Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Erleuchtung, die jedem Puncte des Bildes im Auge zu Theil wird,
geringer. War zum Beispiel in dem vorhin angeführten 25 fußi-
gen Spiegeltelescope 9260 mal so viel Licht gesammelt, als bei
einer der Pupille gleichen Oeffnung statt fände, aber der Gegen-
stand erschiene unter einem 100 mal so großen Sehewinkel, sein
Bild nähme (was dasselbe ist,) den 10000 fachen Raum auf der
Netzhaut ein, in Vergleichung gegen den bei unbewaffnetem Auge
durch das Licht gereitzten Raum; so ist die Erleuchtung für jeden
einzelnen Punct des Bildes nur dessen, was sie ohne Instru-
ment war; nehmen wir eine 200 malige Vergrößerung, so ist diese
Intensität der Licht-Erscheinung in jedem Puncte nur oder
und nimmt mit jeder stärkeren Vergrößerung ab. Daß wir
dessen ungeachtet mit einem sehr lichtstarken Instrumente auch
schwach erleuchtete Gegenstände besser erkennen, ist gleichwohl rich-
tig, indem bei schwacher Erleuchtung doch die unter größerem Se-
hewinkel erscheinenden Gegenstände besser gesehen werden. Wenn
ein Instrument wenig Lichtstärke hat, so wird man aller Vergröße-
rung ungeachtet bei anfangender Dämmerung die Gegenstände nicht
mehr unterscheiden, weniger sogar als mit bloßem Auge; bei einem
lichtstarken Instrumente wird der Dienst, den das Instrument uns,
selbst bei anfangender Dämmerung, leistet, merklich werden, indem
zwar die Erleuchtung eines jeden Punctes des Bildes schwächer als
bei bloßem Auge ist, aber nicht in dem Maaße, daß nicht der Vor-
theil der Vergrößerung das Uebergewicht behielte.

Auf diese Berechnung der Helligkeit des Bildes im Auge be-
ruht ein von Herschel angewandtes Mittel, den Glanz der Sterne
zu vergleichen. Hat man nämlich zwei gleiche Fernröhre, die ei-
nerlei Stern, so gut das bald durch das eine, bald durch das andre
Fernrohr blickende Auge es zu schätzen im Stande ist, genau gleich
zeigen; so richtet man nun das eine auf einen kleineren Stern, wäh-
rend das andre auf einen größern gerichtet bleibt; man verklei-
nert alsdann durch vorgelegte Ringe die Oeffnung des andern so
weit, bis der hellere Stern durch dieses gesehen dem dunkleren
Sterne durch jenes gesehen gleich ist. Fände sich nun, daß die
Oeffnung nur den halben Durchmesser, also das Viertel der Größe,
behalten hätte, so würde man das Licht des minder helleren dem
Viertel des Lichtes des helleren gleich schätzen und so ferner.


Erleuchtung, die jedem Puncte des Bildes im Auge zu Theil wird,
geringer. War zum Beiſpiel in dem vorhin angefuͤhrten 25 fußi-
gen Spiegelteleſcope 9260 mal ſo viel Licht geſammelt, als bei
einer der Pupille gleichen Oeffnung ſtatt faͤnde, aber der Gegen-
ſtand erſchiene unter einem 100 mal ſo großen Sehewinkel, ſein
Bild naͤhme (was daſſelbe iſt,) den 10000 fachen Raum auf der
Netzhaut ein, in Vergleichung gegen den bei unbewaffnetem Auge
durch das Licht gereitzten Raum; ſo iſt die Erleuchtung fuͤr jeden
einzelnen Punct des Bildes nur deſſen, was ſie ohne Inſtru-
ment war; nehmen wir eine 200 malige Vergroͤßerung, ſo iſt dieſe
Intenſitaͤt der Licht-Erſcheinung in jedem Puncte nur oder
und nimmt mit jeder ſtaͤrkeren Vergroͤßerung ab. Daß wir
deſſen ungeachtet mit einem ſehr lichtſtarken Inſtrumente auch
ſchwach erleuchtete Gegenſtaͤnde beſſer erkennen, iſt gleichwohl rich-
tig, indem bei ſchwacher Erleuchtung doch die unter groͤßerem Se-
hewinkel erſcheinenden Gegenſtaͤnde beſſer geſehen werden. Wenn
ein Inſtrument wenig Lichtſtaͤrke hat, ſo wird man aller Vergroͤße-
rung ungeachtet bei anfangender Daͤmmerung die Gegenſtaͤnde nicht
mehr unterſcheiden, weniger ſogar als mit bloßem Auge; bei einem
lichtſtarken Inſtrumente wird der Dienſt, den das Inſtrument uns,
ſelbſt bei anfangender Daͤmmerung, leiſtet, merklich werden, indem
zwar die Erleuchtung eines jeden Punctes des Bildes ſchwaͤcher als
bei bloßem Auge iſt, aber nicht in dem Maaße, daß nicht der Vor-
theil der Vergroͤßerung das Uebergewicht behielte.

Auf dieſe Berechnung der Helligkeit des Bildes im Auge be-
ruht ein von Herſchel angewandtes Mittel, den Glanz der Sterne
zu vergleichen. Hat man naͤmlich zwei gleiche Fernroͤhre, die ei-
nerlei Stern, ſo gut das bald durch das eine, bald durch das andre
Fernrohr blickende Auge es zu ſchaͤtzen im Stande iſt, genau gleich
zeigen; ſo richtet man nun das eine auf einen kleineren Stern, waͤh-
rend das andre auf einen groͤßern gerichtet bleibt; man verklei-
nert alsdann durch vorgelegte Ringe die Oeffnung des andern ſo
weit, bis der hellere Stern durch dieſes geſehen dem dunkleren
Sterne durch jenes geſehen gleich iſt. Faͤnde ſich nun, daß die
Oeffnung nur den halben Durchmeſſer, alſo das Viertel der Groͤße,
behalten haͤtte, ſo wuͤrde man das Licht des minder helleren dem
Viertel des Lichtes des helleren gleich ſchaͤtzen und ſo ferner.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0171" n="157"/>
Erleuchtung, die jedem Puncte des                         Bildes im Auge zu Theil wird,<lb/>
geringer. War zum Bei&#x017F;piel in                         dem vorhin angefu&#x0364;hrten 25 fußi-<lb/>
gen                         Spiegeltele&#x017F;cope 9260 mal &#x017F;o viel Licht                         ge&#x017F;ammelt, als bei<lb/>
einer der Pupille gleichen Oeffnung                         &#x017F;tatt fa&#x0364;nde, aber der Gegen-<lb/>
&#x017F;tand                         er&#x017F;chiene unter einem 100 mal &#x017F;o großen Sehewinkel,                         &#x017F;ein<lb/>
Bild na&#x0364;hme (was                         da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t,) den 10000 fachen Raum auf                         der<lb/>
Netzhaut ein, in Vergleichung gegen den bei unbewaffnetem                         Auge<lb/>
durch das Licht gereitzten Raum; &#x017F;o i&#x017F;t die                         Erleuchtung fu&#x0364;r jeden<lb/>
einzelnen Punct des Bildes nur <formula notation="TeX">\frac{926}{1000}</formula> de&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie ohne                         In&#x017F;tru-<lb/>
ment war; nehmen wir eine 200 malige                         Vergro&#x0364;ßerung, &#x017F;o i&#x017F;t                         die&#x017F;e<lb/>
Inten&#x017F;ita&#x0364;t der                         Licht-Er&#x017F;cheinung in jedem Puncte nur <formula notation="TeX">\frac{926}{4000}</formula> oder<lb/><formula notation="TeX">\frac{231}{1000}</formula> und nimmt mit jeder &#x017F;ta&#x0364;rkeren                         Vergro&#x0364;ßerung ab. Daß wir<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en                         ungeachtet mit einem &#x017F;ehr licht&#x017F;tarken                         In&#x017F;trumente auch<lb/>
&#x017F;chwach erleuchtete                         Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde be&#x017F;&#x017F;er erkennen,                         i&#x017F;t gleichwohl rich-<lb/>
tig, indem bei &#x017F;chwacher                         Erleuchtung doch die unter gro&#x0364;ßerem Se-<lb/>
hewinkel                         er&#x017F;cheinenden Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde                         be&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;ehen werden. Wenn<lb/>
ein                         In&#x017F;trument wenig Licht&#x017F;ta&#x0364;rke hat,                         &#x017F;o wird man aller Vergro&#x0364;ße-<lb/>
rung ungeachtet bei                         anfangender Da&#x0364;mmerung die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde                         nicht<lb/>
mehr unter&#x017F;cheiden, weniger &#x017F;ogar als mit                         bloßem Auge; bei einem<lb/>
licht&#x017F;tarken In&#x017F;trumente                         wird der Dien&#x017F;t, den das In&#x017F;trument                         uns,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bei anfangender Da&#x0364;mmerung,                         lei&#x017F;tet, merklich werden, indem<lb/>
zwar die Erleuchtung eines                         jeden Punctes des Bildes &#x017F;chwa&#x0364;cher als<lb/>
bei bloßem                         Auge i&#x017F;t, aber nicht in dem Maaße, daß nicht der Vor-<lb/>
theil                         der Vergro&#x0364;ßerung das Uebergewicht behielte.</p><lb/>
          <p>Auf die&#x017F;e Berechnung der Helligkeit des Bildes im Auge                         be-<lb/>
ruht ein von <hi rendition="#g">Her&#x017F;chel</hi> angewandtes                         Mittel, den Glanz der Sterne<lb/>
zu vergleichen. Hat man na&#x0364;mlich                         zwei gleiche Fernro&#x0364;hre, die ei-<lb/>
nerlei Stern, &#x017F;o                         gut das bald durch das eine, bald durch das andre<lb/>
Fernrohr blickende                         Auge es zu &#x017F;cha&#x0364;tzen im Stande i&#x017F;t, genau                         gleich<lb/>
zeigen; &#x017F;o richtet man nun das eine auf einen                         kleineren Stern, wa&#x0364;h-<lb/>
rend das andre auf einen                         gro&#x0364;ßern gerichtet bleibt; man verklei-<lb/>
nert alsdann durch                         vorgelegte Ringe die Oeffnung des andern &#x017F;o<lb/>
weit, bis der                         hellere Stern durch die&#x017F;es ge&#x017F;ehen dem                         dunkleren<lb/>
Sterne durch jenes ge&#x017F;ehen gleich i&#x017F;t.                         Fa&#x0364;nde &#x017F;ich nun, daß die<lb/>
Oeffnung nur den halben                         Durchme&#x017F;&#x017F;er, al&#x017F;o das Viertel der                         Gro&#x0364;ße,<lb/>
behalten ha&#x0364;tte, &#x017F;o                         wu&#x0364;rde man das Licht des minder helleren dem<lb/>
Viertel des                         Lichtes des helleren gleich &#x017F;cha&#x0364;tzen und                         &#x017F;o ferner.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0171] Erleuchtung, die jedem Puncte des Bildes im Auge zu Theil wird, geringer. War zum Beiſpiel in dem vorhin angefuͤhrten 25 fußi- gen Spiegelteleſcope 9260 mal ſo viel Licht geſammelt, als bei einer der Pupille gleichen Oeffnung ſtatt faͤnde, aber der Gegen- ſtand erſchiene unter einem 100 mal ſo großen Sehewinkel, ſein Bild naͤhme (was daſſelbe iſt,) den 10000 fachen Raum auf der Netzhaut ein, in Vergleichung gegen den bei unbewaffnetem Auge durch das Licht gereitzten Raum; ſo iſt die Erleuchtung fuͤr jeden einzelnen Punct des Bildes nur [FORMEL] deſſen, was ſie ohne Inſtru- ment war; nehmen wir eine 200 malige Vergroͤßerung, ſo iſt dieſe Intenſitaͤt der Licht-Erſcheinung in jedem Puncte nur [FORMEL] oder [FORMEL] und nimmt mit jeder ſtaͤrkeren Vergroͤßerung ab. Daß wir deſſen ungeachtet mit einem ſehr lichtſtarken Inſtrumente auch ſchwach erleuchtete Gegenſtaͤnde beſſer erkennen, iſt gleichwohl rich- tig, indem bei ſchwacher Erleuchtung doch die unter groͤßerem Se- hewinkel erſcheinenden Gegenſtaͤnde beſſer geſehen werden. Wenn ein Inſtrument wenig Lichtſtaͤrke hat, ſo wird man aller Vergroͤße- rung ungeachtet bei anfangender Daͤmmerung die Gegenſtaͤnde nicht mehr unterſcheiden, weniger ſogar als mit bloßem Auge; bei einem lichtſtarken Inſtrumente wird der Dienſt, den das Inſtrument uns, ſelbſt bei anfangender Daͤmmerung, leiſtet, merklich werden, indem zwar die Erleuchtung eines jeden Punctes des Bildes ſchwaͤcher als bei bloßem Auge iſt, aber nicht in dem Maaße, daß nicht der Vor- theil der Vergroͤßerung das Uebergewicht behielte. Auf dieſe Berechnung der Helligkeit des Bildes im Auge be- ruht ein von Herſchel angewandtes Mittel, den Glanz der Sterne zu vergleichen. Hat man naͤmlich zwei gleiche Fernroͤhre, die ei- nerlei Stern, ſo gut das bald durch das eine, bald durch das andre Fernrohr blickende Auge es zu ſchaͤtzen im Stande iſt, genau gleich zeigen; ſo richtet man nun das eine auf einen kleineren Stern, waͤh- rend das andre auf einen groͤßern gerichtet bleibt; man verklei- nert alsdann durch vorgelegte Ringe die Oeffnung des andern ſo weit, bis der hellere Stern durch dieſes geſehen dem dunkleren Sterne durch jenes geſehen gleich iſt. Faͤnde ſich nun, daß die Oeffnung nur den halben Durchmeſſer, alſo das Viertel der Groͤße, behalten haͤtte, ſo wuͤrde man das Licht des minder helleren dem Viertel des Lichtes des helleren gleich ſchaͤtzen und ſo ferner.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/171
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/171>, abgerufen am 27.04.2024.