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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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schöner gefüllten Hyacinthen.
Daß, da die Seele, durchs Gesicht,
Der Blumen Pracht recht zu besehn gedenket,
Erlaubt es der Geruch noch nicht.

Der mit des Riechens Kraft begabten Seelen
Zum Labsal, bricht ein angewürzter Schwall
Aus ihren klein und tiefen Höhlen,
Erfüllet in der Luft, den Luftkreis überall, (gemischt
Und ist aus so viel Lieblichkeiten, die nicht beschreiblich sind,
Und aus so vielen holden Theilchen in solcher Harmonie gefügt;
Wie man, wenn mans betrachtet, wirklich fühlet,
Daß der Geruch die Lunge wirklich kühlet,
Daß er das Herz, durch unsre Lung, erfrischt,
Ja, durchs Gehirn, die Seele selbst vergnügt.
Will man bey solcher süssen Lust, die wir, so wie wir alle
Gaben,

Von dem, aus welchem alles stammt, erhalten haben,
Sich nun, als wie ein Mensch, betragen: So muß die Seele sich
bemühn,

Und, aus den andern Sinnen, gleichsam sich in sich selbst zusam-
men ziehn,

Bey öftern Oeffnungen der Lunge auf das so süß Gemische denken,
Das aus der schönen Blumen fließt,
Um dem, der ihr so Geist als Werkzeug, wodurch sie solcher Lust
genießt,

Geschenkt, zu einem süssen Opfer, ein ihn bewundernd Herz zu
schenken.


Beherrscher der Himmel, Regierer der Erden,
Dein Name müß ewig verherrlichet werden!
Ach laß doch, zu deinen unendlichen Ehren,
Die Pracht der Geschöpfe die Menschheit belehren,
Jn ihnen dein herrliches Lob zu vermehren.
Aber-
C 2

ſchoͤner gefuͤllten Hyacinthen.
Daß, da die Seele, durchs Geſicht,
Der Blumen Pracht recht zu beſehn gedenket,
Erlaubt es der Geruch noch nicht.

Der mit des Riechens Kraft begabten Seelen
Zum Labſal, bricht ein angewuͤrzter Schwall
Aus ihren klein und tiefen Hoͤhlen,
Erfuͤllet in der Luft, den Luftkreis uͤberall, (gemiſcht
Und iſt aus ſo viel Lieblichkeiten, die nicht beſchreiblich ſind,
Und aus ſo vielen holden Theilchen in ſolcher Harmonie gefuͤgt;
Wie man, wenn mans betrachtet, wirklich fuͤhlet,
Daß der Geruch die Lunge wirklich kuͤhlet,
Daß er das Herz, durch unſre Lung, erfriſcht,
Ja, durchs Gehirn, die Seele ſelbſt vergnuͤgt.
Will man bey ſolcher ſuͤſſen Luſt, die wir, ſo wie wir alle
Gaben,

Von dem, aus welchem alles ſtammt, erhalten haben,
Sich nun, als wie ein Menſch, betragen: So muß die Seele ſich
bemuͤhn,

Und, aus den andern Sinnen, gleichſam ſich in ſich ſelbſt zuſam-
men ziehn,

Bey oͤftern Oeffnungen der Lunge auf das ſo ſuͤß Gemiſche denken,
Das aus der ſchoͤnen Blumen fließt,
Um dem, der ihr ſo Geiſt als Werkzeug, wodurch ſie ſolcher Luſt
genießt,

Geſchenkt, zu einem ſuͤſſen Opfer, ein ihn bewundernd Herz zu
ſchenken.


Beherrſcher der Himmel, Regierer der Erden,
Dein Name muͤß ewig verherrlichet werden!
Ach laß doch, zu deinen unendlichen Ehren,
Die Pracht der Geſchoͤpfe die Menſchheit belehren,
Jn ihnen dein herrliches Lob zu vermehren.
Aber-
C 2
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[35/0059] ſchoͤner gefuͤllten Hyacinthen. Daß, da die Seele, durchs Geſicht, Der Blumen Pracht recht zu beſehn gedenket, Erlaubt es der Geruch noch nicht. Der mit des Riechens Kraft begabten Seelen Zum Labſal, bricht ein angewuͤrzter Schwall Aus ihren klein und tiefen Hoͤhlen, Erfuͤllet in der Luft, den Luftkreis uͤberall, (gemiſcht Und iſt aus ſo viel Lieblichkeiten, die nicht beſchreiblich ſind, Und aus ſo vielen holden Theilchen in ſolcher Harmonie gefuͤgt; Wie man, wenn mans betrachtet, wirklich fuͤhlet, Daß der Geruch die Lunge wirklich kuͤhlet, Daß er das Herz, durch unſre Lung, erfriſcht, Ja, durchs Gehirn, die Seele ſelbſt vergnuͤgt. Will man bey ſolcher ſuͤſſen Luſt, die wir, ſo wie wir alle Gaben, Von dem, aus welchem alles ſtammt, erhalten haben, Sich nun, als wie ein Menſch, betragen: So muß die Seele ſich bemuͤhn, Und, aus den andern Sinnen, gleichſam ſich in ſich ſelbſt zuſam- men ziehn, Bey oͤftern Oeffnungen der Lunge auf das ſo ſuͤß Gemiſche denken, Das aus der ſchoͤnen Blumen fließt, Um dem, der ihr ſo Geiſt als Werkzeug, wodurch ſie ſolcher Luſt genießt, Geſchenkt, zu einem ſuͤſſen Opfer, ein ihn bewundernd Herz zu ſchenken. Beherrſcher der Himmel, Regierer der Erden, Dein Name muͤß ewig verherrlichet werden! Ach laß doch, zu deinen unendlichen Ehren, Die Pracht der Geſchoͤpfe die Menſchheit belehren, Jn ihnen dein herrliches Lob zu vermehren. Aber- C 2

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/59>, abgerufen am 30.04.2024.