Die Flatterthiere. Blattnasen. -- Zier- und Klappnasen. Gestalt und Lebensweise.
an welchem der sehr lange und dünne Schwanz entschieden das Merkwürdigste ist. Es besteht aus elf Wirbeln und reicht weit über die Schenkelflughaut hinaus. Das Thier lebt in außerordentlicher Anzahl in Egypten, namentlich in alten verlassenen Denkmälern, in künstlichen und natürlichen Höhlen. Jch fand sie in ungeheurer Menge in der ausgedehnten Krokodilhöhle bei Monfalut, dem alten Begräbnißplatze der heiligen Lurche. Jn einem größern Gewölbe dieser Höhle hing sie in solchen Massen, daß die eigentlich schwarze Decke graulich erschien. Unten auf dem Boden lag der Koth zollhoch aufgeschichtet, und der Gestank desselben hatte die ganze, lange Höhle verpestet. Als wir mit Licht in dies Schlafzimmer traten, erfüllte ein wirklich ohrbetäubendes Geräusch die Luft, und plötzlich sahen wir uns von einem dichten Gewirr der aufgescheuchten Thiere umringt, welche hastig einen andern Ruheort zu erlangen strebten. Das Geräusch ihres Flatterns pflanzte sich weit durch die ganze Höhle fort und klang uns wie ferner Donner in die Ohren. Manchmal löschten sie uns das Licht aus. Bei jedem Streiche, welchen wir mit den Stöcken führten, schlugen wir wenigstens eine, gewöhnlich aber zwei oder drei zu Boden, und nunmehr wimmelten auch noch am Fußboden die flügellahmen Thiere, welche so behend als möglich dahinkrabbelten. Die Gefangenen bissen wehr- haft und ziemlich empfindlich um sich.
Jn der Abenddämmerung erscheint diese Fledermaus häufig am Nile, noch häufiger über den überschwemmten Stellen desselben, und fängt hier dicht über der Oberfläche des Wassers die Kerbthiere weg. Sie geht übrigens weit am Nil hinauf und findet sich noch vielfach bei Dongola. --
Nach diesen fast etwas zu langen Beschreibungen der Ordnung und ihrer hervorragendsten Sippenmitglieder dürfen wir getrost auf eine ausführliche Beschreibung der übrigen Arten ver- zichten. Jhr Leben ähnelt dem der bisher genannten vollständig; die Beschreibung der eigenthüm- lichen Gestalten und des merkwürdigen, so sehr verschiedenen Kopfputzes aber würde, so anziehend sie für einen vergleichenden Anatomen auch sein mag, die Geduld meiner Leser nur allzubald ermüden.
Die Flatterthiere. Blattnaſen. — Zier- und Klappnaſen. Geſtalt und Lebensweiſe.
an welchem der ſehr lange und dünne Schwanz entſchieden das Merkwürdigſte iſt. Es beſteht aus elf Wirbeln und reicht weit über die Schenkelflughaut hinaus. Das Thier lebt in außerordentlicher Anzahl in Egypten, namentlich in alten verlaſſenen Denkmälern, in künſtlichen und natürlichen Höhlen. Jch fand ſie in ungeheurer Menge in der ausgedehnten Krokodilhöhle bei Monfalut, dem alten Begräbnißplatze der heiligen Lurche. Jn einem größern Gewölbe dieſer Höhle hing ſie in ſolchen Maſſen, daß die eigentlich ſchwarze Decke graulich erſchien. Unten auf dem Boden lag der Koth zollhoch aufgeſchichtet, und der Geſtank deſſelben hatte die ganze, lange Höhle verpeſtet. Als wir mit Licht in dies Schlafzimmer traten, erfüllte ein wirklich ohrbetäubendes Geräuſch die Luft, und plötzlich ſahen wir uns von einem dichten Gewirr der aufgeſcheuchten Thiere umringt, welche haſtig einen andern Ruheort zu erlangen ſtrebten. Das Geräuſch ihres Flatterns pflanzte ſich weit durch die ganze Höhle fort und klang uns wie ferner Donner in die Ohren. Manchmal löſchten ſie uns das Licht aus. Bei jedem Streiche, welchen wir mit den Stöcken führten, ſchlugen wir wenigſtens eine, gewöhnlich aber zwei oder drei zu Boden, und nunmehr wimmelten auch noch am Fußboden die flügellahmen Thiere, welche ſo behend als möglich dahinkrabbelten. Die Gefangenen biſſen wehr- haft und ziemlich empfindlich um ſich.
Jn der Abenddämmerung erſcheint dieſe Fledermaus häufig am Nile, noch häufiger über den überſchwemmten Stellen deſſelben, und fängt hier dicht über der Oberfläche des Waſſers die Kerbthiere weg. Sie geht übrigens weit am Nil hinauf und findet ſich noch vielfach bei Dongola. —
Nach dieſen faſt etwas zu langen Beſchreibungen der Ordnung und ihrer hervorragendſten Sippenmitglieder dürfen wir getroſt auf eine ausführliche Beſchreibung der übrigen Arten ver- zichten. Jhr Leben ähnelt dem der bisher genannten vollſtändig; die Beſchreibung der eigenthüm- lichen Geſtalten und des merkwürdigen, ſo ſehr verſchiedenen Kopfputzes aber würde, ſo anziehend ſie für einen vergleichenden Anatomen auch ſein mag, die Geduld meiner Leſer nur allzubald ermüden.
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Die Flatterthiere. Blattnaſen. — Zier- und Klappnaſen. Geſtalt und Lebensweiſe.
an welchem der ſehr lange und dünne Schwanz entſchieden das Merkwürdigſte iſt. Es beſteht aus elf
Wirbeln und reicht weit über die Schenkelflughaut hinaus. Das Thier lebt in außerordentlicher
Anzahl in Egypten, namentlich in alten verlaſſenen Denkmälern, in künſtlichen und natürlichen
Höhlen. Jch fand ſie in ungeheurer Menge in der ausgedehnten Krokodilhöhle bei Monfalut, dem
alten Begräbnißplatze der heiligen Lurche. Jn einem größern Gewölbe dieſer Höhle hing ſie in ſolchen
Maſſen, daß die eigentlich ſchwarze Decke graulich erſchien. Unten auf dem Boden lag der Koth
zollhoch aufgeſchichtet, und der Geſtank deſſelben hatte die ganze, lange Höhle verpeſtet. Als wir mit
Licht in dies Schlafzimmer traten, erfüllte ein wirklich ohrbetäubendes Geräuſch die Luft, und plötzlich
ſahen wir uns von einem dichten Gewirr der aufgeſcheuchten Thiere umringt, welche haſtig einen
andern Ruheort zu erlangen ſtrebten. Das Geräuſch ihres Flatterns pflanzte ſich weit durch die
ganze Höhle fort und klang uns wie ferner Donner in die Ohren. Manchmal löſchten ſie uns das
Licht aus. Bei jedem Streiche, welchen wir mit den Stöcken führten, ſchlugen wir wenigſtens eine,
gewöhnlich aber zwei oder drei zu Boden, und nunmehr wimmelten auch noch am Fußboden die
flügellahmen Thiere, welche ſo behend als möglich dahinkrabbelten. Die Gefangenen biſſen wehr-
haft und ziemlich empfindlich um ſich.
Jn der Abenddämmerung erſcheint dieſe Fledermaus häufig am Nile, noch häufiger über den
überſchwemmten Stellen deſſelben, und fängt hier dicht über der Oberfläche des Waſſers die Kerbthiere
weg. Sie geht übrigens weit am Nil hinauf und findet ſich noch vielfach bei Dongola. —
Nach dieſen faſt etwas zu langen Beſchreibungen der Ordnung und ihrer hervorragendſten
Sippenmitglieder dürfen wir getroſt auf eine ausführliche Beſchreibung der übrigen Arten ver-
zichten. Jhr Leben ähnelt dem der bisher genannten vollſtändig; die Beſchreibung der eigenthüm-
lichen Geſtalten und des merkwürdigen, ſo ſehr verſchiedenen Kopfputzes aber würde, ſo anziehend ſie
für einen vergleichenden Anatomen auch ſein mag, die Geduld meiner Leſer nur allzubald ermüden.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/236>, abgerufen am 27.07.2024.
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