Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermehrtes Vergnügen in vermehrter
Mir siel, bey der Gelegenheit,
Der Stand der gegenwärt'gen Zeit,
Der noch nicht Herbst, und nicht mehr Sommer, ein.
Es kam mir vor, ob hätten wir,
Da wir die Zeiten nur in vier
Besondre Abschnitt' eingetheilet,
Uns übereilet.
Theilt man die Winde gleich nur in vier Hauptwind'
ein,
So werden doch die halben Wind' imgleichen
Den Schiffenden nicht minder dienlich seyn,
Womit sie ja so wohl den sichern Port erreichen.
Wie die Natur in allen ihren Werken
Uns nimmer Sprünge läßt bemerken;
Wie sie auf eine stille Weise,
Und, so zu reden, sanft und leise
Jhr grosses Werk vollführt,
Und recht als wie der Mond zu seiner Fülle
Nur allgemach in sanfter Stille,
Und unvermerkt gelangt;
So sollten wir, nicht ungerühret,
Die angenehme Lieblichkeiten
Der auch beträchtlichen und holden Zwischenzeiten
Nicht unvermerkt, nicht ungespührt,
So wie bisher gar oft gescheh'n, verfliessen
Und ungeprüft vergehen lassen,
Ohn' ihrer Schönheit zu geniessen,
Ohn' auch in ihrer holden Pracht
Des Schöpfers Ordnung, Lieb' und Macht,
Mit fröhlicher Bewunderung, zu fassen.
Auf
Vermehrtes Vergnuͤgen in vermehrter
Mir ſiel, bey der Gelegenheit,
Der Stand der gegenwaͤrt’gen Zeit,
Der noch nicht Herbſt, und nicht mehr Sommer, ein.
Es kam mir vor, ob haͤtten wir,
Da wir die Zeiten nur in vier
Beſondre Abſchnitt’ eingetheilet,
Uns uͤbereilet.
Theilt man die Winde gleich nur in vier Hauptwind’
ein,
So werden doch die halben Wind’ imgleichen
Den Schiffenden nicht minder dienlich ſeyn,
Womit ſie ja ſo wohl den ſichern Port erreichen.
Wie die Natur in allen ihren Werken
Uns nimmer Spruͤnge laͤßt bemerken;
Wie ſie auf eine ſtille Weiſe,
Und, ſo zu reden, ſanft und leiſe
Jhr groſſes Werk vollfuͤhrt,
Und recht als wie der Mond zu ſeiner Fuͤlle
Nur allgemach in ſanfter Stille,
Und unvermerkt gelangt;
So ſollten wir, nicht ungeruͤhret,
Die angenehme Lieblichkeiten
Der auch betraͤchtlichen und holden Zwiſchenzeiten
Nicht unvermerkt, nicht ungeſpuͤhrt,
So wie bisher gar oft geſcheh’n, verflieſſen
Und ungepruͤft vergehen laſſen,
Ohn’ ihrer Schoͤnheit zu genieſſen,
Ohn’ auch in ihrer holden Pracht
Des Schoͤpfers Ordnung, Lieb’ und Macht,
Mit froͤhlicher Bewunderung, zu faſſen.
Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0442" n="424"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermehrtes Vergnu&#x0364;gen in vermehrter</hi> </fw><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Mir &#x017F;iel, bey der Gelegenheit,</l><lb/>
                <l>Der Stand der gegenwa&#x0364;rt&#x2019;gen Zeit,</l><lb/>
                <l>Der noch nicht Herb&#x017F;t, und nicht mehr Sommer, ein.</l><lb/>
                <l>Es kam mir vor, ob ha&#x0364;tten wir,</l><lb/>
                <l>Da wir die Zeiten nur in vier</l><lb/>
                <l>Be&#x017F;ondre Ab&#x017F;chnitt&#x2019; eingetheilet,</l><lb/>
                <l>Uns u&#x0364;bereilet.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Theilt man die Winde gleich nur in vier Hauptwind&#x2019;</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ein,</hi> </l><lb/>
                <l>So werden doch die halben Wind&#x2019; imgleichen</l><lb/>
                <l>Den Schiffenden nicht minder dienlich &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Womit &#x017F;ie ja &#x017F;o wohl den &#x017F;ichern Port erreichen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Wie die Natur in allen ihren Werken</l><lb/>
                <l>Uns nimmer Spru&#x0364;nge la&#x0364;ßt bemerken;</l><lb/>
                <l>Wie &#x017F;ie auf eine &#x017F;tille Wei&#x017F;e,</l><lb/>
                <l>Und, &#x017F;o zu reden, &#x017F;anft und lei&#x017F;e</l><lb/>
                <l>Jhr gro&#x017F;&#x017F;es Werk vollfu&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>Und recht als wie der Mond zu &#x017F;einer Fu&#x0364;lle</l><lb/>
                <l>Nur allgemach in &#x017F;anfter Stille,</l><lb/>
                <l>Und unvermerkt gelangt;</l><lb/>
                <l>So &#x017F;ollten wir, nicht ungeru&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Die angenehme Lieblichkeiten</l><lb/>
                <l>Der auch betra&#x0364;chtlichen und holden Zwi&#x017F;chenzeiten</l><lb/>
                <l>Nicht unvermerkt, nicht unge&#x017F;pu&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>So wie bisher gar oft ge&#x017F;cheh&#x2019;n, verflie&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Und ungepru&#x0364;ft vergehen la&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Ohn&#x2019; ihrer Scho&#x0364;nheit zu genie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Ohn&#x2019; auch in ihrer holden Pracht</l><lb/>
                <l>Des Scho&#x0364;pfers Ordnung, Lieb&#x2019; und Macht,</l><lb/>
                <l>Mit fro&#x0364;hlicher Bewunderung, zu fa&#x017F;&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0442] Vermehrtes Vergnuͤgen in vermehrter Mir ſiel, bey der Gelegenheit, Der Stand der gegenwaͤrt’gen Zeit, Der noch nicht Herbſt, und nicht mehr Sommer, ein. Es kam mir vor, ob haͤtten wir, Da wir die Zeiten nur in vier Beſondre Abſchnitt’ eingetheilet, Uns uͤbereilet. Theilt man die Winde gleich nur in vier Hauptwind’ ein, So werden doch die halben Wind’ imgleichen Den Schiffenden nicht minder dienlich ſeyn, Womit ſie ja ſo wohl den ſichern Port erreichen. Wie die Natur in allen ihren Werken Uns nimmer Spruͤnge laͤßt bemerken; Wie ſie auf eine ſtille Weiſe, Und, ſo zu reden, ſanft und leiſe Jhr groſſes Werk vollfuͤhrt, Und recht als wie der Mond zu ſeiner Fuͤlle Nur allgemach in ſanfter Stille, Und unvermerkt gelangt; So ſollten wir, nicht ungeruͤhret, Die angenehme Lieblichkeiten Der auch betraͤchtlichen und holden Zwiſchenzeiten Nicht unvermerkt, nicht ungeſpuͤhrt, So wie bisher gar oft geſcheh’n, verflieſſen Und ungepruͤft vergehen laſſen, Ohn’ ihrer Schoͤnheit zu genieſſen, Ohn’ auch in ihrer holden Pracht Des Schoͤpfers Ordnung, Lieb’ und Macht, Mit froͤhlicher Bewunderung, zu faſſen. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/442
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/442>, abgerufen am 02.05.2024.