träglichen Gestank verbreitet. Gewöhnlich haben die Walfischfänger ihre Arbeit schon beendet, ehe es zur Fäulniß kommt. Man schleppt den erlegten Riesen an einem starken Seile mit mehreren Boten nach dem Schiffe, befestigt ihn dort und schreitet nun zum Einschneiden. Am Hauptmast sind zwei schwere Rollen angebracht, durch diese laufen starke Taue, deren Enden auf der einen Seite an der Ankerwinde befestigt sind, auf der anderen über Bord herabhängen. An ihnen be- festigt man den ungeheuren Kopf, um ihn bis zu den Halswirbeln emporzuwinden. Jm Genick trennt man ihn von dem übrigen Körper, welcher durch große Haken zum Zerschneiden aufgehängt wird. Der Kopf wird mittlerweile auf das Deck gezogen und später dort des Fischbeins, der Zähne und bezüglich des Walrats beraubt. Die Speckschneider stehen auf schmalen Gerüsten, welche an den Seiten des Schiffes hängen. Sie stechen zuerst drei Fuß breite Streifen um den Körper herum, über den Rücken und Bauch, befestigen einen solchen Streifen an einem Tau und geben das Zeichen zum Aufwinden. Während die Einen die Ankerwinde in Bewegung setzen, helfen die Untenstehenden mit ihren scharfen Spaten nach und trennen den Speck von dem in Folge des Auf- windens sich drehenden Leibe ab. So fährt man fort, bis der ganze Speck in lauter schraubenartig gewundenen Streifen vom Leibe abgeschält ist. Der Rumpf bleibt dem Meergethier überlassen.
Nach dem Aufwinden kommt der Speck zunächst in das Zwischendeck, wo er zuerst von mehreren Leuten und dann durch eine Maschine in dünne Scheiben geschnitten wird. Das Auskochen geschieht in großen auf dem Verdeck eingemauerten Kesseln, deren Herd ringsum mit Wasser umgeben ist. Nur im Anfang verwendet man Steinkohlen zur Feuerung, später benutzt man die übrigbleibenden Stücke des ausgekochten Speckes zur Unterhaltung der Flamme. Der ausgekochte Thran wird in einer Kühlpfanne abgekühlt und dann sofort in die Tonnen gefüllt, welche man im untersten Schiffs- raume verladet.
Kleinere Wale weidet man aus, zerhackt sie dann in Stücke und kocht ihren ganzen Leib. --
Die Ordnung der Wale kann in vier oder in zwei Familien eingetheilt werden, je nachdem man die Narwale, Delfine und Pottwale trennt oder vereinigt.
Nach unserer Ansicht vertritt der Narwal (Monodon Monoceros) eine besondere Familie. Er ist ein Wal von 12 bis 16, vielleicht 20 Fuß Länge, welcher sich vor allen übrigen durch den eigenthüm- lich bewehrten Oberkiefer auszeichnet. Aus ihm brechen nämlich zwei ungeheuere, d. h. 6 bis 10 Fuß lange, innen hohle, schraubenförmig von rechts nach links gewundene, elfenbeinartige Stoßzähne hervor, von denen der eine (der rechte) in der Regel verkümmert und im höheren Alter verloren geht. Diese Zähne stehen wagrecht zu beiden Seiten des Oberkiefers. Beim Weibchen bleiben beide gewöhnlich in der Zahnhöhle zurück. Jm übrigen erscheint der Narwal als ein Mittelglied zwischen den Sirenen und Delfinen. Der Kopf ist verhältnißmäßig klein, der Hals sehr kurz und dick, der Leib lang gestreckt und spindelförmig, die Schwanzflosse sehr groß, in der Mitte ziemlich tief ausge- schnitten, zu beiden Seiten glatt, die Brustfinne dagegen verhältnißmäßig klein. Eine Rückenfinne wird nur durch eine Hautfalte angedeutet. Die nackte, glatte, sammtartige, weiche und glän- zende Haut ist verhältnißmäßig dünn, die Oberhaut nicht dicker als Papier, die Schleimhaut noch nicht einen halben Zoll dick und auch die Lederhaut dünn, obschon fest. Nach Alter und Geschlecht ist die Färbung etwas verschieden. Beim Männchen stehen auf der weißen oder gelblichweißen Grund- farbe zahlreiche, längliche, unregelmäßig gestaltete, weiße und braune Flecken, beim Weibchen solche, welche mehr ins Bräunliche spielen. Diese Flecken stehen auf dem Rücken am dichtesten und auf dem Unterleibe am dünnsten. Auf dem Kopfe fließen sie oft gänzlich zusammen. Ganz junge Thiere sind ungefleckt, einförmig bläulichgrau oder schieferig gefärbt; bei mittelalten Thieren stehen die Flecken sehr dicht und sind dunkeler, als bei alten. Der Zahn sieht gelblichweiß, an der Spitze aber rein- weiß aus, jedoch erst nachdem man ihn gereinigt hat, denn beim lebenden Narwal ist er stets be- schmuzt.
Der Narwal.
träglichen Geſtank verbreitet. Gewöhnlich haben die Walfiſchfänger ihre Arbeit ſchon beendet, ehe es zur Fäulniß kommt. Man ſchleppt den erlegten Rieſen an einem ſtarken Seile mit mehreren Boten nach dem Schiffe, befeſtigt ihn dort und ſchreitet nun zum Einſchneiden. Am Hauptmaſt ſind zwei ſchwere Rollen angebracht, durch dieſe laufen ſtarke Taue, deren Enden auf der einen Seite an der Ankerwinde befeſtigt ſind, auf der anderen über Bord herabhängen. An ihnen be- feſtigt man den ungeheuren Kopf, um ihn bis zu den Halswirbeln emporzuwinden. Jm Genick trennt man ihn von dem übrigen Körper, welcher durch große Haken zum Zerſchneiden aufgehängt wird. Der Kopf wird mittlerweile auf das Deck gezogen und ſpäter dort des Fiſchbeins, der Zähne und bezüglich des Walrats beraubt. Die Speckſchneider ſtehen auf ſchmalen Gerüſten, welche an den Seiten des Schiffes hängen. Sie ſtechen zuerſt drei Fuß breite Streifen um den Körper herum, über den Rücken und Bauch, befeſtigen einen ſolchen Streifen an einem Tau und geben das Zeichen zum Aufwinden. Während die Einen die Ankerwinde in Bewegung ſetzen, helfen die Untenſtehenden mit ihren ſcharfen Spaten nach und trennen den Speck von dem in Folge des Auf- windens ſich drehenden Leibe ab. So fährt man fort, bis der ganze Speck in lauter ſchraubenartig gewundenen Streifen vom Leibe abgeſchält iſt. Der Rumpf bleibt dem Meergethier überlaſſen.
Nach dem Aufwinden kommt der Speck zunächſt in das Zwiſchendeck, wo er zuerſt von mehreren Leuten und dann durch eine Maſchine in dünne Scheiben geſchnitten wird. Das Auskochen geſchieht in großen auf dem Verdeck eingemauerten Keſſeln, deren Herd ringsum mit Waſſer umgeben iſt. Nur im Anfang verwendet man Steinkohlen zur Feuerung, ſpäter benutzt man die übrigbleibenden Stücke des ausgekochten Speckes zur Unterhaltung der Flamme. Der ausgekochte Thran wird in einer Kühlpfanne abgekühlt und dann ſofort in die Tonnen gefüllt, welche man im unterſten Schiffs- raume verladet.
Kleinere Wale weidet man aus, zerhackt ſie dann in Stücke und kocht ihren ganzen Leib. —
Die Ordnung der Wale kann in vier oder in zwei Familien eingetheilt werden, je nachdem man die Narwale, Delfine und Pottwale trennt oder vereinigt.
Nach unſerer Anſicht vertritt der Narwal (Monodon Monoceros) eine beſondere Familie. Er iſt ein Wal von 12 bis 16, vielleicht 20 Fuß Länge, welcher ſich vor allen übrigen durch den eigenthüm- lich bewehrten Oberkiefer auszeichnet. Aus ihm brechen nämlich zwei ungeheuere, d. h. 6 bis 10 Fuß lange, innen hohle, ſchraubenförmig von rechts nach links gewundene, elfenbeinartige Stoßzähne hervor, von denen der eine (der rechte) in der Regel verkümmert und im höheren Alter verloren geht. Dieſe Zähne ſtehen wagrecht zu beiden Seiten des Oberkiefers. Beim Weibchen bleiben beide gewöhnlich in der Zahnhöhle zurück. Jm übrigen erſcheint der Narwal als ein Mittelglied zwiſchen den Sirenen und Delfinen. Der Kopf iſt verhältnißmäßig klein, der Hals ſehr kurz und dick, der Leib lang geſtreckt und ſpindelförmig, die Schwanzfloſſe ſehr groß, in der Mitte ziemlich tief ausge- ſchnitten, zu beiden Seiten glatt, die Bruſtfinne dagegen verhältnißmäßig klein. Eine Rückenfinne wird nur durch eine Hautfalte angedeutet. Die nackte, glatte, ſammtartige, weiche und glän- zende Haut iſt verhältnißmäßig dünn, die Oberhaut nicht dicker als Papier, die Schleimhaut noch nicht einen halben Zoll dick und auch die Lederhaut dünn, obſchon feſt. Nach Alter und Geſchlecht iſt die Färbung etwas verſchieden. Beim Männchen ſtehen auf der weißen oder gelblichweißen Grund- farbe zahlreiche, längliche, unregelmäßig geſtaltete, weiße und braune Flecken, beim Weibchen ſolche, welche mehr ins Bräunliche ſpielen. Dieſe Flecken ſtehen auf dem Rücken am dichteſten und auf dem Unterleibe am dünnſten. Auf dem Kopfe fließen ſie oft gänzlich zuſammen. Ganz junge Thiere ſind ungefleckt, einförmig bläulichgrau oder ſchieferig gefärbt; bei mittelalten Thieren ſtehen die Flecken ſehr dicht und ſind dunkeler, als bei alten. Der Zahn ſieht gelblichweiß, an der Spitze aber rein- weiß aus, jedoch erſt nachdem man ihn gereinigt hat, denn beim lebenden Narwal iſt er ſtets be- ſchmuzt.
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Der Narwal.
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es zur Fäulniß kommt. Man ſchleppt den erlegten Rieſen an einem ſtarken Seile mit mehreren
Boten nach dem Schiffe, befeſtigt ihn dort und ſchreitet nun zum Einſchneiden. Am Hauptmaſt
ſind zwei ſchwere Rollen angebracht, durch dieſe laufen ſtarke Taue, deren Enden auf der einen
Seite an der Ankerwinde befeſtigt ſind, auf der anderen über Bord herabhängen. An ihnen be-
feſtigt man den ungeheuren Kopf, um ihn bis zu den Halswirbeln emporzuwinden. Jm Genick
trennt man ihn von dem übrigen Körper, welcher durch große Haken zum Zerſchneiden aufgehängt
wird. Der Kopf wird mittlerweile auf das Deck gezogen und ſpäter dort des Fiſchbeins, der
Zähne und bezüglich des Walrats beraubt. Die Speckſchneider ſtehen auf ſchmalen Gerüſten, welche
an den Seiten des Schiffes hängen. Sie ſtechen zuerſt drei Fuß breite Streifen um den Körper
herum, über den Rücken und Bauch, befeſtigen einen ſolchen Streifen an einem Tau und geben
das Zeichen zum Aufwinden. Während die Einen die Ankerwinde in Bewegung ſetzen, helfen die
Untenſtehenden mit ihren ſcharfen Spaten nach und trennen den Speck von dem in Folge des Auf-
windens ſich drehenden Leibe ab. So fährt man fort, bis der ganze Speck in lauter ſchraubenartig
gewundenen Streifen vom Leibe abgeſchält iſt. Der Rumpf bleibt dem Meergethier überlaſſen.
Nach dem Aufwinden kommt der Speck zunächſt in das Zwiſchendeck, wo er zuerſt von mehreren
Leuten und dann durch eine Maſchine in dünne Scheiben geſchnitten wird. Das Auskochen geſchieht
in großen auf dem Verdeck eingemauerten Keſſeln, deren Herd ringsum mit Waſſer umgeben iſt.
Nur im Anfang verwendet man Steinkohlen zur Feuerung, ſpäter benutzt man die übrigbleibenden
Stücke des ausgekochten Speckes zur Unterhaltung der Flamme. Der ausgekochte Thran wird in
einer Kühlpfanne abgekühlt und dann ſofort in die Tonnen gefüllt, welche man im unterſten Schiffs-
raume verladet.
Kleinere Wale weidet man aus, zerhackt ſie dann in Stücke und kocht ihren ganzen Leib. —
Die Ordnung der Wale kann in vier oder in zwei Familien eingetheilt werden, je nachdem man
die Narwale, Delfine und Pottwale trennt oder vereinigt.
Nach unſerer Anſicht vertritt der Narwal (Monodon Monoceros) eine beſondere Familie. Er
iſt ein Wal von 12 bis 16, vielleicht 20 Fuß Länge, welcher ſich vor allen übrigen durch den eigenthüm-
lich bewehrten Oberkiefer auszeichnet. Aus ihm brechen nämlich zwei ungeheuere, d. h. 6 bis 10 Fuß
lange, innen hohle, ſchraubenförmig von rechts nach links gewundene, elfenbeinartige Stoßzähne
hervor, von denen der eine (der rechte) in der Regel verkümmert und im höheren Alter verloren
geht. Dieſe Zähne ſtehen wagrecht zu beiden Seiten des Oberkiefers. Beim Weibchen bleiben beide
gewöhnlich in der Zahnhöhle zurück. Jm übrigen erſcheint der Narwal als ein Mittelglied zwiſchen
den Sirenen und Delfinen. Der Kopf iſt verhältnißmäßig klein, der Hals ſehr kurz und dick, der
Leib lang geſtreckt und ſpindelförmig, die Schwanzfloſſe ſehr groß, in der Mitte ziemlich tief ausge-
ſchnitten, zu beiden Seiten glatt, die Bruſtfinne dagegen verhältnißmäßig klein. Eine Rückenfinne
wird nur durch eine Hautfalte angedeutet. Die nackte, glatte, ſammtartige, weiche und glän-
zende Haut iſt verhältnißmäßig dünn, die Oberhaut nicht dicker als Papier, die Schleimhaut noch
nicht einen halben Zoll dick und auch die Lederhaut dünn, obſchon feſt. Nach Alter und Geſchlecht iſt
die Färbung etwas verſchieden. Beim Männchen ſtehen auf der weißen oder gelblichweißen Grund-
farbe zahlreiche, längliche, unregelmäßig geſtaltete, weiße und braune Flecken, beim Weibchen ſolche,
welche mehr ins Bräunliche ſpielen. Dieſe Flecken ſtehen auf dem Rücken am dichteſten und auf dem
Unterleibe am dünnſten. Auf dem Kopfe fließen ſie oft gänzlich zuſammen. Ganz junge Thiere ſind
ungefleckt, einförmig bläulichgrau oder ſchieferig gefärbt; bei mittelalten Thieren ſtehen die Flecken
ſehr dicht und ſind dunkeler, als bei alten. Der Zahn ſieht gelblichweiß, an der Spitze aber rein-
weiß aus, jedoch erſt nachdem man ihn gereinigt hat, denn beim lebenden Narwal iſt er ſtets be-
ſchmuzt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/879>, abgerufen am 16.06.2024.
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