Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Versteigen des menschlichen Geistes.
Wie sie es finden, wirken müße. Es scheint nicht glaublich
fast zu seyn,
Daß dieses Gott gefallen könne, daß er dadurch gedienet werde.

Wohl aber scheint allein die Demuth, in frölicher Bewun-
derung

Der wunderbaren Creaturen, im Meer, im Himmel, auf der
Erden,

Derselben Lenkung, und Erhaltung, nebst einem eifrigen
Bestreben,

Durch eine, bloß zu unserm Besten, uns vorgeschriebne
Mäßigung

Der Leidenschaften, und dem Nächsten das, welches ihm ge-
bührt, zu geben,

Der allerbeste Gottesdienst, und Gott das angenehmste Leben.
Es scheint, ihm werd ein solch Betragen, ein ihm zur Ehr
bewundernd Lallen,

Dem Vater deß, was Kinder heißt, unwidersprechlich mehr
gefallen,

Als wenn wir, nach der Riesen Art, stets Berg auf Berge
zu erheben,

Um auf dieselbigen zu steigen, und uns nur zu erhöhn, bestreben.


Die
P p 3

Verſteigen des menſchlichen Geiſtes.
Wie ſie es finden, wirken muͤße. Es ſcheint nicht glaublich
faſt zu ſeyn,
Daß dieſes Gott gefallen koͤnne, daß er dadurch gedienet werde.

Wohl aber ſcheint allein die Demuth, in froͤlicher Bewun-
derung

Der wunderbaren Creaturen, im Meer, im Himmel, auf der
Erden,

Derſelben Lenkung, und Erhaltung, nebſt einem eifrigen
Beſtreben,

Durch eine, bloß zu unſerm Beſten, uns vorgeſchriebne
Maͤßigung

Der Leidenſchaften, und dem Naͤchſten das, welches ihm ge-
buͤhrt, zu geben,

Der allerbeſte Gottesdienſt, und Gott das angenehmſte Leben.
Es ſcheint, ihm werd ein ſolch Betragen, ein ihm zur Ehr
bewundernd Lallen,

Dem Vater deß, was Kinder heißt, unwiderſprechlich mehr
gefallen,

Als wenn wir, nach der Rieſen Art, ſtets Berg auf Berge
zu erheben,

Um auf dieſelbigen zu ſteigen, und uns nur zu erhoͤhn, beſtreben.


Die
P p 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="3">
            <l><pb facs="#f0621" n="597"/><fw place="top" type="header">Ver&#x017F;teigen des men&#x017F;chlichen Gei&#x017F;tes.</fw><lb/>
Wie &#x017F;ie es finden, wirken mu&#x0364;ße. Es &#x017F;cheint nicht glaublich<lb/><hi rendition="#et">fa&#x017F;t zu &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
            <l>Daß die&#x017F;es Gott gefallen ko&#x0364;nne, daß er dadurch gedienet werde.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Wohl aber &#x017F;cheint allein die Demuth, in fro&#x0364;licher Bewun-<lb/><hi rendition="#et">derung</hi></l><lb/>
            <l>Der wunderbaren Creaturen, im Meer, im Himmel, auf der<lb/><hi rendition="#et">Erden,</hi></l><lb/>
            <l>Der&#x017F;elben Lenkung, und Erhaltung, neb&#x017F;t einem eifrigen<lb/><hi rendition="#et">Be&#x017F;treben,</hi></l><lb/>
            <l>Durch eine, bloß zu un&#x017F;erm Be&#x017F;ten, uns vorge&#x017F;chriebne<lb/><hi rendition="#et">Ma&#x0364;ßigung</hi></l><lb/>
            <l>Der Leiden&#x017F;chaften, und dem Na&#x0364;ch&#x017F;ten das, welches ihm ge-<lb/><hi rendition="#et">bu&#x0364;hrt, zu geben,</hi></l><lb/>
            <l>Der allerbe&#x017F;te Gottesdien&#x017F;t, und Gott das angenehm&#x017F;te Leben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Es &#x017F;cheint, ihm werd ein &#x017F;olch Betragen, ein ihm zur Ehr<lb/><hi rendition="#et">bewundernd Lallen,</hi></l><lb/>
            <l>Dem Vater deß, was Kinder heißt, unwider&#x017F;prechlich mehr<lb/><hi rendition="#et">gefallen,</hi></l><lb/>
            <l>Als wenn wir, nach der Rie&#x017F;en Art, &#x017F;tets Berg auf Berge<lb/><hi rendition="#et">zu erheben,</hi></l><lb/>
            <l>Um auf die&#x017F;elbigen zu &#x017F;teigen, und uns nur zu erho&#x0364;hn, be&#x017F;treben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">P p 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[597/0621] Verſteigen des menſchlichen Geiſtes. Wie ſie es finden, wirken muͤße. Es ſcheint nicht glaublich faſt zu ſeyn, Daß dieſes Gott gefallen koͤnne, daß er dadurch gedienet werde. Wohl aber ſcheint allein die Demuth, in froͤlicher Bewun- derung Der wunderbaren Creaturen, im Meer, im Himmel, auf der Erden, Derſelben Lenkung, und Erhaltung, nebſt einem eifrigen Beſtreben, Durch eine, bloß zu unſerm Beſten, uns vorgeſchriebne Maͤßigung Der Leidenſchaften, und dem Naͤchſten das, welches ihm ge- buͤhrt, zu geben, Der allerbeſte Gottesdienſt, und Gott das angenehmſte Leben. Es ſcheint, ihm werd ein ſolch Betragen, ein ihm zur Ehr bewundernd Lallen, Dem Vater deß, was Kinder heißt, unwiderſprechlich mehr gefallen, Als wenn wir, nach der Rieſen Art, ſtets Berg auf Berge zu erheben, Um auf dieſelbigen zu ſteigen, und uns nur zu erhoͤhn, beſtreben. Die P p 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/621
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/621>, abgerufen am 27.04.2024.