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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Trost über mein Unvermögen.
Trost über mein Unvermögen.
Jn einem Auszug schöner Wälder,
Worin so gar die grünen Schatten gläntzten,
Den fast nicht abzusehnde Felder,
Als wie ein güldnes Meer, begräntzten,
Beschäftigt' ich mich jüngst, der schönen Bäume Pracht,
Zu Ehren dem, der sie gemacht,
Mit schönen Worten zu beschreiben.
Allein
Trotz aller meiner Müh,
Weil die entworffene Copie
Dem Urbild überall nicht glich,
Must alles unterbleiben.
Doch fiel mir dieß darüber ein:
Jndem ich von der Bäume Bildern
Die Schönheit nicht vermag zu schildern,
Nicht würdig sie beschreiben kann:
So bin ich darum nicht betrübet;
Dieweil es mir die Nachricht giebet:
Mit unserm Witz sey nichts gethan.
Mein Unvermögen zeigts zwar an;
Doch dien' ich auch auf diese Weise,
Mit meiner Schwachheit, GOtt zum Preise;
Weil es doch immer wahr wird bleiben,
Was ich je mehr und mehr vermercke,
Daß unsers grossen Schöpfers Wercke
Nach Würden nimmer zu beschreiben.
Doch
Troſt uͤber mein Unvermoͤgen.
Troſt uͤber mein Unvermoͤgen.
Jn einem Auszug ſchoͤner Waͤlder,
Worin ſo gar die gruͤnen Schatten glaͤntzten,
Den faſt nicht abzuſehnde Felder,
Als wie ein guͤldnes Meer, begraͤntzten,
Beſchaͤftigt’ ich mich juͤngſt, der ſchoͤnen Baͤume Pracht,
Zu Ehren dem, der ſie gemacht,
Mit ſchoͤnen Worten zu beſchreiben.
Allein
Trotz aller meiner Muͤh,
Weil die entworffene Copie
Dem Urbild uͤberall nicht glich,
Muſt alles unterbleiben.
Doch fiel mir dieß daruͤber ein:
Jndem ich von der Baͤume Bildern
Die Schoͤnheit nicht vermag zu ſchildern,
Nicht wuͤrdig ſie beſchreiben kann:
So bin ich darum nicht betruͤbet;
Dieweil es mir die Nachricht giebet:
Mit unſerm Witz ſey nichts gethan.
Mein Unvermoͤgen zeigts zwar an;
Doch dien’ ich auch auf dieſe Weiſe,
Mit meiner Schwachheit, GOtt zum Preiſe;
Weil es doch immer wahr wird bleiben,
Was ich je mehr und mehr vermercke,
Daß unſers groſſen Schoͤpfers Wercke
Nach Wuͤrden nimmer zu beſchreiben.
Doch
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[122/0138] Troſt uͤber mein Unvermoͤgen. Troſt uͤber mein Unvermoͤgen. Jn einem Auszug ſchoͤner Waͤlder, Worin ſo gar die gruͤnen Schatten glaͤntzten, Den faſt nicht abzuſehnde Felder, Als wie ein guͤldnes Meer, begraͤntzten, Beſchaͤftigt’ ich mich juͤngſt, der ſchoͤnen Baͤume Pracht, Zu Ehren dem, der ſie gemacht, Mit ſchoͤnen Worten zu beſchreiben. Allein Trotz aller meiner Muͤh, Weil die entworffene Copie Dem Urbild uͤberall nicht glich, Muſt alles unterbleiben. Doch fiel mir dieß daruͤber ein: Jndem ich von der Baͤume Bildern Die Schoͤnheit nicht vermag zu ſchildern, Nicht wuͤrdig ſie beſchreiben kann: So bin ich darum nicht betruͤbet; Dieweil es mir die Nachricht giebet: Mit unſerm Witz ſey nichts gethan. Mein Unvermoͤgen zeigts zwar an; Doch dien’ ich auch auf dieſe Weiſe, Mit meiner Schwachheit, GOtt zum Preiſe; Weil es doch immer wahr wird bleiben, Was ich je mehr und mehr vermercke, Daß unſers groſſen Schoͤpfers Wercke Nach Wuͤrden nimmer zu beſchreiben. Doch

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/138>, abgerufen am 21.05.2024.