Endlich daß Saturnus Scheibe, nebst fünf runden Neben- Scheiben, Die in nie verrückter Ordnung sich beständig üm ihn treiben, Eine noch weit grössre zeige. Da der Ring, der ihn üm- schränckt, Nebst ihm selbst, in dreißig Jahren üm der Sonnen Licht sich lenckt, Folglich zwo Minuten zeigt. Wer erstaunt nicht, wann er denckt, An die Herrlichkeit und Grösse dieser Himmels Wunder- Uhr?
Aber, Seele, weiter fort! unsre gantze Sonnen-Welt, Alle Scheiben der Planeten sind, trotz ihrer Grösse, nur Als ein einzigs Uhr-Werck uns, GOtt zum Lobe, vorgestellt. Aber wie so viel sind ihrer, die im Schoosse der Natur, Unserm GOTT zur Ehre, gehn, und, die Ewigkeit zu theilen, Jn dem weiten Himmels-Saal so zur Pracht als Nutzen eilen, Ungehindert, unverrückt, mit so schrecklichem Gewicht!
HERR! wer zittert für erstaunen, und für Lust und Ehr-Furcht nicht! Wenn man sich den tieffen Himmel, recht als einen weiten Saal, Wo, an stat Mobilien, Sonnen-Uhren ohne Zahl GOTTES Thron und Wohnung schmücken, vor der See- len Augen stellt. HERR Zebaoth! ew'ger Schöpfer! ach! wenn ich hieran gedencke, Deucht mich, daß ich mich am tieffsten in Dein Göttlich We- sen sencke.
Jn
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Uhr-Werck der Ewigkeit.
Endlich daß Saturnus Scheibe, nebſt fuͤnf runden Neben- Scheiben, Die in nie verruͤckter Ordnung ſich beſtaͤndig uͤm ihn treiben, Eine noch weit groͤſſre zeige. Da der Ring, der ihn uͤm- ſchraͤnckt, Nebſt ihm ſelbſt, in dreißig Jahren uͤm der Sonnen Licht ſich lenckt, Folglich zwo Minuten zeigt. Wer erſtaunt nicht, wann er denckt, An die Herrlichkeit und Groͤſſe dieſer Himmels Wunder- Uhr?
Aber, Seele, weiter fort! unſre gantze Sonnen-Welt, Alle Scheiben der Planeten ſind, trotz ihrer Groͤſſe, nur Als ein einzigs Uhr-Werck uns, GOtt zum Lobe, vorgeſtellt. Aber wie ſo viel ſind ihrer, die im Schooſſe der Natur, Unſerm GOTT zur Ehre, gehn, und, die Ewigkeit zu theilen, Jn dem weiten Himmels-Saal ſo zur Pracht als Nutzen eilen, Ungehindert, unverruͤckt, mit ſo ſchrecklichem Gewicht!
HERR! wer zittert fuͤr erſtaunen, und fuͤr Luſt und Ehr-Furcht nicht! Wenn man ſich den tieffen Himmel, recht als einen weiten Saal, Wo, an ſtat Mobilien, Sonnen-Uhren ohne Zahl GOTTES Thron und Wohnung ſchmuͤcken, vor der See- len Augen ſtellt. HERR Zebaoth! ew’ger Schoͤpfer! ach! wenn ich hieran gedencke, Deucht mich, daß ich mich am tieffſten in Dein Goͤttlich We- ſen ſencke.
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Uhr-Werck der Ewigkeit.
Endlich daß Saturnus Scheibe, nebſt fuͤnf runden Neben-
Scheiben,
Die in nie verruͤckter Ordnung ſich beſtaͤndig uͤm ihn treiben,
Eine noch weit groͤſſre zeige. Da der Ring, der ihn uͤm-
ſchraͤnckt,
Nebſt ihm ſelbſt, in dreißig Jahren uͤm der Sonnen Licht ſich
lenckt,
Folglich zwo Minuten zeigt. Wer erſtaunt nicht, wann er
denckt,
An die Herrlichkeit und Groͤſſe dieſer Himmels Wunder-
Uhr?
Aber, Seele, weiter fort! unſre gantze Sonnen-Welt,
Alle Scheiben der Planeten ſind, trotz ihrer Groͤſſe, nur
Als ein einzigs Uhr-Werck uns, GOtt zum Lobe, vorgeſtellt.
Aber wie ſo viel ſind ihrer, die im Schooſſe der Natur,
Unſerm GOTT zur Ehre, gehn, und, die Ewigkeit zu
theilen,
Jn dem weiten Himmels-Saal ſo zur Pracht als Nutzen
eilen,
Ungehindert, unverruͤckt, mit ſo ſchrecklichem Gewicht!
HERR! wer zittert fuͤr erſtaunen, und fuͤr Luſt und
Ehr-Furcht nicht!
Wenn man ſich den tieffen Himmel, recht als einen weiten
Saal,
Wo, an ſtat Mobilien, Sonnen-Uhren ohne Zahl
GOTTES Thron und Wohnung ſchmuͤcken, vor der See-
len Augen ſtellt.
HERR Zebaoth! ew’ger Schoͤpfer! ach! wenn ich hieran
gedencke,
Deucht mich, daß ich mich am tieffſten in Dein Goͤttlich We-
ſen ſencke.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/419>, abgerufen am 17.06.2024.
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