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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
fressen würde/ indem sie einander mit der grösten Fu-
rie
anfallen/ auch mit ihrem Schwantz welchen sie mit
den Kopf über den Wasser halten/ so entsetzliche Strei-
che einander versetzen/ daß das gantze Meer darvon
rauschet.

Es muß aber ein solcher Hay oder Requiem wenn
er seine Beute erhaschen will/ sich gantz umkehren und
auf den Rücken legen/ weil sein Schlund gerade un-
ter dem Kopff/ und von dem Rüssel in etwas entfernet
ist/ so daß er von oben unmöglich etwas berühren/
vielweniger einschlucken könne.

Wenn sie gefangen werden/ und zwar mit einem
Thau über Boort geworffen/ muß man ziemlich weit
davon seyn/ denn sonsten er ohne der scharffen Zähne/
mit dem Schwantz darinn er grosse Stärcke hat/ un-
gemeine Schläge austheilen kan.

Daß sie aber in dem Gold Lande denen Menschen
nichts böses thun/ glaube ich daher zu kommen/ weil
allda gnugsames Fraßwerck von unterschiedlichen klei-
nen Fischen zu finden/ hergegen in Ardra und Fida
dergleichen nicht bekommen/ folglich an die Menschen
sich machen müssen/ im Fall sie nicht Hungers sterben
wollen/ sie müssen auch trefflichen Geschmack darin-
nen finden/ weil sie unsern dort absegelnden Schiffen
3. bis 4. Wochen lang in der Nähe folgen/ um zu se-
hen ob nicht irgend ein oder ander Sclave über Boort
springen muß.

Ohngeachtet daß nun oberwehnte Thiere so gefräs-
sig und so gefährlich seyn wie ihr vernommen/ hat man
mir nichts destoweniger folgende Historie vor gantz ge-
wisse Wahrheit erzehlen wollen. Daß nemlich zu

Ca-

des Landes Gvinea.
freſſen wuͤrde/ indem ſie einander mit der groͤſten Fu-
rie
anfallen/ auch mit ihrem Schwantz welchen ſie mit
den Kopf uͤber den Waſſer halten/ ſo entſetzliche Strei-
che einander verſetzen/ daß das gantze Meer darvon
rauſchet.

Es muß aber ein ſolcher Hay oder Requiem wenn
er ſeine Beute erhaſchen will/ ſich gantz umkehren und
auf den Ruͤcken legen/ weil ſein Schlund gerade un-
ter dem Kopff/ und von dem Ruͤſſel in etwas entfernet
iſt/ ſo daß er von oben unmoͤglich etwas beruͤhren/
vielweniger einſchlucken koͤnne.

Wenn ſie gefangen werden/ und zwar mit einem
Thau uͤber Boort geworffen/ muß man ziemlich weit
davon ſeyn/ denn ſonſten er ohne der ſcharffen Zaͤhne/
mit dem Schwantz darinn er groſſe Staͤrcke hat/ un-
gemeine Schlaͤge austheilen kan.

Daß ſie aber in dem Gold Lande denen Menſchen
nichts boͤſes thun/ glaube ich daher zu kommen/ weil
allda gnugſames Fraßwerck von unterſchiedlichen klei-
nen Fiſchen zu finden/ hergegen in Ardra und Fida
dergleichen nicht bekommen/ folglich an die Menſchen
ſich machen muͤſſen/ im Fall ſie nicht Hungers ſterben
wollen/ ſie muͤſſen auch trefflichen Geſchmack darin-
nen finden/ weil ſie unſern dort abſegelnden Schiffen
3. bis 4. Wochen lang in der Naͤhe folgen/ um zu ſe-
hen ob nicht irgend ein oder ander Sclave uͤber Boort
ſpringen muß.

Ohngeachtet daß nun oberwehnte Thiere ſo gefraͤſ-
ſig und ſo gefaͤhrlich ſeyn wie ihr vernommen/ hat man
mir nichts deſtoweniger folgende Hiſtorie vor gantz ge-
wiſſe Wahrheit erzehlen wollen. Daß nemlich zu

Ca-
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[335/0387] des Landes Gvinea. freſſen wuͤrde/ indem ſie einander mit der groͤſten Fu- rie anfallen/ auch mit ihrem Schwantz welchen ſie mit den Kopf uͤber den Waſſer halten/ ſo entſetzliche Strei- che einander verſetzen/ daß das gantze Meer darvon rauſchet. Es muß aber ein ſolcher Hay oder Requiem wenn er ſeine Beute erhaſchen will/ ſich gantz umkehren und auf den Ruͤcken legen/ weil ſein Schlund gerade un- ter dem Kopff/ und von dem Ruͤſſel in etwas entfernet iſt/ ſo daß er von oben unmoͤglich etwas beruͤhren/ vielweniger einſchlucken koͤnne. Wenn ſie gefangen werden/ und zwar mit einem Thau uͤber Boort geworffen/ muß man ziemlich weit davon ſeyn/ denn ſonſten er ohne der ſcharffen Zaͤhne/ mit dem Schwantz darinn er groſſe Staͤrcke hat/ un- gemeine Schlaͤge austheilen kan. Daß ſie aber in dem Gold Lande denen Menſchen nichts boͤſes thun/ glaube ich daher zu kommen/ weil allda gnugſames Fraßwerck von unterſchiedlichen klei- nen Fiſchen zu finden/ hergegen in Ardra und Fida dergleichen nicht bekommen/ folglich an die Menſchen ſich machen muͤſſen/ im Fall ſie nicht Hungers ſterben wollen/ ſie muͤſſen auch trefflichen Geſchmack darin- nen finden/ weil ſie unſern dort abſegelnden Schiffen 3. bis 4. Wochen lang in der Naͤhe folgen/ um zu ſe- hen ob nicht irgend ein oder ander Sclave uͤber Boort ſpringen muß. Ohngeachtet daß nun oberwehnte Thiere ſo gefraͤſ- ſig und ſo gefaͤhrlich ſeyn wie ihr vernommen/ hat man mir nichts deſtoweniger folgende Hiſtorie vor gantz ge- wiſſe Wahrheit erzehlen wollen. Daß nemlich zu Ca-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/387>, abgerufen am 13.05.2024.