Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Gemähetes Getrayde,
1739.
GOtt Lob! es ist die Erndte-Zeit,
Die wir so lang' gewünschet haben!
Die reife Saat ist abgemeyt,
Betrachtet denn des Himmels Gaben!
Man sieht vom Gersten, Weizen, Rocken
Die hohen, gross- und schwehren Hocken,
Gleich kleinen Bergen, aufgethürmt.
Du hast, HErr! unsern Wunsch gewähret,
Du hast den Segen uns beschehret,
Du hast ihn auch bisher beschirmt.
Jtzt sehen wir ihn, mit Vergnügen,
Zur Scheuren fertig, vor uns liegen,
Das Feld voll Segens-Hügel steh'n.
Wir sehen itzt, so weit wir seh'n,
So weit sich unser Blick erstreckt,
Wie sich das Feld, in gelben Höh'n,
Mit lauter güldnen Bergen deckt.
Es mehrt sich noch ihr gelber Schein
Dadurch, daß sie so reich beladen,
Zumahl, da sie von Dresp und Raden,
Von Bluhmen und von Unkraut rein.
Man kann auf den gebundnen Spitzen
Nichts als gefüllte Aehren sitzen,
Vor Aehren keine Halmen, seh'n.
Auf dieser kleinen Berge Gipfeln
Sieht man, in den gebognen Wipfeln,
Nicht Blätter, lauter Früchte, steh'n.
Der-
Gemaͤhetes Getrayde,
1739.
GOtt Lob! es iſt die Erndte-Zeit,
Die wir ſo lang’ gewuͤnſchet haben!
Die reife Saat iſt abgemeyt,
Betrachtet denn des Himmels Gaben!
Man ſieht vom Gerſten, Weizen, Rocken
Die hohen, groſſ- und ſchwehren Hocken,
Gleich kleinen Bergen, aufgethuͤrmt.
Du haſt, HErr! unſern Wunſch gewaͤhret,
Du haſt den Segen uns beſchehret,
Du haſt ihn auch bisher beſchirmt.
Jtzt ſehen wir ihn, mit Vergnuͤgen,
Zur Scheuren fertig, vor uns liegen,
Das Feld voll Segens-Huͤgel ſteh’n.
Wir ſehen itzt, ſo weit wir ſeh’n,
So weit ſich unſer Blick erſtreckt,
Wie ſich das Feld, in gelben Hoͤh’n,
Mit lauter guͤldnen Bergen deckt.
Es mehrt ſich noch ihr gelber Schein
Dadurch, daß ſie ſo reich beladen,
Zumahl, da ſie von Dresp und Raden,
Von Bluhmen und von Unkraut rein.
Man kann auf den gebundnen Spitzen
Nichts als gefuͤllte Aehren ſitzen,
Vor Aehren keine Halmen, ſeh’n.
Auf dieſer kleinen Berge Gipfeln
Sieht man, in den gebognen Wipfeln,
Nicht Blaͤtter, lauter Fruͤchte, ſteh’n.
Der-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0350" n="332"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gema&#x0364;hetes Getrayde,<lb/><hi rendition="#g">1739</hi>.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">G</hi>Ott Lob! es i&#x017F;t die Erndte-Zeit,</l><lb/>
                <l>Die wir &#x017F;o lang&#x2019; gewu&#x0364;n&#x017F;chet haben!</l><lb/>
                <l>Die reife Saat i&#x017F;t abgemeyt,</l><lb/>
                <l>Betrachtet denn des Himmels Gaben!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Man &#x017F;ieht vom Ger&#x017F;ten, Weizen, Rocken</l><lb/>
                <l>Die hohen, gro&#x017F;&#x017F;- und &#x017F;chwehren Hocken,</l><lb/>
                <l>Gleich kleinen Bergen, aufgethu&#x0364;rmt.</l><lb/>
                <l>Du ha&#x017F;t, HErr! un&#x017F;ern Wun&#x017F;ch gewa&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Du ha&#x017F;t den Segen uns be&#x017F;chehret,</l><lb/>
                <l>Du ha&#x017F;t ihn auch bisher be&#x017F;chirmt.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Jtzt &#x017F;ehen wir ihn, mit Vergnu&#x0364;gen,</l><lb/>
                <l>Zur Scheuren fertig, vor uns liegen,</l><lb/>
                <l>Das Feld voll Segens-Hu&#x0364;gel &#x017F;teh&#x2019;n.</l><lb/>
                <l>Wir &#x017F;ehen itzt, &#x017F;o weit wir &#x017F;eh&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>So weit &#x017F;ich un&#x017F;er Blick er&#x017F;treckt,</l><lb/>
                <l>Wie &#x017F;ich das Feld, in gelben Ho&#x0364;h&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Mit lauter gu&#x0364;ldnen Bergen deckt.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Es mehrt &#x017F;ich noch ihr gelber Schein</l><lb/>
                <l>Dadurch, daß &#x017F;ie &#x017F;o reich beladen,</l><lb/>
                <l>Zumahl, da &#x017F;ie von <hi rendition="#fr">Dresp</hi> und <hi rendition="#fr">Raden,</hi></l><lb/>
                <l>Von Bluhmen und von Unkraut rein.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Man kann auf den gebundnen Spitzen</l><lb/>
                <l>Nichts als gefu&#x0364;llte Aehren &#x017F;itzen,</l><lb/>
                <l>Vor Aehren keine Halmen, &#x017F;eh&#x2019;n.</l><lb/>
                <l>Auf die&#x017F;er kleinen Berge Gipfeln</l><lb/>
                <l>Sieht man, in den gebognen Wipfeln,</l><lb/>
                <l>Nicht Bla&#x0364;tter, lauter Fru&#x0364;chte, &#x017F;teh&#x2019;n.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der-</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0350] Gemaͤhetes Getrayde, 1739. GOtt Lob! es iſt die Erndte-Zeit, Die wir ſo lang’ gewuͤnſchet haben! Die reife Saat iſt abgemeyt, Betrachtet denn des Himmels Gaben! Man ſieht vom Gerſten, Weizen, Rocken Die hohen, groſſ- und ſchwehren Hocken, Gleich kleinen Bergen, aufgethuͤrmt. Du haſt, HErr! unſern Wunſch gewaͤhret, Du haſt den Segen uns beſchehret, Du haſt ihn auch bisher beſchirmt. Jtzt ſehen wir ihn, mit Vergnuͤgen, Zur Scheuren fertig, vor uns liegen, Das Feld voll Segens-Huͤgel ſteh’n. Wir ſehen itzt, ſo weit wir ſeh’n, So weit ſich unſer Blick erſtreckt, Wie ſich das Feld, in gelben Hoͤh’n, Mit lauter guͤldnen Bergen deckt. Es mehrt ſich noch ihr gelber Schein Dadurch, daß ſie ſo reich beladen, Zumahl, da ſie von Dresp und Raden, Von Bluhmen und von Unkraut rein. Man kann auf den gebundnen Spitzen Nichts als gefuͤllte Aehren ſitzen, Vor Aehren keine Halmen, ſeh’n. Auf dieſer kleinen Berge Gipfeln Sieht man, in den gebognen Wipfeln, Nicht Blaͤtter, lauter Fruͤchte, ſteh’n. Der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/350
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/350>, abgerufen am 30.04.2024.