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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Geld-Straffen erlegen müssen. Dannenhero alle-
zeit die Anfoderung nicht an die Sclaven sondern ihre
Herren geschiehet/ als welche sich müssen gefallen las-
sen alles zu bezahlen was denen Sclaven zuerkannt
worden.

So müssen sie auch vor ihre Kinder und Kindes
Kinder/ nebst ihren nächsten Anverwandten Rede
und Anwort geben/ wiewol wegen der letzteren gemei-
niglich alle Gefreundte zusammen treten/ und einje-
der nach seinem Vermögen etwas hinzu thut/ damit
dem Schuldigen in Ermangelung behörigter Gelder
das Leben nicht abgesprochen/ oder in die Sclaverey
verdammet werde.

Sehet dieses mag genung seyn von dem heyrahten
derer hiesigen Mohren; anitzo wollen wir auch sehen/
wie es diejenige machen/ welche mehr Landwertsein
wohnen/ und wie hart sie die Ehebrecher bestraffen/
denn diese viel ernstlicher und strenger als andre damit
umgehen/ weil die Europäer über sie nichts zu gebie-
ten haben.

So ist demnach nichts ungewöhnliches/ wenn ein
Ehebrecher gäntzlich verdorben und ausser alle Sprün-
ge gesetzet wird/ so daß auch seine Freunde mit darun-
ter leiden müssen; denn wenn es ein bemittelter Mann
ist dessen Frau geschändet/ lässet sich derselbige nicht ge-
nügen/ wenn er den Thäter um alles Seinige bringet/
sondern höret nicht eher auf/ bis er ihm das Leben ge-
nommen. Jst auch der Thäter ein Sclave/ so kan
er dem Tod nicht entgehen/ sondern muß den aller-
schmertzlichsten und allergrausamsten Todt ausstehen/
ohne was noch der Herr an Geld vor dergleichen
Verbrechen bezahlen muß. Und wie die Männer

mit
Q 4

des Landes Gvinea.
Geld-Straffen erlegen muͤſſen. Dannenhero alle-
zeit die Anfoderung nicht an die Sclaven ſondern ihre
Herren geſchiehet/ als welche ſich muͤſſen gefallen laſ-
ſen alles zu bezahlen was denen Sclaven zuerkannt
worden.

So muͤſſen ſie auch vor ihre Kinder und Kindes
Kinder/ nebſt ihren naͤchſten Anverwandten Rede
und Anwort geben/ wiewol wegen der letzteren gemei-
niglich alle Gefreundte zuſammen treten/ und einje-
der nach ſeinem Vermoͤgen etwas hinzu thut/ damit
dem Schuldigen in Ermangelung behoͤrigter Gelder
das Leben nicht abgeſprochen/ oder in die Sclaverey
verdammet werde.

Sehet dieſes mag genung ſeyn von dem heyrahten
derer hieſigen Mohren; anitzo wollen wir auch ſehen/
wie es diejenige machen/ welche mehr Landwertsein
wohnen/ und wie hart ſie die Ehebrecher beſtraffen/
denn dieſe viel ernſtlicher und ſtrenger als andre damit
umgehen/ weil die Europaͤer uͤber ſie nichts zu gebie-
ten haben.

So iſt demnach nichts ungewoͤhnliches/ wenn ein
Ehebrecher gaͤntzlich verdorben und auſſer alle Spruͤn-
ge geſetzet wird/ ſo daß auch ſeine Freunde mit darun-
ter leiden muͤſſen; denn wenn es ein bemittelter Mann
iſt deſſen Frau geſchaͤndet/ laͤſſet ſich derſelbige nicht ge-
nuͤgen/ wenn er den Thaͤter um alles Seinige bringet/
ſondern hoͤret nicht eher auf/ bis er ihm das Leben ge-
nommen. Jſt auch der Thaͤter ein Sclave/ ſo kan
er dem Tod nicht entgehen/ ſondern muß den aller-
ſchmertzlichſten und allergrauſamſten Todt ausſtehen/
ohne was noch der Herr an Geld vor dergleichen
Verbrechen bezahlen muß. Und wie die Maͤnner

mit
Q 4
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[247/0291] des Landes Gvinea. Geld-Straffen erlegen muͤſſen. Dannenhero alle- zeit die Anfoderung nicht an die Sclaven ſondern ihre Herren geſchiehet/ als welche ſich muͤſſen gefallen laſ- ſen alles zu bezahlen was denen Sclaven zuerkannt worden. So muͤſſen ſie auch vor ihre Kinder und Kindes Kinder/ nebſt ihren naͤchſten Anverwandten Rede und Anwort geben/ wiewol wegen der letzteren gemei- niglich alle Gefreundte zuſammen treten/ und einje- der nach ſeinem Vermoͤgen etwas hinzu thut/ damit dem Schuldigen in Ermangelung behoͤrigter Gelder das Leben nicht abgeſprochen/ oder in die Sclaverey verdammet werde. Sehet dieſes mag genung ſeyn von dem heyrahten derer hieſigen Mohren; anitzo wollen wir auch ſehen/ wie es diejenige machen/ welche mehr Landwertsein wohnen/ und wie hart ſie die Ehebrecher beſtraffen/ denn dieſe viel ernſtlicher und ſtrenger als andre damit umgehen/ weil die Europaͤer uͤber ſie nichts zu gebie- ten haben. So iſt demnach nichts ungewoͤhnliches/ wenn ein Ehebrecher gaͤntzlich verdorben und auſſer alle Spruͤn- ge geſetzet wird/ ſo daß auch ſeine Freunde mit darun- ter leiden muͤſſen; denn wenn es ein bemittelter Mann iſt deſſen Frau geſchaͤndet/ laͤſſet ſich derſelbige nicht ge- nuͤgen/ wenn er den Thaͤter um alles Seinige bringet/ ſondern hoͤret nicht eher auf/ bis er ihm das Leben ge- nommen. Jſt auch der Thaͤter ein Sclave/ ſo kan er dem Tod nicht entgehen/ ſondern muß den aller- ſchmertzlichſten und allergrauſamſten Todt ausſtehen/ ohne was noch der Herr an Geld vor dergleichen Verbrechen bezahlen muß. Und wie die Maͤnner mit Q 4

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/291>, abgerufen am 11.05.2024.