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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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Nachmittage noch in einer Erbauungsstunde zu den Kin-
dern von göttlichen Dingen sprechen und mit ihnen beten
und wenn man dann, nachdem man Gott gegeben, was
Gottes ist, im häuslichen Kreise auch gemeinschaftlich
eine unschuldige Freude und Erholung sich gestattet,
müssen dann nicht in einer solchen Familie die Herzen
immer inniger und fester mit einander verbunden,
müssen nicht Eintracht und Zufriedenheit stets unge-
stört erhalten werden, müssen dann nicht Religion und
christliches Leben sich immer schöner entwickeln und
Tugenden zur Blüthe bringen, welche so Vieles zum
Heil und Wohl der Familie beitragen?

Fällt dagegen die christliche Sonntagsfeier weg,
dann fehlt das kräftigste Mittel, Einheit und Religio-
sität in der Familie zu bewahren. Wie geht es denn
gewöhnlich in einem Hause zu, in welchem man um die
Heiligung des Sonntags sich nicht mehr kümmert? Der
Vater, den die Kinder in der Woche vielleicht nicht
viel gesehen haben, weil er meistens von seinen Ge-
schäften in Anspruch genommen war, denkt an kein
Gebet; er arbeitet den ganzen Vormittag oder über-
läßt sich dem Schlafe und der Ruhe; am Nachmittage
verläßt er bald die Familie, um sich im Wirthshause
bei leichtsinnigen Kameraden dem Spiele und der Un-
mäßigkeit hinzugeben; am späten Abend oder nach
Mitternacht kehrt er polternd und fluchend zurück, in
einem Zustande, der ihm alle Achtung seiner Kinder
rauben muß. Die Mutter sitzt zu Haus und überläßt
sich ihren finstern und ärgerlichen Gedanken und

Nachmittage noch in einer Erbauungsstunde zu den Kin-
dern von göttlichen Dingen sprechen und mit ihnen beten
und wenn man dann, nachdem man Gott gegeben, was
Gottes ist, im häuslichen Kreise auch gemeinschaftlich
eine unschuldige Freude und Erholung sich gestattet,
müssen dann nicht in einer solchen Familie die Herzen
immer inniger und fester mit einander verbunden,
müssen nicht Eintracht und Zufriedenheit stets unge-
stört erhalten werden, müssen dann nicht Religion und
christliches Leben sich immer schöner entwickeln und
Tugenden zur Blüthe bringen, welche so Vieles zum
Heil und Wohl der Familie beitragen?

Fällt dagegen die christliche Sonntagsfeier weg,
dann fehlt das kräftigste Mittel, Einheit und Religio-
sität in der Familie zu bewahren. Wie geht es denn
gewöhnlich in einem Hause zu, in welchem man um die
Heiligung des Sonntags sich nicht mehr kümmert? Der
Vater, den die Kinder in der Woche vielleicht nicht
viel gesehen haben, weil er meistens von seinen Ge-
schäften in Anspruch genommen war, denkt an kein
Gebet; er arbeitet den ganzen Vormittag oder über-
läßt sich dem Schlafe und der Ruhe; am Nachmittage
verläßt er bald die Familie, um sich im Wirthshause
bei leichtsinnigen Kameraden dem Spiele und der Un-
mäßigkeit hinzugeben; am späten Abend oder nach
Mitternacht kehrt er polternd und fluchend zurück, in
einem Zustande, der ihm alle Achtung seiner Kinder
rauben muß. Die Mutter sitzt zu Haus und überläßt
sich ihren finstern und ärgerlichen Gedanken und

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[141/0153] Nachmittage noch in einer Erbauungsstunde zu den Kin- dern von göttlichen Dingen sprechen und mit ihnen beten und wenn man dann, nachdem man Gott gegeben, was Gottes ist, im häuslichen Kreise auch gemeinschaftlich eine unschuldige Freude und Erholung sich gestattet, müssen dann nicht in einer solchen Familie die Herzen immer inniger und fester mit einander verbunden, müssen nicht Eintracht und Zufriedenheit stets unge- stört erhalten werden, müssen dann nicht Religion und christliches Leben sich immer schöner entwickeln und Tugenden zur Blüthe bringen, welche so Vieles zum Heil und Wohl der Familie beitragen? Fällt dagegen die christliche Sonntagsfeier weg, dann fehlt das kräftigste Mittel, Einheit und Religio- sität in der Familie zu bewahren. Wie geht es denn gewöhnlich in einem Hause zu, in welchem man um die Heiligung des Sonntags sich nicht mehr kümmert? Der Vater, den die Kinder in der Woche vielleicht nicht viel gesehen haben, weil er meistens von seinen Ge- schäften in Anspruch genommen war, denkt an kein Gebet; er arbeitet den ganzen Vormittag oder über- läßt sich dem Schlafe und der Ruhe; am Nachmittage verläßt er bald die Familie, um sich im Wirthshause bei leichtsinnigen Kameraden dem Spiele und der Un- mäßigkeit hinzugeben; am späten Abend oder nach Mitternacht kehrt er polternd und fluchend zurück, in einem Zustande, der ihm alle Achtung seiner Kinder rauben muß. Die Mutter sitzt zu Haus und überläßt sich ihren finstern und ärgerlichen Gedanken und

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/153>, abgerufen am 28.04.2024.