Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Jn einer angenehmen Ründe,
Gleich einem Fächtel aus. Die Untersten sind klein,
Jndem die Mittelsten die allergrösten seyn.
Ein jedes Blatt
Jst unten zierlich spitz, und oben zierlich breit,
Wodurch es die Gestalt von einer Birne hat.
Der allerschönste Tafft ist nicht so schön,
Als solch ein Blatt, zumahl
Jm hellen Sonnen-Strahl,
Wenn man es recht betrachtet, anzusehn.
Der Adern Menge, die in schönster Ordnung steht,
Lässt recht, als wäre sie gewürcket und geneht.
Auf eines jeden Zweiges Ecken,
Die mit dem schönsten Laubwerck prangt,
So wie ein grüner Busch von Federn abwärts hangt,
Sieht man die weisse Blüth' sich prächtig aufwerts strecken,
Der schönsten Pyramide gleich.
Es gehen dieser Blüth', im schönen Bluhmen-Reich,
An Grösse, Nettigkeit, an Farben, Form und Zier,
Sehr wenig Bluhmen für.
Wer dies nicht glauben will, beschau' sie in der Nähe,
So wird es ihm gewiß, wie mir, ergehn,
Jch hielte sie von weiten artig, schön:
Allein, ich stutzte recht, als ich sie nah' erblickte,
Und wie, mit solcher Seltenheit,
Auch nie bisher von mir gespührter Lieblichkeit,
Sie von Natur an Farb' und Bildung schmückte.
Es ist der Stiel, der sonderlich formirt,
Mit vierzig Stengeln ausgeziert,
Die alle, erstlich auf-hernach sich abwerts biegen,
Und welche oberwärts allein
Mit Bluhmen ausgezieret seyn,
Die
Jn einer angenehmen Ruͤnde,
Gleich einem Faͤchtel aus. Die Unterſten ſind klein,
Jndem die Mittelſten die allergroͤſten ſeyn.
Ein jedes Blatt
Jſt unten zierlich ſpitz, und oben zierlich breit,
Wodurch es die Geſtalt von einer Birne hat.
Der allerſchoͤnſte Tafft iſt nicht ſo ſchoͤn,
Als ſolch ein Blatt, zumahl
Jm hellen Sonnen-Strahl,
Wenn man es recht betrachtet, anzuſehn.
Der Adern Menge, die in ſchoͤnſter Ordnung ſteht,
Laͤſſt recht, als waͤre ſie gewuͤrcket und geneht.
Auf eines jeden Zweiges Ecken,
Die mit dem ſchoͤnſten Laubwerck prangt,
So wie ein gruͤner Buſch von Federn abwaͤrts hangt,
Sieht man die weiſſe Bluͤth’ ſich praͤchtig aufwerts ſtrecken,
Der ſchoͤnſten Pyramide gleich.
Es gehen dieſer Bluͤth’, im ſchoͤnen Bluhmen-Reich,
An Groͤſſe, Nettigkeit, an Farben, Form und Zier,
Sehr wenig Bluhmen fuͤr.
Wer dies nicht glauben will, beſchau’ ſie in der Naͤhe,
So wird es ihm gewiß, wie mir, ergehn,
Jch hielte ſie von weiten artig, ſchoͤn:
Allein, ich ſtutzte recht, als ich ſie nah’ erblickte,
Und wie, mit ſolcher Seltenheit,
Auch nie bisher von mir geſpuͤhrter Lieblichkeit,
Sie von Natur an Farb’ und Bildung ſchmuͤckte.
Es iſt der Stiel, der ſonderlich formirt,
Mit vierzig Stengeln ausgeziert,
Die alle, erſtlich auf-hernach ſich abwerts biegen,
Und welche oberwaͤrts allein
Mit Bluhmen ausgezieret ſeyn,
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0624" n="594"/>
            <l>Jn einer angenehmen Ru&#x0364;nde,</l><lb/>
            <l>Gleich einem Fa&#x0364;chtel aus. Die Unter&#x017F;ten &#x017F;ind klein,</l><lb/>
            <l>Jndem die Mittel&#x017F;ten die allergro&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Ein jedes Blatt</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t unten zierlich &#x017F;pitz, und oben zierlich breit,</l><lb/>
            <l>Wodurch es die Ge&#x017F;talt von einer Birne hat.</l><lb/>
            <l>Der aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Tafft i&#x017F;t nicht &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Als &#x017F;olch ein Blatt, zumahl</l><lb/>
            <l>Jm hellen Sonnen-Strahl,</l><lb/>
            <l>Wenn man es recht betrachtet, anzu&#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Der Adern Menge, die in &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter Ordnung &#x017F;teht,</l><lb/>
            <l>La&#x0364;&#x017F;&#x017F;t recht, als wa&#x0364;re &#x017F;ie gewu&#x0364;rcket und geneht.</l><lb/>
            <l>Auf eines jeden Zweiges Ecken,</l><lb/>
            <l>Die mit dem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Laubwerck prangt,</l><lb/>
            <l>So wie ein gru&#x0364;ner Bu&#x017F;ch von Federn abwa&#x0364;rts hangt,</l><lb/>
            <l>Sieht man die wei&#x017F;&#x017F;e Blu&#x0364;th&#x2019; &#x017F;ich pra&#x0364;chtig aufwerts &#x017F;trecken,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Pyramide gleich.</l><lb/>
            <l>Es gehen die&#x017F;er Blu&#x0364;th&#x2019;, im &#x017F;cho&#x0364;nen Bluhmen-Reich,</l><lb/>
            <l>An Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Nettigkeit, an Farben, Form und Zier,</l><lb/>
            <l>Sehr wenig Bluhmen fu&#x0364;r.</l><lb/>
            <l>Wer dies nicht glauben will, be&#x017F;chau&#x2019; &#x017F;ie in der Na&#x0364;he,</l><lb/>
            <l>So wird es ihm gewiß, wie mir, ergehn,</l><lb/>
            <l>Jch hielte &#x017F;ie von weiten artig, &#x017F;cho&#x0364;n:</l><lb/>
            <l>Allein, ich &#x017F;tutzte recht, als ich &#x017F;ie nah&#x2019; erblickte,</l><lb/>
            <l>Und wie, mit &#x017F;olcher Seltenheit,</l><lb/>
            <l>Auch nie bisher von mir ge&#x017F;pu&#x0364;hrter Lieblichkeit,</l><lb/>
            <l>Sie von Natur an Farb&#x2019; und Bildung &#x017F;chmu&#x0364;ckte.</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t der Stiel, der &#x017F;onderlich formirt,</l><lb/>
            <l>Mit vierzig Stengeln ausgeziert,</l><lb/>
            <l>Die alle, er&#x017F;tlich auf-hernach &#x017F;ich abwerts biegen,</l><lb/>
            <l>Und welche oberwa&#x0364;rts allein</l><lb/>
            <l>Mit Bluhmen ausgezieret &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[594/0624] Jn einer angenehmen Ruͤnde, Gleich einem Faͤchtel aus. Die Unterſten ſind klein, Jndem die Mittelſten die allergroͤſten ſeyn. Ein jedes Blatt Jſt unten zierlich ſpitz, und oben zierlich breit, Wodurch es die Geſtalt von einer Birne hat. Der allerſchoͤnſte Tafft iſt nicht ſo ſchoͤn, Als ſolch ein Blatt, zumahl Jm hellen Sonnen-Strahl, Wenn man es recht betrachtet, anzuſehn. Der Adern Menge, die in ſchoͤnſter Ordnung ſteht, Laͤſſt recht, als waͤre ſie gewuͤrcket und geneht. Auf eines jeden Zweiges Ecken, Die mit dem ſchoͤnſten Laubwerck prangt, So wie ein gruͤner Buſch von Federn abwaͤrts hangt, Sieht man die weiſſe Bluͤth’ ſich praͤchtig aufwerts ſtrecken, Der ſchoͤnſten Pyramide gleich. Es gehen dieſer Bluͤth’, im ſchoͤnen Bluhmen-Reich, An Groͤſſe, Nettigkeit, an Farben, Form und Zier, Sehr wenig Bluhmen fuͤr. Wer dies nicht glauben will, beſchau’ ſie in der Naͤhe, So wird es ihm gewiß, wie mir, ergehn, Jch hielte ſie von weiten artig, ſchoͤn: Allein, ich ſtutzte recht, als ich ſie nah’ erblickte, Und wie, mit ſolcher Seltenheit, Auch nie bisher von mir geſpuͤhrter Lieblichkeit, Sie von Natur an Farb’ und Bildung ſchmuͤckte. Es iſt der Stiel, der ſonderlich formirt, Mit vierzig Stengeln ausgeziert, Die alle, erſtlich auf-hernach ſich abwerts biegen, Und welche oberwaͤrts allein Mit Bluhmen ausgezieret ſeyn, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/624
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/624>, abgerufen am 26.04.2024.