Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

und das äußere Glück eines Volkes, ja kann sogar
Vieles zur Erhaltung und Hebung seiner Sittlichkeit
beitragen. Die Unmäßigkeit im Trinken nun ist die
größte Feindin des Wohlstandes. Ein altes Sprich-
wort sagt schon: " Der tägliche Gläserklang ist
des Wohlstands Grabgesang
."
Die meisten
meiner Leser kennen wahrscheinlich Familien, die früher
wohlhabend und glücklich waren, durch die Trunksucht
des Mannes aber in Armuth und großes Elend ge-
sunken sind; sie kennen Familien, in denen ganz gut
ein gewisser Wohlstand herrschen könnte, wenn nicht
das Wirthshausleben einen großen Theil des wöchent-
lichen Arbeitslohnes verschlingen würde. Muß denn
nicht in eine Familie von drei oder vier Kindern Noth
und Armuth ihren Einzug halten, wenn der Vater, ein
Handwerker oder Taglöhner oder niederer Beamter, täg-
lich oder doch öfter in der Woche eine für seine Ver-
hältnisse ziemlich hohe Summe Geldes für geistige Ge-
tränke verausgabt? " Operarius ebriosus non locu-
pletabitur
. Ein trunksüchtiger Arbeiter ge-
langt nicht zu Wohlstand
."
(Jes. Sir. 19, 1.)
Ein berühmter Arzt, Dr. Baer, der die Menschen und
die Gesellschaft gründlich kennen gelernt hat, sagt: "Die
Trunksucht ist ein Haupthinderniß für die Beseitigung
der bereits vorhandenen Armuth und eine der häufigsten
Ursachen für die Entstehung derselben."
Und es war ein
weises Wort, welches einst ein deutscher König, Friedrich
Wilhelm III. von Preußen, gesprochen: "Ich würde es
für den größten Segen meiner Regierung halten, wenn

und das äußere Glück eines Volkes, ja kann sogar
Vieles zur Erhaltung und Hebung seiner Sittlichkeit
beitragen. Die Unmäßigkeit im Trinken nun ist die
größte Feindin des Wohlstandes. Ein altes Sprich-
wort sagt schon: Der tägliche Gläserklang ist
des Wohlstands Grabgesang
.“
Die meisten
meiner Leser kennen wahrscheinlich Familien, die früher
wohlhabend und glücklich waren, durch die Trunksucht
des Mannes aber in Armuth und großes Elend ge-
sunken sind; sie kennen Familien, in denen ganz gut
ein gewisser Wohlstand herrschen könnte, wenn nicht
das Wirthshausleben einen großen Theil des wöchent-
lichen Arbeitslohnes verschlingen würde. Muß denn
nicht in eine Familie von drei oder vier Kindern Noth
und Armuth ihren Einzug halten, wenn der Vater, ein
Handwerker oder Taglöhner oder niederer Beamter, täg-
lich oder doch öfter in der Woche eine für seine Ver-
hältnisse ziemlich hohe Summe Geldes für geistige Ge-
tränke verausgabt? Operarius ebriosus non locu-
pletabitur
. Ein trunksüchtiger Arbeiter ge-
langt nicht zu Wohlstand
.“
(Jes. Sir. 19, 1.)
Ein berühmter Arzt, Dr. Baer, der die Menschen und
die Gesellschaft gründlich kennen gelernt hat, sagt: „Die
Trunksucht ist ein Haupthinderniß für die Beseitigung
der bereits vorhandenen Armuth und eine der häufigsten
Ursachen für die Entstehung derselben.“
Und es war ein
weises Wort, welches einst ein deutscher König, Friedrich
Wilhelm III. von Preußen, gesprochen: „Ich würde es
für den größten Segen meiner Regierung halten, wenn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="9">
        <div n="4">
          <p><pb facs="#f0231" xml:id="B836_001_1901_pb0219_0001" n="219"/>
und das äußere Glück eines Volkes, ja kann sogar<lb/>
Vieles zur Erhaltung und Hebung seiner Sittlichkeit<lb/>
beitragen. Die Unmäßigkeit im Trinken nun ist die<lb/>
größte Feindin des Wohlstandes. Ein altes Sprich-<lb/>
wort sagt schon: <q>&#x201E; <hi rendition="#g">Der tägliche Gläserklang ist<lb/>
des Wohlstands Grabgesang</hi>.&#x201C;</q> Die meisten<lb/>
meiner Leser kennen wahrscheinlich Familien, die früher<lb/>
wohlhabend und glücklich waren, durch die Trunksucht<lb/>
des Mannes aber in Armuth und großes Elend ge-<lb/>
sunken sind; sie kennen Familien, in denen ganz gut<lb/>
ein gewisser Wohlstand herrschen könnte, wenn nicht<lb/>
das Wirthshausleben einen großen Theil des wöchent-<lb/>
lichen Arbeitslohnes verschlingen würde. Muß denn<lb/>
nicht in eine Familie von drei oder vier Kindern Noth<lb/>
und Armuth ihren Einzug halten, wenn der Vater, ein<lb/>
Handwerker oder Taglöhner oder niederer Beamter, täg-<lb/>
lich oder doch öfter in der Woche eine für seine Ver-<lb/>
hältnisse ziemlich hohe Summe Geldes für geistige Ge-<lb/>
tränke verausgabt? <q>&#x201E; <hi rendition="#aq">Operarius ebriosus non locu-<lb/>
pletabitur</hi>. <hi rendition="#g">Ein trunksüchtiger Arbeiter ge-<lb/>
langt nicht zu Wohlstand</hi>.&#x201C;</q> (Jes. Sir. 19, 1.)<lb/>
Ein berühmter Arzt, <hi rendition="#aq">Dr</hi>. Baer, der die Menschen und<lb/>
die Gesellschaft gründlich kennen gelernt hat, sagt: <q>&#x201E;Die<lb/>
Trunksucht ist ein Haupthinderniß für die Beseitigung<lb/>
der bereits vorhandenen Armuth und eine der häufigsten<lb/>
Ursachen für die Entstehung derselben.&#x201C;</q> Und es war ein<lb/>
weises Wort, welches einst ein deutscher König, Friedrich<lb/>
Wilhelm III. von Preußen, gesprochen: <q>&#x201E;Ich würde es<lb/>
für den größten Segen meiner Regierung halten, wenn<lb/></q></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0231] und das äußere Glück eines Volkes, ja kann sogar Vieles zur Erhaltung und Hebung seiner Sittlichkeit beitragen. Die Unmäßigkeit im Trinken nun ist die größte Feindin des Wohlstandes. Ein altes Sprich- wort sagt schon: „ Der tägliche Gläserklang ist des Wohlstands Grabgesang.“ Die meisten meiner Leser kennen wahrscheinlich Familien, die früher wohlhabend und glücklich waren, durch die Trunksucht des Mannes aber in Armuth und großes Elend ge- sunken sind; sie kennen Familien, in denen ganz gut ein gewisser Wohlstand herrschen könnte, wenn nicht das Wirthshausleben einen großen Theil des wöchent- lichen Arbeitslohnes verschlingen würde. Muß denn nicht in eine Familie von drei oder vier Kindern Noth und Armuth ihren Einzug halten, wenn der Vater, ein Handwerker oder Taglöhner oder niederer Beamter, täg- lich oder doch öfter in der Woche eine für seine Ver- hältnisse ziemlich hohe Summe Geldes für geistige Ge- tränke verausgabt? „ Operarius ebriosus non locu- pletabitur. Ein trunksüchtiger Arbeiter ge- langt nicht zu Wohlstand.“ (Jes. Sir. 19, 1.) Ein berühmter Arzt, Dr. Baer, der die Menschen und die Gesellschaft gründlich kennen gelernt hat, sagt: „Die Trunksucht ist ein Haupthinderniß für die Beseitigung der bereits vorhandenen Armuth und eine der häufigsten Ursachen für die Entstehung derselben.“ Und es war ein weises Wort, welches einst ein deutscher König, Friedrich Wilhelm III. von Preußen, gesprochen: „Ich würde es für den größten Segen meiner Regierung halten, wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/231
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/231>, abgerufen am 26.04.2024.