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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Die Dankbarkeit.
Dieß ist das einzig Opfer fast, das wir dem Schöpfer ge-
ben können,

Wodurch wir Gott und Menschen zeigen, wie wir in einer
Sehnsucht brennen,

Dem, nach Vermögen, zu gefallen, und daß man den von Her-
zen liebt,

Der ohne daß wir es verdienen, uns so viel Guts aus Gna-
den giebt.
Wann uns nun auch im vorgen Jahr der Schöpfer so viel
Guts beschehrt,

Da er, nicht nur viel tausend Plagen von uns so gnädig ab-
gekehrt;

Nein, überdem unzählich viel an wirklichen Vergnüglichkeiten,
Gesundheit, Friede, Freude, Segen, so mancherley Zufrie-
denheiten,

Bequemlichkeiten, Freyheit, Ruh, uns in so reicher Maaß ge-
schenkt:

So ist es ja ein Undanks-Laster, wofern man es nicht über-
denkt.

Jnsonderheit hab ich dieß Jahr so wohl, als in den vorgen
Jahren,

So wohl für mich, als für die Meinen, des Schöpfers Gnad
und Huld erfahren.
Es ist so mancher Unglücksfall von uns in Gnaden abgewandt.
Es schützte meinen ältsten Sohn, o Herr, besonders deine Hand,
Da er von einer hohen Stiegen, in augenscheinlicher Gefahr;
Auch dreymal durch der Pferde Sturz gewissem Unglück na-
he war;

Auch wie einst der Pistole Schloß im Laden aus der Ruhe
sprang,

Und das schon eingeladne Pulver von unten ins Gesicht ihm
drang.
Daß
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Die Dankbarkeit.
Dieß iſt das einzig Opfer faſt, das wir dem Schoͤpfer ge-
ben koͤnnen,

Wodurch wir Gott und Menſchen zeigen, wie wir in einer
Sehnſucht brennen,

Dem, nach Vermoͤgen, zu gefallen, und daß man den von Her-
zen liebt,

Der ohne daß wir es verdienen, uns ſo viel Guts aus Gna-
den giebt.
Wann uns nun auch im vorgen Jahr der Schoͤpfer ſo viel
Guts beſchehrt,

Da er, nicht nur viel tauſend Plagen von uns ſo gnaͤdig ab-
gekehrt;

Nein, uͤberdem unzaͤhlich viel an wirklichen Vergnuͤglichkeiten,
Geſundheit, Friede, Freude, Segen, ſo mancherley Zufrie-
denheiten,

Bequemlichkeiten, Freyheit, Ruh, uns in ſo reicher Maaß ge-
ſchenkt:

So iſt es ja ein Undanks-Laſter, wofern man es nicht uͤber-
denkt.

Jnſonderheit hab ich dieß Jahr ſo wohl, als in den vorgen
Jahren,

So wohl fuͤr mich, als fuͤr die Meinen, des Schoͤpfers Gnad
und Huld erfahren.
Es iſt ſo mancher Ungluͤcksfall von uns in Gnaden abgewandt.
Es ſchuͤtzte meinen aͤltſten Sohn, o Herr, beſonders deine Hand,
Da er von einer hohen Stiegen, in augenſcheinlicher Gefahr;
Auch dreymal durch der Pferde Sturz gewiſſem Ungluͤck na-
he war;

Auch wie einſt der Piſtole Schloß im Laden aus der Ruhe
ſprang,

Und das ſchon eingeladne Pulver von unten ins Geſicht ihm
drang.
Daß
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[551/0575] Die Dankbarkeit. Dieß iſt das einzig Opfer faſt, das wir dem Schoͤpfer ge- ben koͤnnen, Wodurch wir Gott und Menſchen zeigen, wie wir in einer Sehnſucht brennen, Dem, nach Vermoͤgen, zu gefallen, und daß man den von Her- zen liebt, Der ohne daß wir es verdienen, uns ſo viel Guts aus Gna- den giebt. Wann uns nun auch im vorgen Jahr der Schoͤpfer ſo viel Guts beſchehrt, Da er, nicht nur viel tauſend Plagen von uns ſo gnaͤdig ab- gekehrt; Nein, uͤberdem unzaͤhlich viel an wirklichen Vergnuͤglichkeiten, Geſundheit, Friede, Freude, Segen, ſo mancherley Zufrie- denheiten, Bequemlichkeiten, Freyheit, Ruh, uns in ſo reicher Maaß ge- ſchenkt: So iſt es ja ein Undanks-Laſter, wofern man es nicht uͤber- denkt. Jnſonderheit hab ich dieß Jahr ſo wohl, als in den vorgen Jahren, So wohl fuͤr mich, als fuͤr die Meinen, des Schoͤpfers Gnad und Huld erfahren. Es iſt ſo mancher Ungluͤcksfall von uns in Gnaden abgewandt. Es ſchuͤtzte meinen aͤltſten Sohn, o Herr, beſonders deine Hand, Da er von einer hohen Stiegen, in augenſcheinlicher Gefahr; Auch dreymal durch der Pferde Sturz gewiſſem Ungluͤck na- he war; Auch wie einſt der Piſtole Schloß im Laden aus der Ruhe ſprang, Und das ſchon eingeladne Pulver von unten ins Geſicht ihm drang. Daß M m 4

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/575>, abgerufen am 29.04.2024.