch nicht zu ver-
muhten stehet/ daß ihre Eltern in Europa die gemach-
ten Schulden bezahlen werden. Jst dannenhero
solchem betrogenen Kauffmann nichtes mehr übrig/
als daß er seinen Betrüger dem Gericht übergebe zu
gebührender Straffe gezogen zu werden; gleichwol

be-

Beſchreibung
berechnen muß/ welcher hernach eben dergleichen
der Compagnie vorlegen muß/ zu Elmina aber
werden insgemein die Buͤcher gehalten/ auch iſt da-
ſelbſt noch ein Proviant-Meiſter/ welcher allerhand
fluͤßige Waaren/ als Wein/ Bier/ Brantewein/
imgleichen allerhand Eß-Waaren/ als Speck/ geſal-
tzen Fleiſch/ Erbſen/ Bohnen/ ꝛc. in ſeiner Verwah-
rung halten/ und ſie zu verkauffen ſuchen muß. So
bald nun der Ober- oder auch einander Kauffmann
mercket/ daß ſein Unter-Commiſſarius, oder Pro-
viant-Meiſter etwas liederlich umgehe/ muß er darinn
genaueres Einſehen halten; denn ſonſten iſt er ſchul-
dig alles dasjenige zu bezahlen was jene verzehret ha-
ben. Und ſind noch keine 4. Jahr verfloſſen/ daß wir
nicht ein Exempel davon geſehen/ zumahlen einer von
meinen Mit-Bruͤdern/ den ihr gar wohl kennet/ muſte
auf ſolche Weiſe bey nahe 8000. Gulden ſo zu ſa-
gen fuͤr nichtes bezahlen/ muß demnach ein Kauff-
mann welcher ſolche Leute unter ſich hat/ ſehr vorſich-
tig ſeyn/ dafern er nicht in kurtzer Zeit zum verdorbe-
nen Mann werden will. Zwar kan er das Seinige
wieder fordern von dem der es verſchwendet/ allein
was wird er zu hoffen haben/ wenn derſelbe keine Guͤ-
ter in Europa hat/ welches etwas ſeltenes iſt von die-
ſen Herren; denn ich glaube nicht daß jemand der
Guͤter genung haͤtte in Holland zu leben/ hier zu Lan-
de ſolte wohnen kommen; uͤberdem auch nicht zu ver-
muhten ſtehet/ daß ihre Eltern in Europa die gemach-
ten Schulden bezahlen werden. Jſt dannenhero
ſolchem betrogenen Kauffmann nichtes mehr uͤbrig/
als daß er ſeinen Betruͤger dem Gericht uͤbergebe zu
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[122/0166] Beſchreibung berechnen muß/ welcher hernach eben dergleichen der Compagnie vorlegen muß/ zu Elmina aber werden insgemein die Buͤcher gehalten/ auch iſt da- ſelbſt noch ein Proviant-Meiſter/ welcher allerhand fluͤßige Waaren/ als Wein/ Bier/ Brantewein/ imgleichen allerhand Eß-Waaren/ als Speck/ geſal- tzen Fleiſch/ Erbſen/ Bohnen/ ꝛc. in ſeiner Verwah- rung halten/ und ſie zu verkauffen ſuchen muß. So bald nun der Ober- oder auch einander Kauffmann mercket/ daß ſein Unter-Commiſſarius, oder Pro- viant-Meiſter etwas liederlich umgehe/ muß er darinn genaueres Einſehen halten; denn ſonſten iſt er ſchul- dig alles dasjenige zu bezahlen was jene verzehret ha- ben. Und ſind noch keine 4. Jahr verfloſſen/ daß wir nicht ein Exempel davon geſehen/ zumahlen einer von meinen Mit-Bruͤdern/ den ihr gar wohl kennet/ muſte auf ſolche Weiſe bey nahe 8000. Gulden ſo zu ſa- gen fuͤr nichtes bezahlen/ muß demnach ein Kauff- mann welcher ſolche Leute unter ſich hat/ ſehr vorſich- tig ſeyn/ dafern er nicht in kurtzer Zeit zum verdorbe- nen Mann werden will. Zwar kan er das Seinige wieder fordern von dem der es verſchwendet/ allein was wird er zu hoffen haben/ wenn derſelbe keine Guͤ- ter in Europa hat/ welches etwas ſeltenes iſt von die- ſen Herren; denn ich glaube nicht daß jemand der Guͤter genung haͤtte in Holland zu leben/ hier zu Lan- de ſolte wohnen kommen; uͤberdem auch nicht zu ver- muhten ſtehet/ daß ihre Eltern in Europa die gemach- ten Schulden bezahlen werden. Jſt dannenhero ſolchem betrogenen Kauffmann nichtes mehr uͤbrig/ als daß er ſeinen Betruͤger dem Gericht uͤbergebe zu gebuͤhrender Straffe gezogen zu werden; gleichwol be-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/166>, abgerufen am 28.04.2024.