Dieß sind die Triebe, die sich fast bey allen Menschen finden lassen: Sie suchen zu erniedrigen, was sie bewundern, und sie hassen Die, so sie nicht verachten können; sie sind, an denen, die sie schätzen, Bemühet, Fehler zu entdecken, an ihnen etwas auszu- setzen. Doch zwinget sie die Macht der Tugend und der Ver- dienste zum Vertrauen Zu der in ihnen anerkannten aufrichtigen Beschaffenheit. Dieß zeigt der Tugend wahren Werth und ist nicht an- ders anzuschauen, Als ein gezwungenes Bekenutniß von ihrer Ungerech- tigkeit.
Ver-
Vermiſchte Gedichte
Das gezwungene Bekenntniß.
Dieß ſind die Triebe, die ſich faſt bey allen Menſchen finden laſſen: Sie ſuchen zu erniedrigen, was ſie bewundern, und ſie haſſen Die, ſo ſie nicht verachten koͤnnen; ſie ſind, an denen, die ſie ſchaͤtzen, Bemuͤhet, Fehler zu entdecken, an ihnen etwas auszu- ſetzen. Doch zwinget ſie die Macht der Tugend und der Ver- dienſte zum Vertrauen Zu der in ihnen anerkannten aufrichtigen Beſchaffenheit. Dieß zeigt der Tugend wahren Werth und iſt nicht an- ders anzuſchauen, Als ein gezwungenes Bekenutniß von ihrer Ungerech- tigkeit.
Ver-
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Vermiſchte Gedichte
Das gezwungene Bekenntniß.
Dieß ſind die Triebe, die ſich faſt bey allen Menſchen
finden laſſen:
Sie ſuchen zu erniedrigen, was ſie bewundern, und ſie
haſſen
Die, ſo ſie nicht verachten koͤnnen; ſie ſind, an denen,
die ſie ſchaͤtzen,
Bemuͤhet, Fehler zu entdecken, an ihnen etwas auszu-
ſetzen.
Doch zwinget ſie die Macht der Tugend und der Ver-
dienſte zum Vertrauen
Zu der in ihnen anerkannten aufrichtigen Beſchaffenheit.
Dieß zeigt der Tugend wahren Werth und iſt nicht an-
ders anzuſchauen,
Als ein gezwungenes Bekenutniß von ihrer Ungerech-
tigkeit.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/504>, abgerufen am 04.05.2024.
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