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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von den Elementen.
Durch unsere drey Elementen, die
Ein fremd Gemisch versammlet, trennt, und sie
Vereint und unterbricht; entstehen
Die Cörper allzumal, ja sie vergehen
Auf gleiche Weise, wie wir sehen.


Durch die Figuren nun, die ohne Zahl
Jn Cörper eingetheilt und unerschöpfflich seyn,
Stellt sonder End' und allzumal
Ein ungezähltes Heer von Aenderung sich ein.
Aus diesen Mischungen jedoch
Entspringt ein andrer Nutzen noch.
Die unterschiedliche Versammelung,
Und gantz verschiedene Vereinigung,
Die immer auf das neu sich fügt und lencket,
Hat an sich nichts, das eingeschräncket.
Nur bloß von einer Art Materie allein
Sind alle Dinge, so verhanden,
Hervorgekommen und entstanden;
Die all' an Aenderung ohn Ende seyn.


Gleich wie, wenn einer schreibt, die Lettern, welche sich
So gar verschiedentlich
Und so veränderlich geordnet, finden,
Jndem sie sich bald trennen, bald verbinden,
Auf ungezählte Art gestellet und gesetzt;
Dem menschlichen Gesichte
Formiren die fürtrefflichen Gedichte,
Wodurch Homer benebst Virgil die Welt ergetzt.
Von
Von den Elementen.
Durch unſere drey Elementen, die
Ein fremd Gemiſch verſammlet, trennt, und ſie
Vereint und unterbricht; entſtehen
Die Coͤrper allzumal, ja ſie vergehen
Auf gleiche Weiſe, wie wir ſehen.


Durch die Figuren nun, die ohne Zahl
Jn Coͤrper eingetheilt und unerſchoͤpfflich ſeyn,
Stellt ſonder End’ und allzumal
Ein ungezaͤhltes Heer von Aenderung ſich ein.
Aus dieſen Miſchungen jedoch
Entſpringt ein andrer Nutzen noch.
Die unterſchiedliche Verſammelung,
Und gantz verſchiedene Vereinigung,
Die immer auf das neu ſich fuͤgt und lencket,
Hat an ſich nichts, das eingeſchraͤncket.
Nur bloß von einer Art Materie allein
Sind alle Dinge, ſo verhanden,
Hervorgekommen und entſtanden;
Die all’ an Aenderung ohn Ende ſeyn.


Gleich wie, wenn einer ſchreibt, die Lettern, welche ſich
So gar verſchiedentlich
Und ſo veraͤnderlich geordnet, finden,
Jndem ſie ſich bald trennen, bald verbinden,
Auf ungezaͤhlte Art geſtellet und geſetzt;
Dem menſchlichen Geſichte
Formiren die fuͤrtrefflichen Gedichte,
Wodurch Homer benebſt Virgil die Welt ergetzt.
Von
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[155/0185] Von den Elementen. Durch unſere drey Elementen, die Ein fremd Gemiſch verſammlet, trennt, und ſie Vereint und unterbricht; entſtehen Die Coͤrper allzumal, ja ſie vergehen Auf gleiche Weiſe, wie wir ſehen. Durch die Figuren nun, die ohne Zahl Jn Coͤrper eingetheilt und unerſchoͤpfflich ſeyn, Stellt ſonder End’ und allzumal Ein ungezaͤhltes Heer von Aenderung ſich ein. Aus dieſen Miſchungen jedoch Entſpringt ein andrer Nutzen noch. Die unterſchiedliche Verſammelung, Und gantz verſchiedene Vereinigung, Die immer auf das neu ſich fuͤgt und lencket, Hat an ſich nichts, das eingeſchraͤncket. Nur bloß von einer Art Materie allein Sind alle Dinge, ſo verhanden, Hervorgekommen und entſtanden; Die all’ an Aenderung ohn Ende ſeyn. Gleich wie, wenn einer ſchreibt, die Lettern, welche ſich So gar verſchiedentlich Und ſo veraͤnderlich geordnet, finden, Jndem ſie ſich bald trennen, bald verbinden, Auf ungezaͤhlte Art geſtellet und geſetzt; Dem menſchlichen Geſichte Formiren die fuͤrtrefflichen Gedichte, Wodurch Homer benebſt Virgil die Welt ergetzt. Von

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/185>, abgerufen am 26.04.2024.