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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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in Schottland zu sehen, so konnte ich nicht darein wil-
ligen. Dessen ungeachtet drang Hr. Pritzbauer dar-
auf, daß ich die vier Tage, die ich mich in Helsingör
aufhielt, in seinem Hause logiren mußte.

Heftiger
Sturm.

Wir reiseten den 28sten von hier ab, und wur-
den den 30sten von einem heftigen Sturme übersal-
len, der unsern Hauptmast nebst Segeln und Tau-
werke wegführte. Jn dieser Noth erlangten wir mit
vieler Schwierigkeit Marstrand, eine Stadt und Fe-
stung in Schweden. Hier traf ich wiederum viele
bekannte Officiers an, die als Gefangene in Moskau ge-
wesen waren, und mir sehr höflich begegneten; ver-
schiedene Russische Soldaten, die von den Schweden
waren gefangen worden, und hernach Dienste genom-
men hatten, baten mich, ein gutes Wort bey dem
Gouverneur einzulegen, sie in ihr Land zurück gehen
zu lassen; er sagte aber, daß es nicht in seiner Gewalt
stünde, sie los zu geben, weil sie freywillig Dienste
genommen hätten. Es dauerte acht Tage, ehe wir
wieder zur See gehen konnten, und wir fuhren den
7ten Au[g]ust ab. Zwey Tage darnach mußten wir
wegen widrigen Windes nach Hammersund fahren,
ein Ort, der sehr angenehm an einem großen Walde
liegt. Wir brachten die Tage, die wir hier aufge-
halten wurden, mit Vögelschießen und Nüssesamm-
len zu. Hier zankte sich der Capitain mit dem Un-
ter-Capitain, so daß sie auch mit bloßen Degen in
den Wald giengen, ihre Sache mit einander auszu-
machen. Ein Knabe, mit Namen Carnegie, des
Capitains Enkel, sagte mir ihr Vorhaben. Jch gieng
ihnen daher mit einer Vogelflinte nach, und der Knabe
zeigte mir den Weg. Wir kamen zu ihnen, als sie
eben den Zweykampf anfangen wollten, welchen ich

dadurch

in Schottland zu ſehen, ſo konnte ich nicht darein wil-
ligen. Deſſen ungeachtet drang Hr. Pritzbauer dar-
auf, daß ich die vier Tage, die ich mich in Helſingoͤr
aufhielt, in ſeinem Hauſe logiren mußte.

Heftiger
Sturm.

Wir reiſeten den 28ſten von hier ab, und wur-
den den 30ſten von einem heftigen Sturme uͤberſal-
len, der unſern Hauptmaſt nebſt Segeln und Tau-
werke wegfuͤhrte. Jn dieſer Noth erlangten wir mit
vieler Schwierigkeit Marſtrand, eine Stadt und Fe-
ſtung in Schweden. Hier traf ich wiederum viele
bekannte Officiers an, die als Gefangene in Moskau ge-
weſen waren, und mir ſehr hoͤflich begegneten; ver-
ſchiedene Ruſſiſche Soldaten, die von den Schweden
waren gefangen worden, und hernach Dienſte genom-
men hatten, baten mich, ein gutes Wort bey dem
Gouverneur einzulegen, ſie in ihr Land zuruͤck gehen
zu laſſen; er ſagte aber, daß es nicht in ſeiner Gewalt
ſtuͤnde, ſie los zu geben, weil ſie freywillig Dienſte
genommen haͤtten. Es dauerte acht Tage, ehe wir
wieder zur See gehen konnten, und wir fuhren den
7ten Au[g]uſt ab. Zwey Tage darnach mußten wir
wegen widrigen Windes nach Hammerſund fahren,
ein Ort, der ſehr angenehm an einem großen Walde
liegt. Wir brachten die Tage, die wir hier aufge-
halten wurden, mit Voͤgelſchießen und Nuͤſſeſamm-
len zu. Hier zankte ſich der Capitain mit dem Un-
ter-Capitain, ſo daß ſie auch mit bloßen Degen in
den Wald giengen, ihre Sache mit einander auszu-
machen. Ein Knabe, mit Namen Carnegie, des
Capitains Enkel, ſagte mir ihr Vorhaben. Jch gieng
ihnen daher mit einer Vogelflinte nach, und der Knabe
zeigte mir den Weg. Wir kamen zu ihnen, als ſie
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[438/0448] in Schottland zu ſehen, ſo konnte ich nicht darein wil- ligen. Deſſen ungeachtet drang Hr. Pritzbauer dar- auf, daß ich die vier Tage, die ich mich in Helſingoͤr aufhielt, in ſeinem Hauſe logiren mußte. Wir reiſeten den 28ſten von hier ab, und wur- den den 30ſten von einem heftigen Sturme uͤberſal- len, der unſern Hauptmaſt nebſt Segeln und Tau- werke wegfuͤhrte. Jn dieſer Noth erlangten wir mit vieler Schwierigkeit Marſtrand, eine Stadt und Fe- ſtung in Schweden. Hier traf ich wiederum viele bekannte Officiers an, die als Gefangene in Moskau ge- weſen waren, und mir ſehr hoͤflich begegneten; ver- ſchiedene Ruſſiſche Soldaten, die von den Schweden waren gefangen worden, und hernach Dienſte genom- men hatten, baten mich, ein gutes Wort bey dem Gouverneur einzulegen, ſie in ihr Land zuruͤck gehen zu laſſen; er ſagte aber, daß es nicht in ſeiner Gewalt ſtuͤnde, ſie los zu geben, weil ſie freywillig Dienſte genommen haͤtten. Es dauerte acht Tage, ehe wir wieder zur See gehen konnten, und wir fuhren den 7ten Auguſt ab. Zwey Tage darnach mußten wir wegen widrigen Windes nach Hammerſund fahren, ein Ort, der ſehr angenehm an einem großen Walde liegt. Wir brachten die Tage, die wir hier aufge- halten wurden, mit Voͤgelſchießen und Nuͤſſeſamm- len zu. Hier zankte ſich der Capitain mit dem Un- ter-Capitain, ſo daß ſie auch mit bloßen Degen in den Wald giengen, ihre Sache mit einander auszu- machen. Ein Knabe, mit Namen Carnegie, des Capitains Enkel, ſagte mir ihr Vorhaben. Jch gieng ihnen daher mit einer Vogelflinte nach, und der Knabe zeigte mir den Weg. Wir kamen zu ihnen, als ſie eben den Zweykampf anfangen wollten, welchen ich dadurch

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/448>, abgerufen am 29.04.2024.