Der Klösse heller Grau, zusammt den hellern Höhen Der Furchen, wovon wir auch kleine Schatten sehen, Erheben, zieren noch und schmücken, Was man sonst auf der Felder Rücken Zu einfach und zu allgemein, Jn einer braunen Farb' allein, Und ohn' Verändrung würd' erblicken. Nachdem der Sonnen-Strahl nun mehr und minder heiß, Wird auch die braune Farb' bald mehr, bald minder weiß. Wie Grau und Braun sich nun bald scheiden, und bald mischen, So sucht doch hie und dort Manch lieblich grüner Platz, an manchem Ort, Vom Grase, so durchstrahlt, das Aug' uns zu erfrischen. Zumahl bemüht der Schilf, den an den langen Graben Wir hin und her annoch zu sehen haben, Mit dem durchstrahlten holden Grünen, Vom güldnen Sonnen-Strahl oft durch-oft angeschie- nen, Uns sich, mit ihrem Schmuck, zur Augen-Lust zu dienen.
Jndem ich also jüngst, zur frühen Morgens-Zeit, Jn diesem weiten Feld, und seiner Lieblichkeit, Fast bloß in meinen Augen lebte, Und, beym entwölkten Sonnen-Licht, Mein auf das stille Feld gerichtetes Gesicht Sanft über seine Fläche schwebte, Auch ich, mit frohem Ernst, mich recht bestrebte, Das, was zu dieser Zeit auf seiner Fläche schön, Mit sanften Freuden anzuseh'n. Wobey ich innerlich den grossen Schöpfer ehrte;
Vergnügte
Vergnuͤgliche Betrachtung
Der Kloͤſſe heller Grau, zuſammt den hellern Hoͤhen Der Furchen, wovon wir auch kleine Schatten ſehen, Erheben, zieren noch und ſchmuͤcken, Was man ſonſt auf der Felder Ruͤcken Zu einfach und zu allgemein, Jn einer braunen Farb’ allein, Und ohn’ Veraͤndrung wuͤrd’ erblicken. Nachdem der Sonnen-Strahl nun mehr und minder heiß, Wird auch die braune Farb’ bald mehr, bald minder weiß. Wie Grau und Braun ſich nun bald ſcheiden, und bald miſchen, So ſucht doch hie und dort Manch lieblich gruͤner Platz, an manchem Ort, Vom Graſe, ſo durchſtrahlt, das Aug’ uns zu erfriſchen. Zumahl bemuͤht der Schilf, den an den langen Graben Wir hin und her annoch zu ſehen haben, Mit dem durchſtrahlten holden Gruͤnen, Vom guͤldnen Sonnen-Strahl oft durch-oft angeſchie- nen, Uns ſich, mit ihrem Schmuck, zur Augen-Luſt zu dienen.
Jndem ich alſo juͤngſt, zur fruͤhen Morgens-Zeit, Jn dieſem weiten Feld, und ſeiner Lieblichkeit, Faſt bloß in meinen Augen lebte, Und, beym entwoͤlkten Sonnen-Licht, Mein auf das ſtille Feld gerichtetes Geſicht Sanft uͤber ſeine Flaͤche ſchwebte, Auch ich, mit frohem Ernſt, mich recht beſtrebte, Das, was zu dieſer Zeit auf ſeiner Flaͤche ſchoͤn, Mit ſanften Freuden anzuſeh’n. Wobey ich innerlich den groſſen Schoͤpfer ehrte;
Vergnuͤgte
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[430/0448]
Vergnuͤgliche Betrachtung
Der Kloͤſſe heller Grau, zuſammt den hellern Hoͤhen
Der Furchen, wovon wir auch kleine Schatten ſehen,
Erheben, zieren noch und ſchmuͤcken,
Was man ſonſt auf der Felder Ruͤcken
Zu einfach und zu allgemein,
Jn einer braunen Farb’ allein,
Und ohn’ Veraͤndrung wuͤrd’ erblicken.
Nachdem der Sonnen-Strahl nun mehr und minder
heiß,
Wird auch die braune Farb’ bald mehr, bald minder weiß.
Wie Grau und Braun ſich nun bald ſcheiden, und bald
miſchen,
So ſucht doch hie und dort
Manch lieblich gruͤner Platz, an manchem Ort,
Vom Graſe, ſo durchſtrahlt, das Aug’ uns zu erfriſchen.
Zumahl bemuͤht der Schilf, den an den langen Graben
Wir hin und her annoch zu ſehen haben,
Mit dem durchſtrahlten holden Gruͤnen,
Vom guͤldnen Sonnen-Strahl oft durch-oft angeſchie-
nen,
Uns ſich, mit ihrem Schmuck, zur Augen-Luſt zu dienen.
Jndem ich alſo juͤngſt, zur fruͤhen Morgens-Zeit,
Jn dieſem weiten Feld, und ſeiner Lieblichkeit,
Faſt bloß in meinen Augen lebte,
Und, beym entwoͤlkten Sonnen-Licht,
Mein auf das ſtille Feld gerichtetes Geſicht
Sanft uͤber ſeine Flaͤche ſchwebte,
Auch ich, mit frohem Ernſt, mich recht beſtrebte,
Das, was zu dieſer Zeit auf ſeiner Flaͤche ſchoͤn,
Mit ſanften Freuden anzuſeh’n.
Wobey ich innerlich den groſſen Schoͤpfer ehrte;
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/448>, abgerufen am 09.05.2024.
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