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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
das Regiment auf die nächsten Anverwandten. Bis-
weilen wird auch auf die Geschicklichkeit dieses Erben
gesehen/ ob er nemlich viel Sclaven viel Geld habe/
da dann der Mächtigste vor den rechten Erb-Nach-
folger erkannt und aufgenommen wird. Bey dessen
Wahl oder Antretung der neuen Königl. Regierung
gehet nichts merckwürdiges vor/ sintemahlen bey ih-
nen gar nicht die Gewonheit ist ihn zu kröhnen/ oder
zu huldigen/ sondern bloß und allein den neuen König
dem Volck vorzustellen/ oder denselbigen durchs Land
zu führen/ womit alle Ceremonien ein Ende haben.
Dafern es aber geschiehet/ daß zwey nach der Krohne
stehen/ lässet sich einjeder von seiner Parthey abson-
derlich huldigen/ damit sie sich so vielmehr auf sie ver-
lassen können. Dieses ist noch zu mercken/ daß bey
der Aufnehmung des neuen Königs sowol als in allen
andren wichtigen Unternehmungen geopffert werde.

Die Caboreros oder Oberhäupter betreffend/ ist
der gemeiniglich eine gleiche gewisse Zahl/ deren Stelle/
wenn etwan durch eines oder andern Absterben eine
ledig worden/ nicht so bald wider bekleidet wird/ es sey
denn daß ihrer mehr fehlen/ alsdenn versammlen sie
sich/ und wählen aus dem Volck so viel Persohnen
als nöthig sind/ jederzeit dahin bedacht seynde/ daß sie
albereit zu hohen Jahren gelanget; denn junge Leute
werden zu dergleichen Ehren-Stelle niemahls zuge-
lassen. Derjenige nun/ so da erwehlet wird/ tracti-
ret seine Herren Mittbrüder mit einem Kuchen und
ein oder andern Getränck/ zum schuldigen Danck für
seine Beförderung/ und alsdenn wird er für ein
Mittglied aufgenommen/ und in seiner Ehren-Stelle
bestättiget. Und so wird es im Lande Axim gehalten.

Jn-
L 3

des Landes Gvinea.
das Regiment auf die naͤchſten Anverwandten. Bis-
weilen wird auch auf die Geſchicklichkeit dieſes Erben
geſehen/ ob er nemlich viel Sclaven viel Geld habe/
da dann der Maͤchtigſte vor den rechten Erb-Nach-
folger erkannt und aufgenommen wird. Bey deſſen
Wahl oder Antretung der neuen Koͤnigl. Regierung
gehet nichts merckwuͤrdiges vor/ ſintemahlen bey ih-
nen gar nicht die Gewonheit iſt ihn zu kroͤhnen/ oder
zu huldigen/ ſondern bloß und allein den neuen Koͤnig
dem Volck vorzuſtellen/ oder denſelbigen durchs Land
zu fuͤhren/ womit alle Ceremonien ein Ende haben.
Dafern es aber geſchiehet/ daß zwey nach der Krohne
ſtehen/ laͤſſet ſich einjeder von ſeiner Parthey abſon-
derlich huldigen/ damit ſie ſich ſo vielmehr auf ſie ver-
laſſen koͤnnen. Dieſes iſt noch zu mercken/ daß bey
der Aufnehmung des neuen Koͤnigs ſowol als in allen
andren wichtigen Unternehmungen geopffert werde.

Die Caboreros oder Oberhaͤupter betreffend/ iſt
der gemeiniglich eine gleiche gewiſſe Zahl/ deren Stelle/
wenn etwan durch eines oder andern Abſterben eine
ledig worden/ nicht ſo bald wider bekleidet wird/ es ſey
denn daß ihrer mehr fehlen/ alsdenn verſammlen ſie
ſich/ und waͤhlen aus dem Volck ſo viel Perſohnen
als noͤthig ſind/ jederzeit dahin bedacht ſeynde/ daß ſie
albereit zu hohen Jahren gelanget; denn junge Leute
werden zu dergleichen Ehren-Stelle niemahls zuge-
laſſen. Derjenige nun/ ſo da erwehlet wird/ tracti-
ret ſeine Herren Mittbruͤder mit einem Kuchen und
ein oder andern Getraͤnck/ zum ſchuldigen Danck fuͤr
ſeine Befoͤrderung/ und alsdenn wird er fuͤr ein
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beſtaͤttiget. Und ſo wird es im Lande Axim gehalten.

Jn-
L 3
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[165/0209] des Landes Gvinea. das Regiment auf die naͤchſten Anverwandten. Bis- weilen wird auch auf die Geſchicklichkeit dieſes Erben geſehen/ ob er nemlich viel Sclaven viel Geld habe/ da dann der Maͤchtigſte vor den rechten Erb-Nach- folger erkannt und aufgenommen wird. Bey deſſen Wahl oder Antretung der neuen Koͤnigl. Regierung gehet nichts merckwuͤrdiges vor/ ſintemahlen bey ih- nen gar nicht die Gewonheit iſt ihn zu kroͤhnen/ oder zu huldigen/ ſondern bloß und allein den neuen Koͤnig dem Volck vorzuſtellen/ oder denſelbigen durchs Land zu fuͤhren/ womit alle Ceremonien ein Ende haben. Dafern es aber geſchiehet/ daß zwey nach der Krohne ſtehen/ laͤſſet ſich einjeder von ſeiner Parthey abſon- derlich huldigen/ damit ſie ſich ſo vielmehr auf ſie ver- laſſen koͤnnen. Dieſes iſt noch zu mercken/ daß bey der Aufnehmung des neuen Koͤnigs ſowol als in allen andren wichtigen Unternehmungen geopffert werde. Die Caboreros oder Oberhaͤupter betreffend/ iſt der gemeiniglich eine gleiche gewiſſe Zahl/ deren Stelle/ wenn etwan durch eines oder andern Abſterben eine ledig worden/ nicht ſo bald wider bekleidet wird/ es ſey denn daß ihrer mehr fehlen/ alsdenn verſammlen ſie ſich/ und waͤhlen aus dem Volck ſo viel Perſohnen als noͤthig ſind/ jederzeit dahin bedacht ſeynde/ daß ſie albereit zu hohen Jahren gelanget; denn junge Leute werden zu dergleichen Ehren-Stelle niemahls zuge- laſſen. Derjenige nun/ ſo da erwehlet wird/ tracti- ret ſeine Herren Mittbruͤder mit einem Kuchen und ein oder andern Getraͤnck/ zum ſchuldigen Danck fuͤr ſeine Befoͤrderung/ und alsdenn wird er fuͤr ein Mittglied aufgenommen/ und in ſeiner Ehren-Stelle beſtaͤttiget. Und ſo wird es im Lande Axim gehalten. Jn- L 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/209>, abgerufen am 28.04.2024.