Da auch die Christenheit, von neuem, sich wieder in drey Theile reißt, Wovon ein jedes Drittel sich rechtgläubig, jene Ketzer, heißt, Sie mehrentheils verdammt, und niemand, als sich alleine, selig preist.
Mich überfiel, bey diesem Denken, ein Schrecken. Denn mir kam die Welt, Wie sie, von allen, gegen alle, beschrieben wird, und vor- gestellt, (Da sie sich alle durch einander des Jrrthums zeihen und verdammen) Als wie der Höllen Vorhof vor. Denn alle werden zu den Flammen Von allen ordentlich vertheilt. Wofern man ihnen glauben soll; So ist der Himmel leer von Seelen, der Pfuhl der Höllen aber voll, Und, wenige nur ausgenommen, so trägt hieran fast niemand Zweifel, Einfolglich, nach dem Spruch der Welt, gehört die Welt fast ganz dem Teufel. Jch wollte mich, voll heilgem Eifer, zu einer Widerle- gung wenden; Allein mir kam ein Schaudern an, die Feder fiel mir aus den Händen.
Großer
8 Theil. L l
Hartes Betragen der Menſch. gegen einander.
Da auch die Chriſtenheit, von neuem, ſich wieder in drey Theile reißt, Wovon ein jedes Drittel ſich rechtglaͤubig, jene Ketzer, heißt, Sie mehrentheils verdammt, und niemand, als ſich alleine, ſelig preiſt.
Mich uͤberfiel, bey dieſem Denken, ein Schrecken. Denn mir kam die Welt, Wie ſie, von allen, gegen alle, beſchrieben wird, und vor- geſtellt, (Da ſie ſich alle durch einander des Jrrthums zeihen und verdammen) Als wie der Hoͤllen Vorhof vor. Denn alle werden zu den Flammen Von allen ordentlich vertheilt. Wofern man ihnen glauben ſoll; So iſt der Himmel leer von Seelen, der Pfuhl der Hoͤllen aber voll, Und, wenige nur ausgenommen, ſo traͤgt hieran faſt niemand Zweifel, Einfolglich, nach dem Spruch der Welt, gehoͤrt die Welt faſt ganz dem Teufel. Jch wollte mich, voll heilgem Eifer, zu einer Widerle- gung wenden; Allein mir kam ein Schaudern an, die Feder fiel mir aus den Haͤnden.
Großer
8 Theil. L l
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Hartes Betragen der Menſch. gegen einander.
Da auch die Chriſtenheit, von neuem, ſich wieder in drey
Theile reißt,
Wovon ein jedes Drittel ſich rechtglaͤubig, jene Ketzer,
heißt,
Sie mehrentheils verdammt, und niemand, als ſich alleine,
ſelig preiſt.
Mich uͤberfiel, bey dieſem Denken, ein Schrecken. Denn
mir kam die Welt,
Wie ſie, von allen, gegen alle, beſchrieben wird, und vor-
geſtellt,
(Da ſie ſich alle durch einander des Jrrthums zeihen und
verdammen)
Als wie der Hoͤllen Vorhof vor. Denn alle werden zu
den Flammen
Von allen ordentlich vertheilt. Wofern man ihnen
glauben ſoll;
So iſt der Himmel leer von Seelen, der Pfuhl der Hoͤllen
aber voll,
Und, wenige nur ausgenommen, ſo traͤgt hieran faſt
niemand Zweifel,
Einfolglich, nach dem Spruch der Welt, gehoͤrt die Welt
faſt ganz dem Teufel.
Jch wollte mich, voll heilgem Eifer, zu einer Widerle-
gung wenden;
Allein mir kam ein Schaudern an, die Feder fiel mir aus
den Haͤnden.
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8 Theil. L l
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/543>, abgerufen am 28.04.2024.
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