Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen über Bäume im Frühling.


Der Bäume Form, ihr schönes Grün, ihr holdes
Schirm-Dach für die Hitze,
Mit süsser Kühlung angefüllt, der angenehmen Schatten
Nacht,
Jhr' Anmuht, wodurch jeder sich zur holden Herberg' und
zum Sitze
Der, uns allein vergnügenden und schönen, Singe-Vögel
macht,
Die mannichfachen süssen Früchte, wodurch sie uns nicht
minder nütze,
Sind dieß nicht göttliche Geschenke? Und sind sie nicht
von solchem Wehrt,
Daß wir uns ihrer innig freuen? Daß wir die Bäum' als
Anmuht-Quellen,
Als Creaturen, uns zum Segen erschaffen, uns vor Augen
stellen,
Und, mit vergnügter Dankbarkeit, in ihnen, GOtt, den
Schöpfer, ehrt?


Damit nun dieß weit besser noch, als wie von mir, geschehen
möge;
So bitt' ich dich, geehrter Freund, für den ich so viel Ach-
tung hege,
Erwähl' einst diesen schönen Vorwurf zum Vorwurf deiner
edlen Lieder,
Beschreib uns einen schönen Baum, zum Preise Deß, Der
ihn gemacht,
Zur Lust der Welt, und zur Beschämung: damit nicht, wie
vorhin, ein jeder,
Ein solches Wunderwerk des Schöpfers so sträflich mehr
lass' ausser Acht.


Schluß
Betrachtungen uͤber Baͤume im Fruͤhling.


Der Baͤume Form, ihr ſchoͤnes Gruͤn, ihr holdes
Schirm-Dach fuͤr die Hitze,
Mit ſuͤſſer Kuͤhlung angefuͤllt, der angenehmen Schatten
Nacht,
Jhr’ Anmuht, wodurch jeder ſich zur holden Herberg’ und
zum Sitze
Der, uns allein vergnuͤgenden und ſchoͤnen, Singe-Voͤgel
macht,
Die mannichfachen ſuͤſſen Fruͤchte, wodurch ſie uns nicht
minder nuͤtze,
Sind dieß nicht goͤttliche Geſchenke? Und ſind ſie nicht
von ſolchem Wehrt,
Daß wir uns ihrer innig freuen? Daß wir die Baͤum’ als
Anmuht-Quellen,
Als Creaturen, uns zum Segen erſchaffen, uns vor Augen
ſtellen,
Und, mit vergnuͤgter Dankbarkeit, in ihnen, GOtt, den
Schoͤpfer, ehrt?


Damit nun dieß weit beſſer noch, als wie von mir, geſchehen
moͤge;
So bitt’ ich dich, geehrter Freund, fuͤr den ich ſo viel Ach-
tung hege,
Erwaͤhl’ einſt dieſen ſchoͤnen Vorwurf zum Vorwurf deiner
edlen Lieder,
Beſchreib uns einen ſchoͤnen Baum, zum Preiſe Deß, Der
ihn gemacht,
Zur Luſt der Welt, und zur Beſchaͤmung: damit nicht, wie
vorhin, ein jeder,
Ein ſolches Wunderwerk des Schoͤpfers ſo ſtraͤflich mehr
laſſ’ auſſer Acht.


Schluß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0214" n="196"/>
              <fw place="top" type="header">Betrachtungen u&#x0364;ber Ba&#x0364;ume im Fru&#x0364;hling.</fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Der Ba&#x0364;ume Form, ihr &#x017F;cho&#x0364;nes Gru&#x0364;n, ihr holdes</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Schirm-Dach fu&#x0364;r die Hitze,</hi> </l><lb/>
                <l>Mit &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Ku&#x0364;hlung angefu&#x0364;llt, der angenehmen Schatten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Nacht,</hi> </l><lb/>
                <l>Jhr&#x2019; Anmuht, wodurch jeder &#x017F;ich zur holden Herberg&#x2019; und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zum Sitze</hi> </l><lb/>
                <l>Der, uns allein vergnu&#x0364;genden und &#x017F;cho&#x0364;nen, Singe-Vo&#x0364;gel</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">macht,</hi> </l><lb/>
                <l>Die mannichfachen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Fru&#x0364;chte, wodurch &#x017F;ie uns nicht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">minder nu&#x0364;tze,</hi> </l><lb/>
                <l>Sind dieß nicht go&#x0364;ttliche Ge&#x017F;chenke? Und &#x017F;ind &#x017F;ie nicht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">von &#x017F;olchem Wehrt,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß wir uns ihrer innig freuen? Daß wir die Ba&#x0364;um&#x2019; als</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Anmuht-Quellen,</hi> </l><lb/>
                <l>Als Creaturen, uns zum Segen er&#x017F;chaffen, uns vor Augen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tellen,</hi> </l><lb/>
                <l>Und, mit vergnu&#x0364;gter Dankbarkeit, in ihnen, GOtt, den</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Scho&#x0364;pfer, ehrt?</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg n="6">
                <l>Damit nun dieß weit be&#x017F;&#x017F;er noch, als wie von mir, ge&#x017F;chehen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mo&#x0364;ge;</hi> </l><lb/>
                <l>So bitt&#x2019; ich dich, <hi rendition="#fr">geehrter Freund,</hi> fu&#x0364;r den ich &#x017F;o viel Ach-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">tung hege,</hi> </l><lb/>
                <l>Erwa&#x0364;hl&#x2019; ein&#x017F;t die&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;nen Vorwurf zum Vorwurf deiner</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">edlen Lieder,</hi> </l><lb/>
                <l>Be&#x017F;chreib uns einen &#x017F;cho&#x0364;nen Baum, zum Prei&#x017F;e Deß, Der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ihn gemacht,</hi> </l><lb/>
                <l>Zur Lu&#x017F;t der Welt, und zur Be&#x017F;cha&#x0364;mung: damit nicht, wie</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">vorhin, ein jeder,</hi> </l><lb/>
                <l>Ein &#x017F;olches Wunderwerk des Scho&#x0364;pfers &#x017F;o &#x017F;tra&#x0364;flich mehr</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">la&#x017F;&#x017F;&#x2019; au&#x017F;&#x017F;er Acht.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Schluß</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0214] Betrachtungen uͤber Baͤume im Fruͤhling. Der Baͤume Form, ihr ſchoͤnes Gruͤn, ihr holdes Schirm-Dach fuͤr die Hitze, Mit ſuͤſſer Kuͤhlung angefuͤllt, der angenehmen Schatten Nacht, Jhr’ Anmuht, wodurch jeder ſich zur holden Herberg’ und zum Sitze Der, uns allein vergnuͤgenden und ſchoͤnen, Singe-Voͤgel macht, Die mannichfachen ſuͤſſen Fruͤchte, wodurch ſie uns nicht minder nuͤtze, Sind dieß nicht goͤttliche Geſchenke? Und ſind ſie nicht von ſolchem Wehrt, Daß wir uns ihrer innig freuen? Daß wir die Baͤum’ als Anmuht-Quellen, Als Creaturen, uns zum Segen erſchaffen, uns vor Augen ſtellen, Und, mit vergnuͤgter Dankbarkeit, in ihnen, GOtt, den Schoͤpfer, ehrt? Damit nun dieß weit beſſer noch, als wie von mir, geſchehen moͤge; So bitt’ ich dich, geehrter Freund, fuͤr den ich ſo viel Ach- tung hege, Erwaͤhl’ einſt dieſen ſchoͤnen Vorwurf zum Vorwurf deiner edlen Lieder, Beſchreib uns einen ſchoͤnen Baum, zum Preiſe Deß, Der ihn gemacht, Zur Luſt der Welt, und zur Beſchaͤmung: damit nicht, wie vorhin, ein jeder, Ein ſolches Wunderwerk des Schoͤpfers ſo ſtraͤflich mehr laſſ’ auſſer Acht. Schluß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/214
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/214>, abgerufen am 02.05.2024.