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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Die Rosen.
Sie ward, durch ihren schönen Bau, auch durch d[en]
Balsam, den sie spühret,

Gerührt, erquickt, ergetzt, erstaunt, und so zu denk[en]
angeführet:
Holdselige Rose, liebreizende Bluhme!
Du prangest, schimmerst, glänzest, glühst,
Du riechest, scheinest, funkelst, blühst,
Dem alles erschaffenden Schöpfer zum Ruhm[e!]
Wer kann dieß Wunder doch begreifen,
Auf welche Weise sich in dir
So manche Kraft, so manche Zier,
So viele Lieblichkeiten, häufen;
Wie, in der schwarz- und kalten Erde,
Für unser drob erstaunt Gesicht,
Ein röthlich und fast flammend Licht,
Jn dir, doch zubereitet werde;
Wie, aus so hartem Stock, bedornt- und dichten feste[n]
Zweigen,

So nett formiert, so schön gefärbte Blätter steigen!
Jn deiner lieblichen Figur,
Jn deiner Blätter Glanz und Pracht,
Die uns erquicken und entzücken,
Werd' ich, von aufgeklärten Blicken
Der sich verschönernden Natur,
Liebäugelnd gleichsam, angelacht.
Gott Lob! daß ich mich dein von neuen,
Dem, Der dich schuff, zum Ruhm, erfreuen,
Jn meiner Lust Jhm danken kann!
Es sieht dich mein vergnügt Gemüthe
Als einen Ausfluß Seiner Güte,
Und Seiner weisen Allmacht, an.
Du
Die Roſen.
Sie ward, durch ihren ſchoͤnen Bau, auch durch d[en]
Balſam, den ſie ſpuͤhret,

Geruͤhrt, erquickt, ergetzt, erſtaunt, und ſo zu denk[en]
angefuͤhret:
Holdſelige Roſe, liebreizende Bluhme!
Du prangeſt, ſchimmerſt, glaͤnzeſt, gluͤhſt,
Du riecheſt, ſcheineſt, funkelſt, bluͤhſt,
Dem alles erſchaffenden Schoͤpfer zum Ruhm[e!]
Wer kann dieß Wunder doch begreifen,
Auf welche Weiſe ſich in dir
So manche Kraft, ſo manche Zier,
So viele Lieblichkeiten, haͤufen;
Wie, in der ſchwarz- und kalten Erde,
Fuͤr unſer drob erſtaunt Geſicht,
Ein roͤthlich und faſt flammend Licht,
Jn dir, doch zubereitet werde;
Wie, aus ſo hartem Stock, bedornt- und dichten feſte[n]
Zweigen,

So nett formiert, ſo ſchoͤn gefaͤrbte Blaͤtter ſteigen!
Jn deiner lieblichen Figur,
Jn deiner Blaͤtter Glanz und Pracht,
Die uns erquicken und entzuͤcken,
Werd’ ich, von aufgeklaͤrten Blicken
Der ſich verſchoͤnernden Natur,
Liebaͤugelnd gleichſam, angelacht.
Gott Lob! daß ich mich dein von neuen,
Dem, Der dich ſchuff, zum Ruhm, erfreuen,
Jn meiner Luſt Jhm danken kann!
Es ſieht dich mein vergnuͤgt Gemuͤthe
Als einen Ausfluß Seiner Guͤte,
Und Seiner weiſen Allmacht, an.
Du
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[108/0122] Die Roſen. Sie ward, durch ihren ſchoͤnen Bau, auch durch den Balſam, den ſie ſpuͤhret, Geruͤhrt, erquickt, ergetzt, erſtaunt, und ſo zu denken angefuͤhret: Holdſelige Roſe, liebreizende Bluhme! Du prangeſt, ſchimmerſt, glaͤnzeſt, gluͤhſt, Du riecheſt, ſcheineſt, funkelſt, bluͤhſt, Dem alles erſchaffenden Schoͤpfer zum Ruhme! Wer kann dieß Wunder doch begreifen, Auf welche Weiſe ſich in dir So manche Kraft, ſo manche Zier, So viele Lieblichkeiten, haͤufen; Wie, in der ſchwarz- und kalten Erde, Fuͤr unſer drob erſtaunt Geſicht, Ein roͤthlich und faſt flammend Licht, Jn dir, doch zubereitet werde; Wie, aus ſo hartem Stock, bedornt- und dichten feſten Zweigen, So nett formiert, ſo ſchoͤn gefaͤrbte Blaͤtter ſteigen! Jn deiner lieblichen Figur, Jn deiner Blaͤtter Glanz und Pracht, Die uns erquicken und entzuͤcken, Werd’ ich, von aufgeklaͤrten Blicken Der ſich verſchoͤnernden Natur, Liebaͤugelnd gleichſam, angelacht. Gott Lob! daß ich mich dein von neuen, Dem, Der dich ſchuff, zum Ruhm, erfreuen, Jn meiner Luſt Jhm danken kann! Es ſieht dich mein vergnuͤgt Gemuͤthe Als einen Ausfluß Seiner Guͤte, Und Seiner weiſen Allmacht, an. Du

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/122>, abgerufen am 28.04.2024.