Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Fischerey.
Man kann, von Farb und Glanz, kein lieblicher Gemische,
Als feucht-bestraltes Gras, voll reger Fische,
Mit silbernen und güldnen Schuppen, sehn.
Sie hüpfen, lärmen, schlagen, drehn,
Erhöhn und krümmen sich. Ein klatschendes Gezische,
Ein schmatzend Schnappen nach der Luft,
Wird überall gehört.

Hierdurch ward Segenfeld recht inniglich bewegt.
Er dachte, wie er meistens pflegt,
So wohl der Lust, als auch dem Segen nach,
Worüber er, wie folgt, zu der Gesellschaft sprach:
Wenn man dieß alles sieht;
Was hindert uns daran,
Daß ein dadurch vergnügt Gemüth,
Bey seiner Freude, nicht den großen Schöpfer ehret?
Was hindert uns, daß nicht ein jedermann,
Da Gott, in Fischen, uns so manchen Segen schenket,
Auch wenn er fischen sieht, am großen Geber denket?
Wir wollen wenigstens, zu Seinen Ehren,
Das uns bekannte Lied, vom Wasser, lassen hören.
ARIA.
Die schuppichten Bürger der wallenden Fluth,
Die glänzenden Schaaren im schlüpfrigen Grunde,
Erheben, auch mit stummem Munde,
Die Wunder, die der Schöpfer thut.
Jhr Menschen! wenn sie euch ergetzen und speisen,
Vergesset doch nimmer den Schöpfer zu preisen!
Worauf der Jäger gleich ins muntre Waldhorn stieß,
Wobey der Widerhall sich deutlich hören ließ.
Das

Fiſcherey.
Man kann, von Farb und Glanz, kein lieblicher Gemiſche,
Als feucht-beſtraltes Gras, voll reger Fiſche,
Mit ſilbernen und guͤldnen Schuppen, ſehn.
Sie huͤpfen, laͤrmen, ſchlagen, drehn,
Erhoͤhn und kruͤmmen ſich. Ein klatſchendes Geziſche,
Ein ſchmatzend Schnappen nach der Luft,
Wird uͤberall gehoͤrt.

Hierdurch ward Segenfeld recht inniglich bewegt.
Er dachte, wie er meiſtens pflegt,
So wohl der Luſt, als auch dem Segen nach,
Woruͤber er, wie folgt, zu der Geſellſchaft ſprach:
Wenn man dieß alles ſieht;
Was hindert uns daran,
Daß ein dadurch vergnuͤgt Gemuͤth,
Bey ſeiner Freude, nicht den großen Schoͤpfer ehret?
Was hindert uns, daß nicht ein jedermann,
Da Gott, in Fiſchen, uns ſo manchen Segen ſchenket,
Auch wenn er fiſchen ſieht, am großen Geber denket?
Wir wollen wenigſtens, zu Seinen Ehren,
Das uns bekannte Lied, vom Waſſer, laſſen hoͤren.
ARIA.
Die ſchuppichten Buͤrger der wallenden Fluth,
Die glaͤnzenden Schaaren im ſchluͤpfrigen Grunde,
Erheben, auch mit ſtummem Munde,
Die Wunder, die der Schoͤpfer thut.
Jhr Menſchen! wenn ſie euch ergetzen und ſpeiſen,
Vergeſſet doch nimmer den Schoͤpfer zu preiſen!
Worauf der Jaͤger gleich ins muntre Waldhorn ſtieß,
Wobey der Widerhall ſich deutlich hoͤren ließ.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg n="20">
              <l><pb facs="#f0188" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fi&#x017F;cherey.</hi></fw><lb/>
Man kann, von Farb und Glanz, kein lieblicher Gemi&#x017F;che,</l><lb/>
              <l>Als feucht-be&#x017F;traltes Gras, voll reger Fi&#x017F;che,</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;ilbernen und gu&#x0364;ldnen Schuppen, &#x017F;ehn.</l><lb/>
              <l>Sie hu&#x0364;pfen, la&#x0364;rmen, &#x017F;chlagen, drehn,</l><lb/>
              <l>Erho&#x0364;hn und kru&#x0364;mmen &#x017F;ich. Ein klat&#x017F;chendes Gezi&#x017F;che,</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;chmatzend Schnappen nach der Luft,</l><lb/>
              <l>Wird u&#x0364;berall geho&#x0364;rt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="21">
              <l>Hierdurch ward Segenfeld recht inniglich bewegt.</l><lb/>
              <l>Er dachte, wie er mei&#x017F;tens pflegt,</l><lb/>
              <l>So wohl der Lu&#x017F;t, als auch dem Segen nach,</l><lb/>
              <l>Woru&#x0364;ber er, wie folgt, zu der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;prach:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="22">
              <l>Wenn man dieß alles &#x017F;ieht;</l><lb/>
              <l>Was hindert uns daran,</l><lb/>
              <l>Daß ein dadurch vergnu&#x0364;gt Gemu&#x0364;th,</l><lb/>
              <l>Bey &#x017F;einer Freude, nicht den großen Scho&#x0364;pfer ehret?</l><lb/>
              <l>Was hindert uns, daß nicht ein jedermann,</l><lb/>
              <l>Da Gott, in Fi&#x017F;chen, uns &#x017F;o manchen Segen &#x017F;chenket,</l><lb/>
              <l>Auch wenn er fi&#x017F;chen &#x017F;ieht, am großen Geber denket?</l><lb/>
              <l>Wir wollen wenig&#x017F;tens, zu Seinen Ehren,</l><lb/>
              <l>Das uns bekannte Lied, vom Wa&#x017F;&#x017F;er, la&#x017F;&#x017F;en ho&#x0364;ren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="23">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARIA</hi>.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Die &#x017F;chuppichten Bu&#x0364;rger der wallenden Fluth,</l><lb/>
              <l>Die gla&#x0364;nzenden Schaaren im &#x017F;chlu&#x0364;pfrigen Grunde,</l><lb/>
              <l>Erheben, auch mit &#x017F;tummem Munde,</l><lb/>
              <l>Die Wunder, die der Scho&#x0364;pfer thut.</l><lb/>
              <l>Jhr Men&#x017F;chen! wenn &#x017F;ie euch ergetzen und &#x017F;pei&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Verge&#x017F;&#x017F;et doch nimmer den Scho&#x0364;pfer zu prei&#x017F;en!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="24">
              <l>Worauf der Ja&#x0364;ger gleich ins muntre Waldhorn &#x017F;tieß,</l><lb/>
              <l>Wobey der Widerhall &#x017F;ich deutlich ho&#x0364;ren ließ.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0188] Fiſcherey. Man kann, von Farb und Glanz, kein lieblicher Gemiſche, Als feucht-beſtraltes Gras, voll reger Fiſche, Mit ſilbernen und guͤldnen Schuppen, ſehn. Sie huͤpfen, laͤrmen, ſchlagen, drehn, Erhoͤhn und kruͤmmen ſich. Ein klatſchendes Geziſche, Ein ſchmatzend Schnappen nach der Luft, Wird uͤberall gehoͤrt. Hierdurch ward Segenfeld recht inniglich bewegt. Er dachte, wie er meiſtens pflegt, So wohl der Luſt, als auch dem Segen nach, Woruͤber er, wie folgt, zu der Geſellſchaft ſprach: Wenn man dieß alles ſieht; Was hindert uns daran, Daß ein dadurch vergnuͤgt Gemuͤth, Bey ſeiner Freude, nicht den großen Schoͤpfer ehret? Was hindert uns, daß nicht ein jedermann, Da Gott, in Fiſchen, uns ſo manchen Segen ſchenket, Auch wenn er fiſchen ſieht, am großen Geber denket? Wir wollen wenigſtens, zu Seinen Ehren, Das uns bekannte Lied, vom Waſſer, laſſen hoͤren. ARIA. Die ſchuppichten Buͤrger der wallenden Fluth, Die glaͤnzenden Schaaren im ſchluͤpfrigen Grunde, Erheben, auch mit ſtummem Munde, Die Wunder, die der Schoͤpfer thut. Jhr Menſchen! wenn ſie euch ergetzen und ſpeiſen, Vergeſſet doch nimmer den Schoͤpfer zu preiſen! Worauf der Jaͤger gleich ins muntre Waldhorn ſtieß, Wobey der Widerhall ſich deutlich hoͤren ließ. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/188
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/188>, abgerufen am 28.04.2024.