Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Der Hase.
Dieses Thier scheint nicht allein uns zum Nutzen nur
gemacht,
Sondern auch zur Lust des Menschen überall hervorge-
bracht.
Alle Glieder eines Hasen kommen weislich überein
Mit der furchtsamen Natur, die dieß Thier vor andern zeiget.
Kopf und Ohren, sonderlich seine lange Hinterbein',
Welche man sonst Sprünge nennt, die zum Absprung
recht gebeuget,
Dienen ihm zum Schutz im Laufen, und verlängern unsre
Lust,
Wenn sein spielend Ohr die Noth, wenn ihn ein Getöse
schreckt,
Um bey Zeiten sich zu retten, ihm von weitem schon entdeckt.
Seine List ist sonderbar, daß von Spür- und andern
Hunden,
Deren Nasen ihm fatal, seine Spur nicht sey gefunden;
Macht er hin und wieder Sprünge, eh' er sich ins Lager
legt,
Wohin er, ohn diese Vorsicht, nie sich zu begeben pflegt.
Es ist nicht sein Fleisch allein uns zur Nahrung guter Art,
Nied- und lieblich von Geschmack, angenehm, und mürb
und zart;
Auch sein Balg, das Herz, die Lunge, seine Nieren, seine
Geilen
Sollen in den Arzeneyen manchem Kranken Hülf' ertheilen.
Haare, Blut und Balg sind nützlich. Stralt denn nicht
aus diesem Thier,
Nebst der Weisheit und der Allmacht, auch des Schöpfers
Lieb' herfür?
Der
Betrachtungen
Der Haſe.
Dieſes Thier ſcheint nicht allein uns zum Nutzen nur
gemacht,
Sondern auch zur Luſt des Menſchen uͤberall hervorge-
bracht.
Alle Glieder eines Haſen kommen weislich uͤberein
Mit der furchtſamen Natur, die dieß Thier vor andern zeiget.
Kopf und Ohren, ſonderlich ſeine lange Hinterbein’,
Welche man ſonſt Spruͤnge nennt, die zum Abſprung
recht gebeuget,
Dienen ihm zum Schutz im Laufen, und verlaͤngern unſre
Luſt,
Wenn ſein ſpielend Ohr die Noth, wenn ihn ein Getoͤſe
ſchreckt,
Um bey Zeiten ſich zu retten, ihm von weitem ſchon entdeckt.
Seine Liſt iſt ſonderbar, daß von Spuͤr- und andern
Hunden,
Deren Naſen ihm fatal, ſeine Spur nicht ſey gefunden;
Macht er hin und wieder Spruͤnge, eh’ er ſich ins Lager
legt,
Wohin er, ohn dieſe Vorſicht, nie ſich zu begeben pflegt.
Es iſt nicht ſein Fleiſch allein uns zur Nahrung guter Art,
Nied- und lieblich von Geſchmack, angenehm, und muͤrb
und zart;
Auch ſein Balg, das Herz, die Lunge, ſeine Nieren, ſeine
Geilen
Sollen in den Arzeneyen manchem Kranken Huͤlf’ ertheilen.
Haare, Blut und Balg ſind nuͤtzlich. Stralt denn nicht
aus dieſem Thier,
Nebſt der Weisheit und der Allmacht, auch des Schoͤpfers
Lieb’ herfuͤr?
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0274" n="254"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Ha&#x017F;e.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;es Thier &#x017F;cheint nicht allein uns zum Nutzen nur</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gemacht,</hi> </l><lb/>
            <l>Sondern auch zur Lu&#x017F;t des Men&#x017F;chen u&#x0364;berall hervorge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bracht.</hi> </l><lb/>
            <l>Alle Glieder eines Ha&#x017F;en kommen weislich u&#x0364;berein</l><lb/>
            <l>Mit der furcht&#x017F;amen Natur, die dieß Thier vor andern zeiget.</l><lb/>
            <l>Kopf und Ohren, &#x017F;onderlich &#x017F;eine lange Hinterbein&#x2019;,</l><lb/>
            <l>Welche man &#x017F;on&#x017F;t Spru&#x0364;nge nennt, die zum Ab&#x017F;prung</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">recht gebeuget,</hi> </l><lb/>
            <l>Dienen ihm zum Schutz im Laufen, und verla&#x0364;ngern un&#x017F;re</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Lu&#x017F;t,</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ein &#x017F;pielend Ohr die Noth, wenn ihn ein Geto&#x0364;&#x017F;e</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chreckt,</hi> </l><lb/>
            <l>Um bey Zeiten &#x017F;ich zu retten, ihm von weitem &#x017F;chon entdeckt.</l><lb/>
            <l>Seine Li&#x017F;t i&#x017F;t &#x017F;onderbar, daß von Spu&#x0364;r- und andern</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Hunden,</hi> </l><lb/>
            <l>Deren Na&#x017F;en ihm fatal, &#x017F;eine Spur nicht &#x017F;ey gefunden;</l><lb/>
            <l>Macht er hin und wieder Spru&#x0364;nge, eh&#x2019; er &#x017F;ich ins Lager</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">legt,</hi> </l><lb/>
            <l>Wohin er, ohn die&#x017F;e Vor&#x017F;icht, nie &#x017F;ich zu begeben pflegt.</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t nicht &#x017F;ein Flei&#x017F;ch allein uns zur Nahrung guter Art,</l><lb/>
            <l>Nied- und lieblich von Ge&#x017F;chmack, angenehm, und mu&#x0364;rb</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">und zart;</hi> </l><lb/>
            <l>Auch &#x017F;ein Balg, das Herz, die Lunge, &#x017F;eine Nieren, &#x017F;eine</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Geilen</hi> </l><lb/>
            <l>Sollen in den Arzeneyen manchem Kranken Hu&#x0364;lf&#x2019; ertheilen.</l><lb/>
            <l>Haare, Blut und Balg &#x017F;ind nu&#x0364;tzlich. Stralt denn nicht</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">aus die&#x017F;em Thier,</hi> </l><lb/>
            <l>Neb&#x017F;t der Weisheit und der Allmacht, auch des Scho&#x0364;pfers</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Lieb&#x2019; herfu&#x0364;r?</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0274] Betrachtungen Der Haſe. Dieſes Thier ſcheint nicht allein uns zum Nutzen nur gemacht, Sondern auch zur Luſt des Menſchen uͤberall hervorge- bracht. Alle Glieder eines Haſen kommen weislich uͤberein Mit der furchtſamen Natur, die dieß Thier vor andern zeiget. Kopf und Ohren, ſonderlich ſeine lange Hinterbein’, Welche man ſonſt Spruͤnge nennt, die zum Abſprung recht gebeuget, Dienen ihm zum Schutz im Laufen, und verlaͤngern unſre Luſt, Wenn ſein ſpielend Ohr die Noth, wenn ihn ein Getoͤſe ſchreckt, Um bey Zeiten ſich zu retten, ihm von weitem ſchon entdeckt. Seine Liſt iſt ſonderbar, daß von Spuͤr- und andern Hunden, Deren Naſen ihm fatal, ſeine Spur nicht ſey gefunden; Macht er hin und wieder Spruͤnge, eh’ er ſich ins Lager legt, Wohin er, ohn dieſe Vorſicht, nie ſich zu begeben pflegt. Es iſt nicht ſein Fleiſch allein uns zur Nahrung guter Art, Nied- und lieblich von Geſchmack, angenehm, und muͤrb und zart; Auch ſein Balg, das Herz, die Lunge, ſeine Nieren, ſeine Geilen Sollen in den Arzeneyen manchem Kranken Huͤlf’ ertheilen. Haare, Blut und Balg ſind nuͤtzlich. Stralt denn nicht aus dieſem Thier, Nebſt der Weisheit und der Allmacht, auch des Schoͤpfers Lieb’ herfuͤr? Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/274
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/274>, abgerufen am 28.04.2024.