Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
thig/ welches der Mühe nicht wehrt seyn dörffte; dan-
nenhero will ich nur so vielsagen/ daß dererkleinen mehr
als zwantzigerley/ durchgehends jedoch sehr schön seynd;
das ärgste ist nur/ daß sie überaus zärtlich und lecker
seyn/ so gar/ daß man selbige nicht füglich unterhalten/
vielweniger in Europa überbringen kan. Sonsten
können sie insgesamt das stehlen nicht wol lassen/ und
scheinet ihnen angebohren zu seyn/ indem ich selbige sehr
artige Streiche habebegehen sehen/ wenn sie entweder
Früchte/ oder insonderheit Milhio rauben wollen.
Erstens nehmen sie ihre Füsse und Arme (daferne sie
also zu nennen) gantz voll Milhio, nicht weniger auch
den Rachen/ und kehren also mit voller Ladung zurück/
da sie allein auf den Hinter-Füssen gehen/ und conti-
nui
rlich springen: halten auch auf beschehene Verfol-
gung was sie im Rachen haben gantz feste/ und werf-
sen das andre weg/ damit sie im lauffen nicht gehindert
werden. Gleichwol ist dieses noch nicht so sehr zu ver-
wundern/ da sie so viel Milhio auf einmahl fortschlep-
pen/ als wenn dieselbe aufs allergenaueste jeden Stamm
von Milhio durchsuchen ob er gut sey oder nicht/ da sie
auf Befindung des letzteren ihn wieder hin werffen und
einen andern ausreissen/ folglich durch ihre närrische
Zärtlichkeit den Land-Früchten mehr Schaden zufü-
gen/ als durch ihren Raub. Diß mag genung seyn
von Affen.

Uberall findet man eine unsägliche Anzahl Eydexsen/
insonderheit auf und längst den Mauren unserer Ve-
stung/ allda sie ihre Nahrung suchen/ und meistens
von Spinnen/ Würmen/ Mücken und andern Un-
gezieffer leben. Es sind derselbigen unterschiedliche
Arten/ einige und zwar die grösten den Schwantz mit-

zurech-

des Landes Gvinea.
thig/ welches der Muͤhe nicht wehrt ſeyn doͤrffte; dan-
nenhero will ich nur ſo vielſagen/ daß dererkleinen mehr
als zwantzigerley/ durchgehends jedoch ſehr ſchoͤn ſeynd;
das aͤrgſte iſt nur/ daß ſie uͤberaus zaͤrtlich und lecker
ſeyn/ ſo gar/ daß man ſelbige nicht fuͤglich unterhalten/
vielweniger in Europa uͤberbringen kan. Sonſten
koͤnnen ſie insgeſamt das ſtehlen nicht wol laſſen/ und
ſcheinet ihnen angebohren zu ſeyn/ indem ich ſelbige ſehr
artige Streiche habebegehen ſehen/ wenn ſie entweder
Fruͤchte/ oder inſonderheit Milhio rauben wollen.
Erſtens nehmen ſie ihre Fuͤſſe und Arme (daferne ſie
alſo zu nennen) gantz voll Milhio, nicht weniger auch
den Rachen/ und kehren alſo mit voller Ladung zuruͤck/
da ſie allein auf den Hinter-Fuͤſſen gehen/ und conti-
nui
rlich ſpringen: halten auch auf beſchehene Verfol-
gung was ſie im Rachen haben gantz feſte/ und werf-
ſen das andre weg/ damit ſie im lauffen nicht gehindert
werden. Gleichwol iſt dieſes noch nicht ſo ſehr zu ver-
wundern/ da ſie ſo viel Milhio auf einmahl fortſchlep-
pen/ als wenn dieſelbe aufs allergenaueſte jeden Stam̃
von Milhio durchſuchen ob er gut ſey oder nicht/ da ſie
auf Befindung des letzteren ihn wieder hin werffen und
einen andern ausreiſſen/ folglich durch ihre naͤrriſche
Zaͤrtlichkeit den Land-Fruͤchten mehr Schaden zufuͤ-
gen/ als durch ihren Raub. Diß mag genung ſeyn
von Affen.

Uberall findet man eine unſaͤgliche Anzahl Eydexſen/
inſonderheit auf und laͤngſt den Mauren unſerer Ve-
ſtung/ allda ſie ihre Nahrung ſuchen/ und meiſtens
von Spinnen/ Wuͤrmen/ Muͤcken und andern Un-
gezieffer leben. Es ſind derſelbigen unterſchiedliche
Arten/ einige und zwar die groͤſten den Schwantz mit-

zurech-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0349" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
thig/ welches der Mu&#x0364;he nicht wehrt &#x017F;eyn do&#x0364;rffte; dan-<lb/>
nenhero will ich nur &#x017F;o viel&#x017F;agen/ daß dererkleinen mehr<lb/>
als zwantzigerley/ durchgehends jedoch &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;eynd;<lb/>
das a&#x0364;rg&#x017F;te i&#x017F;t nur/ daß &#x017F;ie u&#x0364;beraus za&#x0364;rtlich und lecker<lb/>
&#x017F;eyn/ &#x017F;o gar/ daß man &#x017F;elbige nicht fu&#x0364;glich unterhalten/<lb/>
vielweniger in <hi rendition="#aq">Europa</hi> u&#x0364;berbringen kan. Son&#x017F;ten<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ie insge&#x017F;amt das &#x017F;tehlen nicht wol la&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
&#x017F;cheinet ihnen angebohren zu &#x017F;eyn/ indem ich &#x017F;elbige &#x017F;ehr<lb/>
artige Streiche habebegehen &#x017F;ehen/ wenn &#x017F;ie entweder<lb/>
Fru&#x0364;chte/ oder in&#x017F;onderheit <hi rendition="#aq">Milhio</hi> rauben wollen.<lb/>
Er&#x017F;tens nehmen &#x017F;ie ihre Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Arme (daferne &#x017F;ie<lb/>
al&#x017F;o zu nennen) gantz voll <hi rendition="#aq">Milhio,</hi> nicht weniger auch<lb/>
den Rachen/ und kehren al&#x017F;o mit voller Ladung zuru&#x0364;ck/<lb/>
da &#x017F;ie allein auf den Hinter-Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gehen/ und <hi rendition="#aq">conti-<lb/>
nui</hi>rlich &#x017F;pringen: halten auch auf be&#x017F;chehene Verfol-<lb/>
gung was &#x017F;ie im Rachen haben gantz fe&#x017F;te/ und werf-<lb/>
&#x017F;en das andre weg/ damit &#x017F;ie im lauffen nicht gehindert<lb/>
werden. Gleichwol i&#x017F;t die&#x017F;es noch nicht &#x017F;o &#x017F;ehr zu ver-<lb/>
wundern/ da &#x017F;ie &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">Milhio</hi> auf einmahl fort&#x017F;chlep-<lb/>
pen/ als wenn die&#x017F;elbe aufs allergenaue&#x017F;te jeden Stam&#x0303;<lb/>
von <hi rendition="#aq">Milhio</hi> durch&#x017F;uchen ob er gut &#x017F;ey oder nicht/ da &#x017F;ie<lb/>
auf Befindung des letzteren ihn wieder hin werffen und<lb/>
einen andern ausrei&#x017F;&#x017F;en/ folglich durch ihre na&#x0364;rri&#x017F;che<lb/>
Za&#x0364;rtlichkeit den Land-Fru&#x0364;chten mehr Schaden zufu&#x0364;-<lb/>
gen/ als durch ihren Raub. Diß mag genung &#x017F;eyn<lb/>
von Affen.</p><lb/>
        <p>Uberall findet man eine un&#x017F;a&#x0364;gliche Anzahl Eydex&#x017F;en/<lb/>
in&#x017F;onderheit auf und la&#x0364;ng&#x017F;t den Mauren un&#x017F;erer Ve-<lb/>
&#x017F;tung/ allda &#x017F;ie ihre Nahrung &#x017F;uchen/ und mei&#x017F;tens<lb/>
von Spinnen/ Wu&#x0364;rmen/ Mu&#x0364;cken und andern Un-<lb/>
gezieffer leben. Es &#x017F;ind der&#x017F;elbigen unter&#x017F;chiedliche<lb/>
Arten/ einige und zwar die gro&#x0364;&#x017F;ten den Schwantz mit-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zurech-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0349] des Landes Gvinea. thig/ welches der Muͤhe nicht wehrt ſeyn doͤrffte; dan- nenhero will ich nur ſo vielſagen/ daß dererkleinen mehr als zwantzigerley/ durchgehends jedoch ſehr ſchoͤn ſeynd; das aͤrgſte iſt nur/ daß ſie uͤberaus zaͤrtlich und lecker ſeyn/ ſo gar/ daß man ſelbige nicht fuͤglich unterhalten/ vielweniger in Europa uͤberbringen kan. Sonſten koͤnnen ſie insgeſamt das ſtehlen nicht wol laſſen/ und ſcheinet ihnen angebohren zu ſeyn/ indem ich ſelbige ſehr artige Streiche habebegehen ſehen/ wenn ſie entweder Fruͤchte/ oder inſonderheit Milhio rauben wollen. Erſtens nehmen ſie ihre Fuͤſſe und Arme (daferne ſie alſo zu nennen) gantz voll Milhio, nicht weniger auch den Rachen/ und kehren alſo mit voller Ladung zuruͤck/ da ſie allein auf den Hinter-Fuͤſſen gehen/ und conti- nuirlich ſpringen: halten auch auf beſchehene Verfol- gung was ſie im Rachen haben gantz feſte/ und werf- ſen das andre weg/ damit ſie im lauffen nicht gehindert werden. Gleichwol iſt dieſes noch nicht ſo ſehr zu ver- wundern/ da ſie ſo viel Milhio auf einmahl fortſchlep- pen/ als wenn dieſelbe aufs allergenaueſte jeden Stam̃ von Milhio durchſuchen ob er gut ſey oder nicht/ da ſie auf Befindung des letzteren ihn wieder hin werffen und einen andern ausreiſſen/ folglich durch ihre naͤrriſche Zaͤrtlichkeit den Land-Fruͤchten mehr Schaden zufuͤ- gen/ als durch ihren Raub. Diß mag genung ſeyn von Affen. Uberall findet man eine unſaͤgliche Anzahl Eydexſen/ inſonderheit auf und laͤngſt den Mauren unſerer Ve- ſtung/ allda ſie ihre Nahrung ſuchen/ und meiſtens von Spinnen/ Wuͤrmen/ Muͤcken und andern Un- gezieffer leben. Es ſind derſelbigen unterſchiedliche Arten/ einige und zwar die groͤſten den Schwantz mit- zurech-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/349
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/349>, abgerufen am 12.05.2024.