Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Fortsetzung der Gedancken

Orion, Pleiades, den Fuhrmann, nebst den Ziegen,
Den Schwan, Delphin, den Stier, durch ein gewisses fügen,
Durch ein willkührliches verbinden und zertrennen,
Dir hätte deutlich zeigen können.

Hierüber fielen mir aufs neu
Die vorigen Gedancken bey:
Wie sehr würd' einer, dacht ich, irren,
Wie lächerlich würd' er, was wahr und falsch, verwirren,
Der diese Lichterchen für eigne Lichter nehmen,
Und ihren Ursprung nicht,
Bey einem allgemeinen Licht,
Beym Strahl der Sonnen, suchen wollte!
Er müste sich gewiß des groben Jrrthums schämen.
So kann (und ist es gantz vermuthlich) in der That
Das prächtige Sapphirne Firmament
Allein der Vorhang seyn,
Wodurch der hinter ihm vorhandne Schein
Von GOttes heilgem Thron, zu unserm Nutzen brennt.
Es kommt aufs mindste dieses mir
Als ein Gedancke für,
Der, zu des Schöpfers Ruhm, was Grosses in sich hat.
Ja sollten etwa Schwierigkeiten
Dadurch, daß wir rings üm die Sonne gehn,
Und andre Jrr-Stern' auch sich üm dieselbe drehn,
Vielleicht bey dir entstehn;
So laß dich dieß nicht gleich verleiten,
Die Meinung von der Quell der Sonnen zu bestreiten.
Es wird sich etwas doch von unsrer Antwort fassen,
Und ziemlich scheinbar machen lassen.
Hätt

Fortſetzung der Gedancken

Orion, Pleiades, den Fuhrmann, nebſt den Ziegen,
Den Schwan, Delphin, den Stier, durch ein gewiſſes fuͤgen,
Durch ein willkuͤhrliches verbinden und zertrennen,
Dir haͤtte deutlich zeigen koͤnnen.

Hieruͤber fielen mir aufs neu
Die vorigen Gedancken bey:
Wie ſehr wuͤrd’ einer, dacht ich, irren,
Wie laͤcherlich wuͤrd’ er, was wahr und falſch, verwirren,
Der dieſe Lichterchen fuͤr eigne Lichter nehmen,
Und ihren Urſprung nicht,
Bey einem allgemeinen Licht,
Beym Strahl der Sonnen, ſuchen wollte!
Er muͤſte ſich gewiß des groben Jrrthums ſchaͤmen.
So kann (und iſt es gantz vermuthlich) in der That
Das praͤchtige Sapphirne Firmament
Allein der Vorhang ſeyn,
Wodurch der hinter ihm vorhandne Schein
Von GOttes heilgem Thron, zu unſerm Nutzen brennt.
Es kommt aufs mindſte dieſes mir
Als ein Gedancke fuͤr,
Der, zu des Schoͤpfers Ruhm, was Groſſes in ſich hat.
Ja ſollten etwa Schwierigkeiten
Dadurch, daß wir rings uͤm die Sonne gehn,
Und andre Jrr-Stern’ auch ſich uͤm dieſelbe drehn,
Vielleicht bey dir entſtehn;
So laß dich dieß nicht gleich verleiten,
Die Meinung von der Quell der Sonnen zu beſtreiten.
Es wird ſich etwas doch von unſrer Antwort faſſen,
Und ziemlich ſcheinbar machen laſſen.
Haͤtt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <l>
                <pb facs="#f0332" n="300"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fort&#x017F;etzung der Gedancken</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Orion, Pleiades, den Fuhrmann, neb&#x017F;t den Ziegen,</l><lb/>
              <l>Den Schwan, Delphin, den Stier, durch ein gewi&#x017F;&#x017F;es fu&#x0364;gen,</l><lb/>
              <l>Durch ein willku&#x0364;hrliches verbinden und zertrennen,</l><lb/>
              <l>Dir ha&#x0364;tte deutlich zeigen ko&#x0364;nnen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Hieru&#x0364;ber fielen mir aufs neu</l><lb/>
              <l>Die vorigen Gedancken bey:</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ehr wu&#x0364;rd&#x2019; einer, dacht ich, irren,</l><lb/>
              <l>Wie la&#x0364;cherlich wu&#x0364;rd&#x2019; er, was wahr und fal&#x017F;ch, verwirren,</l><lb/>
              <l>Der die&#x017F;e Lichterchen fu&#x0364;r eigne Lichter nehmen,</l><lb/>
              <l>Und ihren Ur&#x017F;prung nicht,</l><lb/>
              <l>Bey einem allgemeinen Licht,</l><lb/>
              <l>Beym Strahl der Sonnen, &#x017F;uchen wollte!</l><lb/>
              <l>Er mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich gewiß des groben Jrrthums &#x017F;cha&#x0364;men.</l><lb/>
              <l>So kann (und i&#x017F;t es gantz vermuthlich) in der That</l><lb/>
              <l>Das pra&#x0364;chtige Sapphirne Firmament</l><lb/>
              <l>Allein der Vorhang &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Wodurch der hinter ihm vorhandne Schein</l><lb/>
              <l>Von GOttes heilgem Thron, zu un&#x017F;erm Nutzen brennt.</l><lb/>
              <l>Es kommt aufs mind&#x017F;te die&#x017F;es mir</l><lb/>
              <l>Als ein Gedancke fu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Der, zu des Scho&#x0364;pfers Ruhm, was Gro&#x017F;&#x017F;es in &#x017F;ich hat.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Ja &#x017F;ollten etwa Schwierigkeiten</l><lb/>
              <l>Dadurch, daß wir rings u&#x0364;m die Sonne gehn,</l><lb/>
              <l>Und andre Jrr-Stern&#x2019; auch &#x017F;ich u&#x0364;m die&#x017F;elbe drehn,</l><lb/>
              <l>Vielleicht bey dir ent&#x017F;tehn;</l><lb/>
              <l>So laß dich dieß nicht gleich verleiten,</l><lb/>
              <l>Die Meinung von der Quell der Sonnen zu be&#x017F;treiten.</l><lb/>
              <l>Es wird &#x017F;ich etwas doch von un&#x017F;rer Antwort fa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und ziemlich &#x017F;cheinbar machen la&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ha&#x0364;tt</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0332] Fortſetzung der Gedancken Orion, Pleiades, den Fuhrmann, nebſt den Ziegen, Den Schwan, Delphin, den Stier, durch ein gewiſſes fuͤgen, Durch ein willkuͤhrliches verbinden und zertrennen, Dir haͤtte deutlich zeigen koͤnnen. Hieruͤber fielen mir aufs neu Die vorigen Gedancken bey: Wie ſehr wuͤrd’ einer, dacht ich, irren, Wie laͤcherlich wuͤrd’ er, was wahr und falſch, verwirren, Der dieſe Lichterchen fuͤr eigne Lichter nehmen, Und ihren Urſprung nicht, Bey einem allgemeinen Licht, Beym Strahl der Sonnen, ſuchen wollte! Er muͤſte ſich gewiß des groben Jrrthums ſchaͤmen. So kann (und iſt es gantz vermuthlich) in der That Das praͤchtige Sapphirne Firmament Allein der Vorhang ſeyn, Wodurch der hinter ihm vorhandne Schein Von GOttes heilgem Thron, zu unſerm Nutzen brennt. Es kommt aufs mindſte dieſes mir Als ein Gedancke fuͤr, Der, zu des Schoͤpfers Ruhm, was Groſſes in ſich hat. Ja ſollten etwa Schwierigkeiten Dadurch, daß wir rings uͤm die Sonne gehn, Und andre Jrr-Stern’ auch ſich uͤm dieſelbe drehn, Vielleicht bey dir entſtehn; So laß dich dieß nicht gleich verleiten, Die Meinung von der Quell der Sonnen zu beſtreiten. Es wird ſich etwas doch von unſrer Antwort faſſen, Und ziemlich ſcheinbar machen laſſen. Haͤtt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/332
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/332>, abgerufen am 06.05.2024.