auch auf dem Boden ungeschickt; denn ihr Gang ist nur ausnahmsweise gut, gewöhnlich aber ein erbärmliches Hüpfen. Das Gezweig der Bäume ist ihr Gebiet: in ihm bewegen sie sich mit größerer oder geringerer Geschicklichkeit. Hinsichtlich ihrer Sinnesfähigkeiten stehen sie kaum hinter den Raben zurück: Gesicht, Gehör und Geruch sind auch bei ihnen wohl entwickelt; die geistige Begabung dagegen erreicht blos ausnahmsweise die Höhe, welche die Raben im allgemeinen auszeichnet. Auch die Heher sind klug, aber mehr listig, als verständig, wie denn überhaupt nur die niederen Eigenschaf- ten besonders hervortreten. Sie zeigen in ihrem Wesen viele Aehnlichkeit mit den Würgern; sie sind so grausam und raubgierig wie diese, ohne aber den Muth derselben oder die Kühnheit der Raben zu bekunden. Jhre Nahrung entnehmen sie ebensowohl dem Pflanzenreiche, wie dem Thierreiche. Früchte aller Art bilden zeitweilig fast ausschließlich ihre Speisen, während zu andern Jahreszeiten Nester und Eier von ihnen aufs unbarmherzigste geplündert werden. Jhre Thätigkeit ist für den Menschen überwiegend schädlich, und sie gehören deshalb mit Recht zu den nicht eben beliebten Vögeln, obwohl sich andererseits nicht verkennen läßt, daß sie durch andere Eigenschaften, namentlich durch eine große Nachahmungsgabe verschiedener Stimmen, für sich einzunehmen wissen.
Hinsichtlich des Nestbaues unterscheiden sie sich sehr von den Raben. Sie brüten selten gesell- schaftlich, gewöhnlich nur einzeln. Jhre Nester sind kleiner und immer anders gebaut, als die eigentlichen Rabennester; die Heher ähneln auch hierin den Würgern. Das Gelege ist bei den meisten zahlreich; fünf bis sieben Eier pflegen die gewöhnlich vorkommende Anzahl zu sein.
Jung aus dem Neste genommen, werden alle Heher zahm. Viele lassen sich zum Aus- und Einfliegen gewöhnen, andere zum Nachplappern von Worten oder Nachpfeifen von Liedern abrichten. Die Sucht, glänzende Dinge zu entwenden und verstecken, theilen sie mit den Raben, und deshalb, wie auch wegen ihrer Unverträglichkeit und Raublust, können sie im Käfig recht unangenehm wer- den. Viele zerstören durch ihr Wesen den günstigen Eindruck, welchen sie anfänglich wegen ihrer Schönheit und Beweglichkeit machen.
Man kann die Familie in mehrere Horden eintheilen. Der Leib der Heher im engeren Sinne ist gestreckt, der Schnabel rabenähnlich, kürzer als der Kopf, wenig zugespitzt; die untere Kinnlade ist fast ebenso hoch, wie die obere. Der zwölffederige Schwanz ist sehr lang und keilförmig oder mittel- mäßig lang und abgerundet. Die Flügel sind kurz; unter den Schwingen sind die vierte und fünfte die längsten. Das schlaffe und welche Gefieder verlängert sich auf dem Kopfe oft hollenartig und zeichnet sich durch schöne Farben aus.
Unsere Elster oder Aster, die Schalaster und Acholaster, Algarde, Heste, der Hei- ster, Aegerst oder Gartenrabe (Pica caudata), verdient die erste Stelle, nicht blos wegen ihrer Allbekanntschaft, sondern auch deshalb, weil sie den eigentlichen Raben noch am meisten ähnelt. Man könnte sie eine Krähe mit langem Schwanze nennen. Der Schnabel ist jedoch kürzer und oben mehr gebogen, die Flügel sind kürzer und mehr gerundet, die Füße etwas höher, das Gefieder ist weicher und dichter, als bei den Raben. Die Zeichnung ist einfach, demungeachtet sehr schön. Die Unterbrust und die Schulterfedern sind weiß; das ganze übrige Gefieder ist schwarz mit prachtvollem Schiller von verschiedenfarbiger Schattirung. Das Auge ist braun; Schnabel und Füße sind schwarz. Die Länge beträgt 1 Fuß 6 Zoll, die Breite 1 Fuß 10 Zoll, der Fittig mißt 7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll.
Die Elster ist über ganz Europa und den größten Theil Nordasiens verbreitet und wird in Tibet, in Nordafrika und in Nordamerika durch nahe verwandte Arten vertreten. Sie kommt in den mei- sten Gegenden ziemlich häufig vor, fehlt dafür aber in andern gänzlich. So sieht man sie in vielen Provinzen Spaniens z. B. gar nicht, während sie in andern häufig ist. Auch hohe Gebirge oder freie Ebenen und endlich große Waldungen meidet sie. Feldgehölze, Waldränder und Baumgärten sind
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Kahlkrähe. Elſter.
auch auf dem Boden ungeſchickt; denn ihr Gang iſt nur ausnahmsweiſe gut, gewöhnlich aber ein erbärmliches Hüpfen. Das Gezweig der Bäume iſt ihr Gebiet: in ihm bewegen ſie ſich mit größerer oder geringerer Geſchicklichkeit. Hinſichtlich ihrer Sinnesfähigkeiten ſtehen ſie kaum hinter den Raben zurück: Geſicht, Gehör und Geruch ſind auch bei ihnen wohl entwickelt; die geiſtige Begabung dagegen erreicht blos ausnahmsweiſe die Höhe, welche die Raben im allgemeinen auszeichnet. Auch die Heher ſind klug, aber mehr liſtig, als verſtändig, wie denn überhaupt nur die niederen Eigenſchaf- ten beſonders hervortreten. Sie zeigen in ihrem Weſen viele Aehnlichkeit mit den Würgern; ſie ſind ſo grauſam und raubgierig wie dieſe, ohne aber den Muth derſelben oder die Kühnheit der Raben zu bekunden. Jhre Nahrung entnehmen ſie ebenſowohl dem Pflanzenreiche, wie dem Thierreiche. Früchte aller Art bilden zeitweilig faſt ausſchließlich ihre Speiſen, während zu andern Jahreszeiten Neſter und Eier von ihnen aufs unbarmherzigſte geplündert werden. Jhre Thätigkeit iſt für den Menſchen überwiegend ſchädlich, und ſie gehören deshalb mit Recht zu den nicht eben beliebten Vögeln, obwohl ſich andererſeits nicht verkennen läßt, daß ſie durch andere Eigenſchaften, namentlich durch eine große Nachahmungsgabe verſchiedener Stimmen, für ſich einzunehmen wiſſen.
Hinſichtlich des Neſtbaues unterſcheiden ſie ſich ſehr von den Raben. Sie brüten ſelten geſell- ſchaftlich, gewöhnlich nur einzeln. Jhre Neſter ſind kleiner und immer anders gebaut, als die eigentlichen Rabenneſter; die Heher ähneln auch hierin den Würgern. Das Gelege iſt bei den meiſten zahlreich; fünf bis ſieben Eier pflegen die gewöhnlich vorkommende Anzahl zu ſein.
Jung aus dem Neſte genommen, werden alle Heher zahm. Viele laſſen ſich zum Aus- und Einfliegen gewöhnen, andere zum Nachplappern von Worten oder Nachpfeifen von Liedern abrichten. Die Sucht, glänzende Dinge zu entwenden und verſtecken, theilen ſie mit den Raben, und deshalb, wie auch wegen ihrer Unverträglichkeit und Raubluſt, können ſie im Käfig recht unangenehm wer- den. Viele zerſtören durch ihr Weſen den günſtigen Eindruck, welchen ſie anfänglich wegen ihrer Schönheit und Beweglichkeit machen.
Man kann die Familie in mehrere Horden eintheilen. Der Leib der Heher im engeren Sinne iſt geſtreckt, der Schnabel rabenähnlich, kürzer als der Kopf, wenig zugeſpitzt; die untere Kinnlade iſt faſt ebenſo hoch, wie die obere. Der zwölffederige Schwanz iſt ſehr lang und keilförmig oder mittel- mäßig lang und abgerundet. Die Flügel ſind kurz; unter den Schwingen ſind die vierte und fünfte die längſten. Das ſchlaffe und welche Gefieder verlängert ſich auf dem Kopfe oft hollenartig und zeichnet ſich durch ſchöne Farben aus.
Unſere Elſter oder Aſter, die Schalaſter und Acholaſter, Algarde, Heſte, der Hei- ſter, Aegerſt oder Gartenrabe (Pica caudata), verdient die erſte Stelle, nicht blos wegen ihrer Allbekanntſchaft, ſondern auch deshalb, weil ſie den eigentlichen Raben noch am meiſten ähnelt. Man könnte ſie eine Krähe mit langem Schwanze nennen. Der Schnabel iſt jedoch kürzer und oben mehr gebogen, die Flügel ſind kürzer und mehr gerundet, die Füße etwas höher, das Gefieder iſt weicher und dichter, als bei den Raben. Die Zeichnung iſt einfach, demungeachtet ſehr ſchön. Die Unterbruſt und die Schulterfedern ſind weiß; das ganze übrige Gefieder iſt ſchwarz mit prachtvollem Schiller von verſchiedenfarbiger Schattirung. Das Auge iſt braun; Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Die Länge beträgt 1 Fuß 6 Zoll, die Breite 1 Fuß 10 Zoll, der Fittig mißt 7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll.
Die Elſter iſt über ganz Europa und den größten Theil Nordaſiens verbreitet und wird in Tibet, in Nordafrika und in Nordamerika durch nahe verwandte Arten vertreten. Sie kommt in den mei- ſten Gegenden ziemlich häufig vor, fehlt dafür aber in andern gänzlich. So ſieht man ſie in vielen Provinzen Spaniens z. B. gar nicht, während ſie in andern häufig iſt. Auch hohe Gebirge oder freie Ebenen und endlich große Waldungen meidet ſie. Feldgehölze, Waldränder und Baumgärten ſind
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Kahlkrähe. Elſter.
auch auf dem Boden ungeſchickt; denn ihr Gang iſt nur ausnahmsweiſe gut, gewöhnlich aber ein
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oder geringerer Geſchicklichkeit. Hinſichtlich ihrer Sinnesfähigkeiten ſtehen ſie kaum hinter den Raben
zurück: Geſicht, Gehör und Geruch ſind auch bei ihnen wohl entwickelt; die geiſtige Begabung
dagegen erreicht blos ausnahmsweiſe die Höhe, welche die Raben im allgemeinen auszeichnet. Auch
die Heher ſind klug, aber mehr liſtig, als verſtändig, wie denn überhaupt nur die niederen Eigenſchaf-
ten beſonders hervortreten. Sie zeigen in ihrem Weſen viele Aehnlichkeit mit den Würgern; ſie
ſind ſo grauſam und raubgierig wie dieſe, ohne aber den Muth derſelben oder die Kühnheit der Raben
zu bekunden. Jhre Nahrung entnehmen ſie ebenſowohl dem Pflanzenreiche, wie dem Thierreiche.
Früchte aller Art bilden zeitweilig faſt ausſchließlich ihre Speiſen, während zu andern Jahreszeiten
Neſter und Eier von ihnen aufs unbarmherzigſte geplündert werden. Jhre Thätigkeit iſt für den
Menſchen überwiegend ſchädlich, und ſie gehören deshalb mit Recht zu den nicht eben beliebten Vögeln,
obwohl ſich andererſeits nicht verkennen läßt, daß ſie durch andere Eigenſchaften, namentlich durch eine
große Nachahmungsgabe verſchiedener Stimmen, für ſich einzunehmen wiſſen.
Hinſichtlich des Neſtbaues unterſcheiden ſie ſich ſehr von den Raben. Sie brüten ſelten geſell-
ſchaftlich, gewöhnlich nur einzeln. Jhre Neſter ſind kleiner und immer anders gebaut, als die
eigentlichen Rabenneſter; die Heher ähneln auch hierin den Würgern. Das Gelege iſt bei den meiſten
zahlreich; fünf bis ſieben Eier pflegen die gewöhnlich vorkommende Anzahl zu ſein.
Jung aus dem Neſte genommen, werden alle Heher zahm. Viele laſſen ſich zum Aus- und
Einfliegen gewöhnen, andere zum Nachplappern von Worten oder Nachpfeifen von Liedern abrichten.
Die Sucht, glänzende Dinge zu entwenden und verſtecken, theilen ſie mit den Raben, und deshalb,
wie auch wegen ihrer Unverträglichkeit und Raubluſt, können ſie im Käfig recht unangenehm wer-
den. Viele zerſtören durch ihr Weſen den günſtigen Eindruck, welchen ſie anfänglich wegen ihrer
Schönheit und Beweglichkeit machen.
Man kann die Familie in mehrere Horden eintheilen. Der Leib der Heher im engeren Sinne
iſt geſtreckt, der Schnabel rabenähnlich, kürzer als der Kopf, wenig zugeſpitzt; die untere Kinnlade iſt
faſt ebenſo hoch, wie die obere. Der zwölffederige Schwanz iſt ſehr lang und keilförmig oder mittel-
mäßig lang und abgerundet. Die Flügel ſind kurz; unter den Schwingen ſind die vierte und fünfte
die längſten. Das ſchlaffe und welche Gefieder verlängert ſich auf dem Kopfe oft hollenartig und
zeichnet ſich durch ſchöne Farben aus.
Unſere Elſter oder Aſter, die Schalaſter und Acholaſter, Algarde, Heſte, der Hei-
ſter, Aegerſt oder Gartenrabe (Pica caudata), verdient die erſte Stelle, nicht blos wegen ihrer
Allbekanntſchaft, ſondern auch deshalb, weil ſie den eigentlichen Raben noch am meiſten ähnelt. Man
könnte ſie eine Krähe mit langem Schwanze nennen. Der Schnabel iſt jedoch kürzer und oben mehr
gebogen, die Flügel ſind kürzer und mehr gerundet, die Füße etwas höher, das Gefieder iſt weicher
und dichter, als bei den Raben. Die Zeichnung iſt einfach, demungeachtet ſehr ſchön. Die Unterbruſt
und die Schulterfedern ſind weiß; das ganze übrige Gefieder iſt ſchwarz mit prachtvollem Schiller von
verſchiedenfarbiger Schattirung. Das Auge iſt braun; Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Die Länge
beträgt 1 Fuß 6 Zoll, die Breite 1 Fuß 10 Zoll, der Fittig mißt 7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll.
Die Elſter iſt über ganz Europa und den größten Theil Nordaſiens verbreitet und wird in Tibet,
in Nordafrika und in Nordamerika durch nahe verwandte Arten vertreten. Sie kommt in den mei-
ſten Gegenden ziemlich häufig vor, fehlt dafür aber in andern gänzlich. So ſieht man ſie in vielen
Provinzen Spaniens z. B. gar nicht, während ſie in andern häufig iſt. Auch hohe Gebirge oder freie
Ebenen und endlich große Waldungen meidet ſie. Feldgehölze, Waldränder und Baumgärten ſind
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/399>, abgerufen am 13.06.2024.
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