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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Vermischte Gedichte
Mit wie viel Andacht und Vergnügen bewundert' ich
dieß Dreyeck nicht!

Was zeigte mir sein ganzer Jnhalt für Glanz, für
Herrlichkeit und Licht!

Allein, die ganze Herrlichkeit verschwand, recht wie
ein Traumgesicht,

Als mich mein Denken weiter führte.
Und ich weit einen herrlichern Triangel mir im Geist
formirte.

Aus meinem Auge zog mein Geist zur Sonnen eine
Linie,

Von dieser, zu der Sonnen Sonne, zur Gottheit,
drauf die andere,

Jn den unendlich tiefen Tiefen vom hellbestirnten Him-
melsmeer,

Und, von derselben, dacht ich eine herunter wieder zu
mir her.

Mein Gott! welch fast unendlich herrlich, mehr gei-
stig fast als leiblichs, Bild,

Mit lauter Gottheit, Licht und Leben sowohl um-
schränkt, als angefüllt!

Wer hat wohl menschliche Vernunft, und stimmet
nicht der Meynung bey:

Daß dieß im Himmel und auf Erden der herrlichste
Triangel sey?


Der
Vermiſchte Gedichte
Mit wie viel Andacht und Vergnuͤgen bewundert’ ich
dieß Dreyeck nicht!

Was zeigte mir ſein ganzer Jnhalt fuͤr Glanz, fuͤr
Herrlichkeit und Licht!

Allein, die ganze Herrlichkeit verſchwand, recht wie
ein Traumgeſicht,

Als mich mein Denken weiter fuͤhrte.
Und ich weit einen herrlichern Triangel mir im Geiſt
formirte.

Aus meinem Auge zog mein Geiſt zur Sonnen eine
Linie,

Von dieſer, zu der Sonnen Sonne, zur Gottheit,
drauf die andere,

Jn den unendlich tiefen Tiefen vom hellbeſtirnten Him-
melsmeer,

Und, von derſelben, dacht ich eine herunter wieder zu
mir her.

Mein Gott! welch faſt unendlich herrlich, mehr gei-
ſtig faſt als leiblichs, Bild,

Mit lauter Gottheit, Licht und Leben ſowohl um-
ſchraͤnkt, als angefuͤllt!

Wer hat wohl menſchliche Vernunft, und ſtimmet
nicht der Meynung bey:

Daß dieß im Himmel und auf Erden der herrlichſte
Triangel ſey?


Der
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[364/0384] Vermiſchte Gedichte Mit wie viel Andacht und Vergnuͤgen bewundert’ ich dieß Dreyeck nicht! Was zeigte mir ſein ganzer Jnhalt fuͤr Glanz, fuͤr Herrlichkeit und Licht! Allein, die ganze Herrlichkeit verſchwand, recht wie ein Traumgeſicht, Als mich mein Denken weiter fuͤhrte. Und ich weit einen herrlichern Triangel mir im Geiſt formirte. Aus meinem Auge zog mein Geiſt zur Sonnen eine Linie, Von dieſer, zu der Sonnen Sonne, zur Gottheit, drauf die andere, Jn den unendlich tiefen Tiefen vom hellbeſtirnten Him- melsmeer, Und, von derſelben, dacht ich eine herunter wieder zu mir her. Mein Gott! welch faſt unendlich herrlich, mehr gei- ſtig faſt als leiblichs, Bild, Mit lauter Gottheit, Licht und Leben ſowohl um- ſchraͤnkt, als angefuͤllt! Wer hat wohl menſchliche Vernunft, und ſtimmet nicht der Meynung bey: Daß dieß im Himmel und auf Erden der herrlichſte Triangel ſey? Der

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/384>, abgerufen am 06.05.2024.