Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtung über die Jdeen.
Durch welche auch die kleinsten Zäserlein
Jm allerkleinsten Kraut getrieben seyn.
Hat er ein eintzigs mal in allen seinen Wercken,
Nur einen Fehl im Brauch und Endzweck können mercken?
Nur für den Geist ist alles blos gemacht,
Die Handlungen, die man als leiblich nur betracht,
Sind blos, zu Handlungen des Geists, Gelegenheiten.
Was man an Cörpern findt für Herrlichkeiten
Und alles, was an ihnen schön,
Lässt uns nichts, als die GOTTHEJT sehn,
Und seine Vollenkommenheiten.
Mit unterschiedner Gleichmaaß hat
Der SCHOEPFER das, was cörperlich, gefüget;
Daher in ihnen, in der That,
Nichts als die Form und das Bewegen,
Vereinigung und Trennung lieget,
Durch welche sie den Eindruck blos erregen.
Der abgetheilte Geist hingegen
Kan nichts, als blos allein ein rein
Uncörperliches Seyn,
Begriff, Verständniß und Jdeen,
Sammt einem reiffen Uberlegen,
Jn seinem Wesen sehen.
Von
M m
Betrachtung uͤber die Jdeen.
Durch welche auch die kleinſten Zaͤſerlein
Jm allerkleinſten Kraut getrieben ſeyn.
Hat er ein eintzigs mal in allen ſeinen Wercken,
Nur einen Fehl im Brauch und Endzweck koͤnnen mercken?
Nur fuͤr den Geiſt iſt alles blos gemacht,
Die Handlungen, die man als leiblich nur betracht,
Sind blos, zu Handlungen des Geiſts, Gelegenheiten.
Was man an Coͤrpern findt fuͤr Herrlichkeiten
Und alles, was an ihnen ſchoͤn,
Laͤſſt uns nichts, als die GOTTHEJT ſehn,
Und ſeine Vollenkommenheiten.
Mit unterſchiedner Gleichmaaß hat
Der SCHOEPFER das, was coͤrperlich, gefuͤget;
Daher in ihnen, in der That,
Nichts als die Form und das Bewegen,
Vereinigung und Trennung lieget,
Durch welche ſie den Eindruck blos erregen.
Der abgetheilte Geiſt hingegen
Kan nichts, als blos allein ein rein
Uncoͤrperliches Seyn,
Begriff, Verſtaͤndniß und Jdeen,
Sammt einem reiffen Uberlegen,
Jn ſeinem Weſen ſehen.
Von
M m
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0575" n="545"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Betrachtung u&#x0364;ber die Jdeen.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Durch welche auch die klein&#x017F;ten Za&#x0364;&#x017F;erlein</l><lb/>
                <l>Jm allerklein&#x017F;ten Kraut getrieben &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Hat er ein eintzigs mal in allen &#x017F;einen Wercken,</l><lb/>
                <l>Nur einen Fehl im Brauch und Endzweck ko&#x0364;nnen mercken?</l><lb/>
                <l>Nur fu&#x0364;r den Gei&#x017F;t i&#x017F;t alles blos gemacht,</l><lb/>
                <l>Die Handlungen, die man als leiblich nur betracht,</l><lb/>
                <l>Sind blos, zu Handlungen des Gei&#x017F;ts, Gelegenheiten.</l><lb/>
                <l>Was man an Co&#x0364;rpern findt fu&#x0364;r Herrlichkeiten</l><lb/>
                <l>Und alles, was an ihnen &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>La&#x0364;&#x017F;&#x017F;t uns nichts, als die GOTTHEJT &#x017F;ehn,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;eine Vollenkommenheiten.</l>
              </lg><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Mit unter&#x017F;chiedner Gleichmaaß hat</l><lb/>
                <l>Der SCHOEPFER das, was co&#x0364;rperlich, gefu&#x0364;get;</l><lb/>
                <l>Daher in ihnen, in der That,</l><lb/>
                <l>Nichts als die Form und das Bewegen,</l><lb/>
                <l>Vereinigung und Trennung lieget,</l><lb/>
                <l>Durch welche &#x017F;ie den Eindruck blos erregen.</l><lb/>
                <l>Der abgetheilte Gei&#x017F;t hingegen</l><lb/>
                <l>Kan nichts, als blos allein ein rein</l><lb/>
                <l>Unco&#x0364;rperliches Seyn,</l><lb/>
                <l>Begriff, Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß und Jdeen,</l><lb/>
                <l>Sammt einem reiffen Uberlegen,</l><lb/>
                <l>Jn &#x017F;einem We&#x017F;en &#x017F;ehen.</l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M m</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[545/0575] Betrachtung uͤber die Jdeen. Durch welche auch die kleinſten Zaͤſerlein Jm allerkleinſten Kraut getrieben ſeyn. Hat er ein eintzigs mal in allen ſeinen Wercken, Nur einen Fehl im Brauch und Endzweck koͤnnen mercken? Nur fuͤr den Geiſt iſt alles blos gemacht, Die Handlungen, die man als leiblich nur betracht, Sind blos, zu Handlungen des Geiſts, Gelegenheiten. Was man an Coͤrpern findt fuͤr Herrlichkeiten Und alles, was an ihnen ſchoͤn, Laͤſſt uns nichts, als die GOTTHEJT ſehn, Und ſeine Vollenkommenheiten. Mit unterſchiedner Gleichmaaß hat Der SCHOEPFER das, was coͤrperlich, gefuͤget; Daher in ihnen, in der That, Nichts als die Form und das Bewegen, Vereinigung und Trennung lieget, Durch welche ſie den Eindruck blos erregen. Der abgetheilte Geiſt hingegen Kan nichts, als blos allein ein rein Uncoͤrperliches Seyn, Begriff, Verſtaͤndniß und Jdeen, Sammt einem reiffen Uberlegen, Jn ſeinem Weſen ſehen. Von M m

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/575
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/575>, abgerufen am 26.04.2024.