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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Du setzest Dich, Du schreibst: dann schlägst Du an die
Brust,
Du legst die Feder weg, und Dich im Stuhl zurücke.
Wie ruhig siehst Du aus! wie sanft sind Deine Blicke!
Und so verwechselt stets die Andacht Lust mit Lust.
Jedoch ietzt seuffzest Du, die Lust verlieret sich,
Du stütz'st Dein denckend Haupt, die muntern Züge schwinden,
Verdruß und Unwill ist bey Traurigkeit zu finden,
Der Menschen Härtigkeit verdreust, betrübet Dich.
Jezt stehst Du auf, und gehst die Garten-Stieg hinab,
Du hörst, die Erde klagt, die Lufft stillt, reitzt die Erde,
b) p. 17. 18.

Die Schönheit zu erhöhn, daß GOTT erhaben werde,
Der, zu der Menschen Lust, die Schönheit beiden gab.
Dein Feuer-reicher Blick nimmt manche Blum' in Acht,
Du denckst der Nacht, und sprichst: Jhr prächtgen Frühlings-
Kinder,
Die Nacht raubt euren Glantz, doch seyd ihr drum nicht min
der,
c) p. 26.

Wer weiß, welch Wesen euch des Nachts mit Lust betracht't.
Du hörest mit Bedacht der Bluhmen Lehren an,
Wie bunte Lippen hier Unachtsamkeit bestraffen.
Sie sprechen: hat uns denn ein Ungefehr erschaffen,
Daß man uns so verschmäht? es hats ja GOtt gethan.
Der frühe Frühling zeigt zwar manches Bluhmen-Kind,
Jedoch es kan mein Geist sich noch mehr Bluhmen bilden,
Mit Blau und Roht beziehn, versilbern und vergülden,
Daß sich ein Bluhmen-Heer in stärckrer Anzahl findt.
Aurickel, Hyacinth verbinden sich mit Mah,
d) p. 30. 105. 103. 119.
61. 43. 73. 124. 60.

Die Ros' und Amaranth mit hoher Kaiser-Crone,
Die
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Du ſetzeſt Dich, Du ſchreibſt: dann ſchlaͤgſt Du an die
Bruſt,
Du legſt die Feder weg, und Dich im Stuhl zuruͤcke.
Wie ruhig ſiehſt Du aus! wie ſanft ſind Deine Blicke!
Und ſo verwechſelt ſtets die Andacht Luſt mit Luſt.
Jedoch ietzt ſeuffzeſt Du, die Luſt verlieret ſich,
Du ſtuͤtz’ſt Dein denckend Haupt, die muntern Zuͤge ſchwinden,
Verdruß und Unwill iſt bey Traurigkeit zu finden,
Der Menſchen Haͤrtigkeit verdreuſt, betruͤbet Dich.
Jezt ſtehſt Du auf, und gehſt die Garten-Stieg hinab,
Du hoͤrſt, die Erde klagt, die Lufft ſtillt, reitzt die Erde,
b) p. 17. 18.

Die Schoͤnheit zu erhoͤhn, daß GOTT erhaben werde,
Der, zu der Menſchen Luſt, die Schoͤnheit beiden gab.
Dein Feuer-reicher Blick nimmt manche Blum’ in Acht,
Du denckſt der Nacht, und ſprichſt: Jhr praͤchtgen Fruͤhlings-
Kinder,
Die Nacht raubt euren Glantz, doch ſeyd ihr drum nicht min
der,
c) p. 26.

Wer weiß, welch Weſen euch des Nachts mit Luſt betracht’t.
Du hoͤreſt mit Bedacht der Bluhmen Lehren an,
Wie bunte Lippen hier Unachtſamkeit beſtraffen.
Sie ſprechen: hat uns denn ein Ungefehr erſchaffen,
Daß man uns ſo verſchmaͤht? es hats ja GOtt gethan.
Der fruͤhe Fruͤhling zeigt zwar manches Bluhmen-Kind,
Jedoch es kan mein Geiſt ſich noch mehr Bluhmen bilden,
Mit Blau und Roht beziehn, verſilbern und verguͤlden,
Daß ſich ein Bluhmen-Heer in ſtaͤrckrer Anzahl findt.
Aurickel, Hyacinth verbinden ſich mit Mah,
d) p. 30. 105. 103. 119.
61. 43. 73. 124. 60.

Die Roſ’ und Amaranth mit hoher Kaiſer-Crone,
Die
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[0019] Du ſetzeſt Dich, Du ſchreibſt: dann ſchlaͤgſt Du an die Bruſt, Du legſt die Feder weg, und Dich im Stuhl zuruͤcke. Wie ruhig ſiehſt Du aus! wie ſanft ſind Deine Blicke! Und ſo verwechſelt ſtets die Andacht Luſt mit Luſt. Jedoch ietzt ſeuffzeſt Du, die Luſt verlieret ſich, Du ſtuͤtz’ſt Dein denckend Haupt, die muntern Zuͤge ſchwinden, Verdruß und Unwill iſt bey Traurigkeit zu finden, Der Menſchen Haͤrtigkeit verdreuſt, betruͤbet Dich. Jezt ſtehſt Du auf, und gehſt die Garten-Stieg hinab, Du hoͤrſt, die Erde klagt, die Lufft ſtillt, reitzt die Erde, b⁾ p. 17. 18. Die Schoͤnheit zu erhoͤhn, daß GOTT erhaben werde, Der, zu der Menſchen Luſt, die Schoͤnheit beiden gab. Dein Feuer-reicher Blick nimmt manche Blum’ in Acht, Du denckſt der Nacht, und ſprichſt: Jhr praͤchtgen Fruͤhlings- Kinder, Die Nacht raubt euren Glantz, doch ſeyd ihr drum nicht min der, c⁾ p. 26. Wer weiß, welch Weſen euch des Nachts mit Luſt betracht’t. Du hoͤreſt mit Bedacht der Bluhmen Lehren an, Wie bunte Lippen hier Unachtſamkeit beſtraffen. Sie ſprechen: hat uns denn ein Ungefehr erſchaffen, Daß man uns ſo verſchmaͤht? es hats ja GOtt gethan. Der fruͤhe Fruͤhling zeigt zwar manches Bluhmen-Kind, Jedoch es kan mein Geiſt ſich noch mehr Bluhmen bilden, Mit Blau und Roht beziehn, verſilbern und verguͤlden, Daß ſich ein Bluhmen-Heer in ſtaͤrckrer Anzahl findt. Aurickel, Hyacinth verbinden ſich mit Mah, d⁾ p. 30. 105. 103. 119. 61. 43. 73. 124. 60. Die Roſ’ und Amaranth mit hoher Kaiſer-Crone, Die b 2

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/19>, abgerufen am 29.03.2024.