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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Uebersetzungen.
Ecce sumus puluis, sumus ecce miserrima tellus,
Et nostri sugiunt, vt leuis aura, dies.
Soluimur, vt nebula, surgens vt in aera fumus,
Et veluti solui sole pruina solet.
Carpimur, vt stipulae rapido carpuntur abigne,
Nil nisi viuendo somnus et vmbra sumus.
Vnde igitur fastus, venit vnde superbia nobis,
Quos fatum, praeter tot mala, triste rapit?



Schau, wir sind Staub, ein wenig Erden,
Und unsre Tage fliehn, wie eine dünne Luft.
Wie Rauch, der aufwerts steigt, so werden
Wir Menschen aufgelöst, als wie ein Nebel-Duft,
Und wie ein Reif, wenn ihn die Sonne schmelzt; wir sind,
Wie Stoppeln, so die Gluht verzehrt, ein Traum, ein Wind.
Woher kömmt denn der Stolz; was nützet denn die Pracht,
Dem, welchem nebst viel andrer Noth,
Das bittre Schicksal, durch den Tod,
So bald ein schleunig Ende macht?


Stet
Ueberſetzungen.
Ecce ſumus puluis, ſumus ecce miſerrima tellus,
Et noſtri ſugiunt, vt leuis aura, dies.
Soluimur, vt nebula, ſurgens vt in aëra fumus,
Et veluti ſolui ſole pruina ſolet.
Carpimur, vt ſtipulæ rapido carpuntur abigne,
Nil niſi viuendo ſomnus et vmbra ſumus.
Vnde igitur faſtus, venit vnde ſuperbia nobis,
Quos fatum, præter tot mala, triſte rapit?



Schau, wir ſind Staub, ein wenig Erden,
Und unſre Tage fliehn, wie eine duͤnne Luft.
Wie Rauch, der aufwerts ſteigt, ſo werden
Wir Menſchen aufgeloͤſt, als wie ein Nebel-Duft,
Und wie ein Reif, wenn ihn die Sonne ſchmelzt; wir ſind,
Wie Stoppeln, ſo die Gluht verzehrt, ein Traum, ein Wind.
Woher koͤmmt denn der Stolz; was nuͤtzet denn die Pracht,
Dem, welchem nebſt viel andrer Noth,
Das bittre Schickſal, durch den Tod,
So bald ein ſchleunig Ende macht?


Stet
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[716/0740] Ueberſetzungen. Ecce ſumus puluis, ſumus ecce miſerrima tellus, Et noſtri ſugiunt, vt leuis aura, dies. Soluimur, vt nebula, ſurgens vt in aëra fumus, Et veluti ſolui ſole pruina ſolet. Carpimur, vt ſtipulæ rapido carpuntur abigne, Nil niſi viuendo ſomnus et vmbra ſumus. Vnde igitur faſtus, venit vnde ſuperbia nobis, Quos fatum, præter tot mala, triſte rapit? Schau, wir ſind Staub, ein wenig Erden, Und unſre Tage fliehn, wie eine duͤnne Luft. Wie Rauch, der aufwerts ſteigt, ſo werden Wir Menſchen aufgeloͤſt, als wie ein Nebel-Duft, Und wie ein Reif, wenn ihn die Sonne ſchmelzt; wir ſind, Wie Stoppeln, ſo die Gluht verzehrt, ein Traum, ein Wind. Woher koͤmmt denn der Stolz; was nuͤtzet denn die Pracht, Dem, welchem nebſt viel andrer Noth, Das bittre Schickſal, durch den Tod, So bald ein ſchleunig Ende macht? Stet

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/740>, abgerufen am 29.04.2024.