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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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Urtheil besass, so scheint er auch persönlich die Künstler
zu sich herangezogen zu haben: die aus seiner Zeit bekann-
ten Maler aus Sikyon erscheinen fast alle in persönlicher
Verbindung mit ihm. Zuerst finden wir nochmals einen
Künstler desselben Namens, der uns früher von Kleinasien
nach Sikyon überführte, nemlich:

Timanthes.
Er malte "recht ausdrucksvoll in der Anordnung" (emphati-
kos te diathesei ten makhen ekhousan) die Schlacht des Aratos
gegen die Aetoler bei Pellene in Arkadien, welche Ol. 135, 1
geliefert ward: Plut. Arat. 32. Plutarch erwähnt freilich
weder das Vaterland noch die Abstammung des Künstlers;
doch leitet uns die Verbindung mit Arat auf Sikyon hin.
Nehmen wir ferner darauf Rücksicht, dass in den griechi-
schen Familien häufig die Namen, wie auch die Kunst fort-
erbten, so wird man wenigstens die Möglichkeit eines Zu-
sammenhanges mit dem älteren Timanthes nicht ableugnen.
Schliesslich darf wohl auch noch die Vermuthung aufgestellt
werden, dass der Timanthes, welcher Arat auf seiner Reise
nach Aegypten begleitete, kein anderer als der Maler gewesen
sei, zumal bei dieser Reise an den Hof eines kunstliebenden
Ptolemäers die künstlerischen Interessen als Unterstützung
für politische Zwecke keineswegs eine unbedeutende Rolle
spielten; vgl. Plut. Arat. 12.

Als einen Freund des Arat haben wir schon früher

Nealkes
erwähnt. Er war es, der das Bild des Tyrannen von Sikyon
Aristratos, ein Werk des Melanthios und seiner Schüler,
vom völligen Untergange rettete: Plut. Arat. 13; vgl. Preller
Polem. fr. p. 47. Ihn für einen Sikyonier zu halten, veran-
lasst uns eben so, wie bei Timanthes, nur das Freundschafts-
verhältniss mit Arat. Durch dessen Vermittelung mag er
dann später am Hofe des Ptolemaeos Beschäftigung gefunden
haben, worauf der Gegenstand eines seiner Gemälde, einer
Schlacht zwischen Aegyptern und Persern auf dem Nil zu
deuten scheint. Plinius (35, 142) nennt ihn scharfsinnig und
erfindsam, ingeniosus et sollers in arte, und erläutert diesen
Ausspruch an dem eben erwähnten Gemälde. Um nemlich
zu zeigen, dass das Treffen auf dem Nil geliefert werde,
dessen breite Fläche leicht zu einer Verwechselung mit dem

Urtheil besass, so scheint er auch persönlich die Künstler
zu sich herangezogen zu haben: die aus seiner Zeit bekann-
ten Maler aus Sikyon erscheinen fast alle in persönlicher
Verbindung mit ihm. Zuerst finden wir nochmals einen
Künstler desselben Namens, der uns früher von Kleinasien
nach Sikyon überführte, nemlich:

Timanthes.
Er malte „recht ausdrucksvoll in der Anordnung“ (ἐμφατι-
κῶς τῆ διαϑέσει τὴν μάχην ἔχουσαν) die Schlacht des Aratos
gegen die Aetoler bei Pellene in Arkadien, welche Ol. 135, 1
geliefert ward: Plut. Arat. 32. Plutarch erwähnt freilich
weder das Vaterland noch die Abstammung des Künstlers;
doch leitet uns die Verbindung mit Arat auf Sikyon hin.
Nehmen wir ferner darauf Rücksicht, dass in den griechi-
schen Familien häufig die Namen, wie auch die Kunst fort-
erbten, so wird man wenigstens die Möglichkeit eines Zu-
sammenhanges mit dem älteren Timanthes nicht ableugnen.
Schliesslich darf wohl auch noch die Vermuthung aufgestellt
werden, dass der Timanthes, welcher Arat auf seiner Reise
nach Aegypten begleitete, kein anderer als der Maler gewesen
sei, zumal bei dieser Reise an den Hof eines kunstliebenden
Ptolemäers die künstlerischen Interessen als Unterstützung
für politische Zwecke keineswegs eine unbedeutende Rolle
spielten; vgl. Plut. Arat. 12.

Als einen Freund des Arat haben wir schon früher

Nealkes
erwähnt. Er war es, der das Bild des Tyrannen von Sikyon
Aristratos, ein Werk des Melanthios und seiner Schüler,
vom völligen Untergange rettete: Plut. Arat. 13; vgl. Preller
Polem. fr. p. 47. Ihn für einen Sikyonier zu halten, veran-
lasst uns eben so, wie bei Timanthes, nur das Freundschafts-
verhältniss mit Arat. Durch dessen Vermittelung mag er
dann später am Hofe des Ptolemaeos Beschäftigung gefunden
haben, worauf der Gegenstand eines seiner Gemälde, einer
Schlacht zwischen Aegyptern und Persern auf dem Nil zu
deuten scheint. Plinius (35, 142) nennt ihn scharfsinnig und
erfindsam, ingeniosus et sollers in arte, und erläutert diesen
Ausspruch an dem eben erwähnten Gemälde. Um nemlich
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dessen breite Fläche leicht zu einer Verwechselung mit dem

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[290/0298] Urtheil besass, so scheint er auch persönlich die Künstler zu sich herangezogen zu haben: die aus seiner Zeit bekann- ten Maler aus Sikyon erscheinen fast alle in persönlicher Verbindung mit ihm. Zuerst finden wir nochmals einen Künstler desselben Namens, der uns früher von Kleinasien nach Sikyon überführte, nemlich: Timanthes. Er malte „recht ausdrucksvoll in der Anordnung“ (ἐμφατι- κῶς τῆ διαϑέσει τὴν μάχην ἔχουσαν) die Schlacht des Aratos gegen die Aetoler bei Pellene in Arkadien, welche Ol. 135, 1 geliefert ward: Plut. Arat. 32. Plutarch erwähnt freilich weder das Vaterland noch die Abstammung des Künstlers; doch leitet uns die Verbindung mit Arat auf Sikyon hin. Nehmen wir ferner darauf Rücksicht, dass in den griechi- schen Familien häufig die Namen, wie auch die Kunst fort- erbten, so wird man wenigstens die Möglichkeit eines Zu- sammenhanges mit dem älteren Timanthes nicht ableugnen. Schliesslich darf wohl auch noch die Vermuthung aufgestellt werden, dass der Timanthes, welcher Arat auf seiner Reise nach Aegypten begleitete, kein anderer als der Maler gewesen sei, zumal bei dieser Reise an den Hof eines kunstliebenden Ptolemäers die künstlerischen Interessen als Unterstützung für politische Zwecke keineswegs eine unbedeutende Rolle spielten; vgl. Plut. Arat. 12. Als einen Freund des Arat haben wir schon früher Nealkes erwähnt. Er war es, der das Bild des Tyrannen von Sikyon Aristratos, ein Werk des Melanthios und seiner Schüler, vom völligen Untergange rettete: Plut. Arat. 13; vgl. Preller Polem. fr. p. 47. Ihn für einen Sikyonier zu halten, veran- lasst uns eben so, wie bei Timanthes, nur das Freundschafts- verhältniss mit Arat. Durch dessen Vermittelung mag er dann später am Hofe des Ptolemaeos Beschäftigung gefunden haben, worauf der Gegenstand eines seiner Gemälde, einer Schlacht zwischen Aegyptern und Persern auf dem Nil zu deuten scheint. Plinius (35, 142) nennt ihn scharfsinnig und erfindsam, ingeniosus et sollers in arte, und erläutert diesen Ausspruch an dem eben erwähnten Gemälde. Um nemlich zu zeigen, dass das Treffen auf dem Nil geliefert werde, dessen breite Fläche leicht zu einer Verwechselung mit dem

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/298>, abgerufen am 28.04.2024.