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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
sen Leuten nicht geschiehet; die meisten sind sehr gerin-
gen Herkommens und nichts mehr als Sclaven/ wel-
che nicht anders als durch ihre erworbene Mittel zu
dieser Ehre gelangen/ auch niemanden welcher Geldes
genug hat/ diese Würde versaget ist. Uber dem muß
ein rechtschaffener Edelmann jederzeit bereit seyn/ sei-
nem Könige und Vaterlande zu dienen/ da doch diese
nichts weniger sind/ und bloß auf ihre Schacherey
gedencken. Solten es aber diesem allen ohngeach-
tet/ Edelleute seyn/ oder seyn müssen/ will ich nicht da-
wider streiten/ sondern gerne einwilligen/ in Anse-
hung ich so viel mehr Ehre haben werde/ da ich lange
Jahre her einen solchen Edelmann zu meinen Knecht
gehabt/ ohne die geringste Reflexion auff seinen ade-
lichen Stand zu machen.

Die vierte und fünffte Ordnung unter denen
Mohren/ bestehet aus dem gemeinen Mann und Scla-
ven/ davon nicht nöthig finde eine weitläufftige Be-
schreibung zu geben/ weil ihre Benennung zur Gnüge
das Wesen und Stand solcher Leute andeutet.

Ehe ich von denen Lustigkeiten der Mohren und ih-
rer vornehmsten musicalischen Instrumenten anitzo
Meldung thue/ muß ich zuvor erinnern/ wie sie ihre
Häuser so unbedachtsam an die unangenehmste Örter
anlegen. Wenn wir bauen wollen/ sehen wir jeder-
zeit ob der Ort und dasige Gegend annehmlich sey/ ob
man schöne Aussichten/ schöne Spatziergänge habe/
ob es nahe bey einem schönen Wasser gelegen/ darauf
die Schiffe von einem Ort zum andern forikommen
können/ und dergleichen Sachen die nicht nur zur
Lust als auch Beqvemlichkeit dienen können. Diese
hergegen als unweise und ungehöbelte Leute/ legen

ihre
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des Landes Gvinea.
ſen Leuten nicht geſchiehet; die meiſten ſind ſehr gerin-
gen Herkommens und nichts mehr als Sclaven/ wel-
che nicht anders als durch ihre erworbene Mittel zu
dieſer Ehre gelangen/ auch niemanden welcher Geldes
genug hat/ dieſe Wuͤrde verſaget iſt. Uber dem muß
ein rechtſchaffener Edelmann jederzeit bereit ſeyn/ ſei-
nem Koͤnige und Vaterlande zu dienen/ da doch dieſe
nichts weniger ſind/ und bloß auf ihre Schacherey
gedencken. Solten es aber dieſem allen ohngeach-
tet/ Edelleute ſeyn/ oder ſeyn muͤſſen/ will ich nicht da-
wider ſtreiten/ ſondern gerne einwilligen/ in Anſe-
hung ich ſo viel mehr Ehre haben werde/ da ich lange
Jahre her einen ſolchen Edelmann zu meinen Knecht
gehabt/ ohne die geringſte Reflexion auff ſeinen ade-
lichen Stand zu machen.

Die vierte und fuͤnffte Ordnung unter denen
Mohren/ beſtehet aus dem gemeinen Mann und Scla-
ven/ davon nicht noͤthig finde eine weitlaͤufftige Be-
ſchreibung zu geben/ weil ihre Benennung zur Gnuͤge
das Weſen und Stand ſolcher Leute andeutet.

Ehe ich von denen Luſtigkeiten der Mohren und ih-
rer vornehmſten muſicaliſchen Inſtrumenten anitzo
Meldung thue/ muß ich zuvor erinnern/ wie ſie ihre
Haͤuſer ſo unbedachtſam an die unangenehmſte Oͤrter
anlegen. Wenn wir bauen wollen/ ſehen wir jeder-
zeit ob der Ort und daſige Gegend annehmlich ſey/ ob
man ſchoͤne Ausſichten/ ſchoͤne Spatziergaͤnge habe/
ob es nahe bey einem ſchoͤnen Waſſer gelegen/ darauf
die Schiffe von einem Ort zum andern forikommen
koͤnnen/ und dergleichen Sachen die nicht nur zur
Luſt als auch Beqvemlichkeit dienen koͤnnen. Dieſe
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[169/0213] des Landes Gvinea. ſen Leuten nicht geſchiehet; die meiſten ſind ſehr gerin- gen Herkommens und nichts mehr als Sclaven/ wel- che nicht anders als durch ihre erworbene Mittel zu dieſer Ehre gelangen/ auch niemanden welcher Geldes genug hat/ dieſe Wuͤrde verſaget iſt. Uber dem muß ein rechtſchaffener Edelmann jederzeit bereit ſeyn/ ſei- nem Koͤnige und Vaterlande zu dienen/ da doch dieſe nichts weniger ſind/ und bloß auf ihre Schacherey gedencken. Solten es aber dieſem allen ohngeach- tet/ Edelleute ſeyn/ oder ſeyn muͤſſen/ will ich nicht da- wider ſtreiten/ ſondern gerne einwilligen/ in Anſe- hung ich ſo viel mehr Ehre haben werde/ da ich lange Jahre her einen ſolchen Edelmann zu meinen Knecht gehabt/ ohne die geringſte Reflexion auff ſeinen ade- lichen Stand zu machen. Die vierte und fuͤnffte Ordnung unter denen Mohren/ beſtehet aus dem gemeinen Mann und Scla- ven/ davon nicht noͤthig finde eine weitlaͤufftige Be- ſchreibung zu geben/ weil ihre Benennung zur Gnuͤge das Weſen und Stand ſolcher Leute andeutet. Ehe ich von denen Luſtigkeiten der Mohren und ih- rer vornehmſten muſicaliſchen Inſtrumenten anitzo Meldung thue/ muß ich zuvor erinnern/ wie ſie ihre Haͤuſer ſo unbedachtſam an die unangenehmſte Oͤrter anlegen. Wenn wir bauen wollen/ ſehen wir jeder- zeit ob der Ort und daſige Gegend annehmlich ſey/ ob man ſchoͤne Ausſichten/ ſchoͤne Spatziergaͤnge habe/ ob es nahe bey einem ſchoͤnen Waſſer gelegen/ darauf die Schiffe von einem Ort zum andern forikommen koͤnnen/ und dergleichen Sachen die nicht nur zur Luſt als auch Beqvemlichkeit dienen koͤnnen. Dieſe hergegen als unweiſe und ungehoͤbelte Leute/ legen ihre L 5

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/213>, abgerufen am 28.04.2024.