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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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gativ electrisirt und blieb die untere in Verbindung mit der Erde,
so erkannte Hildebrandt deutlich einen stärkern aus der untern
Kugel kommenden, und einen schwächern aus der obern Kugel
kommenden Strahl, beide violett, die sich begegneten.

Mehr oder minder deutlich gehen diese Erscheinungen jedes
Mal hervor, so oft man das Ausströmen der Electricität in einen
luftleeren Raum statt finden läßt. Die Farben des Lichtes im
luftleeren Raume sind ungleich, und dieses hängt nach Davy's
genauen Versuchen von der Beschaffenheit der Dämpfe ab, mit
welchen die verdünnte Luft gefüllt ist.

Davy bediente sich zu diesen Versuchen (Fig. 91.) einer
gebogenen Glasröhre A B C, die vermittelst der bei C angeschraub-
ten Röhre mit einer Luftpumpe in Verbindung gesetzt ward. Die
Glasröhre ward mit ausgekochtem Quecksilber gefüllt, so daß bei
A nicht die geringste Luftblase übrig blieb; dann ward die Luft
bei C ausgepumpt, so daß durch das Sinken des Quecksilbers in
der Röhre BA ein luftleerer Raum AD entstand; die Röhre C
wurde hierauf durch einen Hahn fest verschlossen und von der Luft-
pumpe abgenommen. Indem man nun das Quecksilber in der
Röhre BCD erhitzte, konnte man den Raum AD über dem Queck-
silber mit Quecksilberdämpfen von größerer oder geringerer Dich-
tigkeit füllen; und da ein bei A eingeschmelzter Drath erlaubte,
die Electricität durch den Raum AD fließen zu lassen, so konnte
man die Licht-Erscheinungen unter verschiedenen Umständen beob-
achten. Bei jedem dem luftleeren Raume zugeführten Funken
strömte die Electricität durch diesen über, und wenn das Glas zum
Theil von außen belegt war, so nahm diese Belegung eine Ladung
an. Das Licht der überströmenden Electricität war am lebhaftesten
und von schöner grüner Farbe, wenn das Quecksilber sehr erhitzt
war, also die Dämpfe einen bedeutenden Grad von Dichtigkeit be-
saßen; die Intensität des Lichtes nahm ab, wenn die Wärme
geringer ward und bei einer Abkühlung bis 25° Cent. unter Null
blieb kaum noch eine Spur von Licht, bei völliger Entfernung
aller andern Erleuchtung, sichtbar. Wenn man bei der Erschei-
nung des grünen Lichtes etwas atmosphärische Luft in den mit
Quecksilberdämpfen erfüllten Raum gelangen ließ, so ward die

gativ electriſirt und blieb die untere in Verbindung mit der Erde,
ſo erkannte Hildebrandt deutlich einen ſtaͤrkern aus der untern
Kugel kommenden, und einen ſchwaͤchern aus der obern Kugel
kommenden Strahl, beide violett, die ſich begegneten.

Mehr oder minder deutlich gehen dieſe Erſcheinungen jedes
Mal hervor, ſo oft man das Ausſtroͤmen der Electricitaͤt in einen
luftleeren Raum ſtatt finden laͤßt. Die Farben des Lichtes im
luftleeren Raume ſind ungleich, und dieſes haͤngt nach Davy's
genauen Verſuchen von der Beſchaffenheit der Daͤmpfe ab, mit
welchen die verduͤnnte Luft gefuͤllt iſt.

Davy bediente ſich zu dieſen Verſuchen (Fig. 91.) einer
gebogenen Glasroͤhre A B C, die vermittelſt der bei C angeſchraub-
ten Roͤhre mit einer Luftpumpe in Verbindung geſetzt ward. Die
Glasroͤhre ward mit ausgekochtem Queckſilber gefuͤllt, ſo daß bei
A nicht die geringſte Luftblaſe uͤbrig blieb; dann ward die Luft
bei C ausgepumpt, ſo daß durch das Sinken des Queckſilbers in
der Roͤhre BA ein luftleerer Raum AD entſtand; die Roͤhre C
wurde hierauf durch einen Hahn feſt verſchloſſen und von der Luft-
pumpe abgenommen. Indem man nun das Queckſilber in der
Roͤhre BCD erhitzte, konnte man den Raum AD uͤber dem Queck-
ſilber mit Queckſilberdaͤmpfen von groͤßerer oder geringerer Dich-
tigkeit fuͤllen; und da ein bei A eingeſchmelzter Drath erlaubte,
die Electricitaͤt durch den Raum AD fließen zu laſſen, ſo konnte
man die Licht-Erſcheinungen unter verſchiedenen Umſtaͤnden beob-
achten. Bei jedem dem luftleeren Raume zugefuͤhrten Funken
ſtroͤmte die Electricitaͤt durch dieſen uͤber, und wenn das Glas zum
Theil von außen belegt war, ſo nahm dieſe Belegung eine Ladung
an. Das Licht der uͤberſtroͤmenden Electricitaͤt war am lebhafteſten
und von ſchoͤner gruͤner Farbe, wenn das Queckſilber ſehr erhitzt
war, alſo die Daͤmpfe einen bedeutenden Grad von Dichtigkeit be-
ſaßen; die Intenſitaͤt des Lichtes nahm ab, wenn die Waͤrme
geringer ward und bei einer Abkuͤhlung bis 25° Cent. unter Null
blieb kaum noch eine Spur von Licht, bei voͤlliger Entfernung
aller andern Erleuchtung, ſichtbar. Wenn man bei der Erſchei-
nung des gruͤnen Lichtes etwas atmoſphaͤriſche Luft in den mit
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[296/0310] gativ electriſirt und blieb die untere in Verbindung mit der Erde, ſo erkannte Hildebrandt deutlich einen ſtaͤrkern aus der untern Kugel kommenden, und einen ſchwaͤchern aus der obern Kugel kommenden Strahl, beide violett, die ſich begegneten. Mehr oder minder deutlich gehen dieſe Erſcheinungen jedes Mal hervor, ſo oft man das Ausſtroͤmen der Electricitaͤt in einen luftleeren Raum ſtatt finden laͤßt. Die Farben des Lichtes im luftleeren Raume ſind ungleich, und dieſes haͤngt nach Davy's genauen Verſuchen von der Beſchaffenheit der Daͤmpfe ab, mit welchen die verduͤnnte Luft gefuͤllt iſt. Davy bediente ſich zu dieſen Verſuchen (Fig. 91.) einer gebogenen Glasroͤhre A B C, die vermittelſt der bei C angeſchraub- ten Roͤhre mit einer Luftpumpe in Verbindung geſetzt ward. Die Glasroͤhre ward mit ausgekochtem Queckſilber gefuͤllt, ſo daß bei A nicht die geringſte Luftblaſe uͤbrig blieb; dann ward die Luft bei C ausgepumpt, ſo daß durch das Sinken des Queckſilbers in der Roͤhre BA ein luftleerer Raum AD entſtand; die Roͤhre C wurde hierauf durch einen Hahn feſt verſchloſſen und von der Luft- pumpe abgenommen. Indem man nun das Queckſilber in der Roͤhre BCD erhitzte, konnte man den Raum AD uͤber dem Queck- ſilber mit Queckſilberdaͤmpfen von groͤßerer oder geringerer Dich- tigkeit fuͤllen; und da ein bei A eingeſchmelzter Drath erlaubte, die Electricitaͤt durch den Raum AD fließen zu laſſen, ſo konnte man die Licht-Erſcheinungen unter verſchiedenen Umſtaͤnden beob- achten. Bei jedem dem luftleeren Raume zugefuͤhrten Funken ſtroͤmte die Electricitaͤt durch dieſen uͤber, und wenn das Glas zum Theil von außen belegt war, ſo nahm dieſe Belegung eine Ladung an. Das Licht der uͤberſtroͤmenden Electricitaͤt war am lebhafteſten und von ſchoͤner gruͤner Farbe, wenn das Queckſilber ſehr erhitzt war, alſo die Daͤmpfe einen bedeutenden Grad von Dichtigkeit be- ſaßen; die Intenſitaͤt des Lichtes nahm ab, wenn die Waͤrme geringer ward und bei einer Abkuͤhlung bis 25° Cent. unter Null blieb kaum noch eine Spur von Licht, bei voͤlliger Entfernung aller andern Erleuchtung, ſichtbar. Wenn man bei der Erſchei- nung des gruͤnen Lichtes etwas atmoſphaͤriſche Luft in den mit Queckſilberdaͤmpfen erfuͤllten Raum gelangen ließ, ſo ward die

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/310>, abgerufen am 29.04.2024.