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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Das Thürmchen
Soll itzt, so deutlich als ich kann, dasselbe, nebst dem Theil
der Erden,
So man aus ihm mit Anmuht sieht, betrachtet und beschrie-
ben werden:
Ein Regel- rechtes Acht-Eck theilt des Thürmchens
Ründe richtig ein,
Wovon fünf Fächer nichts als Fenster, aus welchen, wegen
seiner Höhe,
Jch, über alle Häus- und Felder, das Grenzen- lose Wasser
sehe,
So allesammt die schönsten Vorwürf', in einer schönen Land-
schaft, seyn.
Weil nun die Lage dieses Thürmchens Nord-Ost-werts;
trifft der Sonnen-Schein,
Nur bloß des Morgens, meinen Sitz, und bin ich, wenn der
Mittag blitzet,
Durch des erhabnen Schlosses Mauer, die Süd-werts
lieget, so beschützet,
Daß ich, in einem kühlen Schatten, an diesem Ort, den ganzen
Tag,
Die überall bestrahlte Vorwürf', auf Land und Fluht,
zu seh'n vermag.
Von dem von hier zu sehenden, so weiten Kreise des Ge-
sichts,
Von den so vielen Gegenwürfen von Wiesen, Feldern, auf
dem Lande,
Von den nicht wenigern im Wasser, auf dem Betrachtens-
wehrten Strande,
Und überall uns, durch den Glanz des all's erhell'nden Son-
nen-Lichts,
So
Das Thuͤrmchen
Soll itzt, ſo deutlich als ich kann, daſſelbe, nebſt dem Theil
der Erden,
So man aus ihm mit Anmuht ſieht, betrachtet und beſchrie-
ben werden:
Ein Regel- rechtes Acht-Eck theilt des Thuͤrmchens
Ruͤnde richtig ein,
Wovon fuͤnf Faͤcher nichts als Fenſter, aus welchen, wegen
ſeiner Hoͤhe,
Jch, uͤber alle Haͤuſ- und Felder, das Grenzen- loſe Waſſer
ſehe,
So alleſammt die ſchoͤnſten Vorwuͤrf’, in einer ſchoͤnen Land-
ſchaft, ſeyn.
Weil nun die Lage dieſes Thuͤrmchens Nord-Oſt-werts;
trifft der Sonnen-Schein,
Nur bloß des Morgens, meinen Sitz, und bin ich, wenn der
Mittag blitzet,
Durch des erhabnen Schloſſes Mauer, die Suͤd-werts
lieget, ſo beſchuͤtzet,
Daß ich, in einem kuͤhlen Schatten, an dieſem Ort, den ganzen
Tag,
Die uͤberall beſtrahlte Vorwuͤrf’, auf Land und Fluht,
zu ſeh’n vermag.
Von dem von hier zu ſehenden, ſo weiten Kreiſe des Ge-
ſichts,
Von den ſo vielen Gegenwuͤrfen von Wieſen, Feldern, auf
dem Lande,
Von den nicht wenigern im Waſſer, auf dem Betrachtens-
wehrten Strande,
Und uͤberall uns, durch den Glanz des all’s erhell’nden Son-
nen-Lichts,
So
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[312/0330] Das Thuͤrmchen Soll itzt, ſo deutlich als ich kann, daſſelbe, nebſt dem Theil der Erden, So man aus ihm mit Anmuht ſieht, betrachtet und beſchrie- ben werden: Ein Regel- rechtes Acht-Eck theilt des Thuͤrmchens Ruͤnde richtig ein, Wovon fuͤnf Faͤcher nichts als Fenſter, aus welchen, wegen ſeiner Hoͤhe, Jch, uͤber alle Haͤuſ- und Felder, das Grenzen- loſe Waſſer ſehe, So alleſammt die ſchoͤnſten Vorwuͤrf’, in einer ſchoͤnen Land- ſchaft, ſeyn. Weil nun die Lage dieſes Thuͤrmchens Nord-Oſt-werts; trifft der Sonnen-Schein, Nur bloß des Morgens, meinen Sitz, und bin ich, wenn der Mittag blitzet, Durch des erhabnen Schloſſes Mauer, die Suͤd-werts lieget, ſo beſchuͤtzet, Daß ich, in einem kuͤhlen Schatten, an dieſem Ort, den ganzen Tag, Die uͤberall beſtrahlte Vorwuͤrf’, auf Land und Fluht, zu ſeh’n vermag. Von dem von hier zu ſehenden, ſo weiten Kreiſe des Ge- ſichts, Von den ſo vielen Gegenwuͤrfen von Wieſen, Feldern, auf dem Lande, Von den nicht wenigern im Waſſer, auf dem Betrachtens- wehrten Strande, Und uͤberall uns, durch den Glanz des all’s erhell’nden Son- nen-Lichts, So

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/330>, abgerufen am 29.04.2024.