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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
eigen weiß/ wer er ist/ möget ihr euch doch wol versichern/ daß weder König noch Käyser
ihm Standes halben ein Fräulein zum Gemahl verfagen würde; dann ich halte davor/
er erkenne keinen Oberherrn/ als den Himmel und das Schwert. Behüte Gott mein Kind/
sagte die Mutter/ was redestu da? auff diese weise dürffte er wol gar ein Feind des Römi-
schen Reichs seyn. Ja warumb dann/ antwortete sie/ was würde er dann in Italien um-
her zihen/ mit seinem Freunde Herkules? der ohn zweifel mit ihm gleiches Standes seyn
muß. Doch lasset jhn feind seyn; könte er nicht durch meine Heyraht zum Freunde und
Bundsgenossen gedeyen? welches auff solchen fall ich wol vorher zusagen dürffte. Nun
ich merke wol/ sagte die Mutter/ daß du dich schon zu tieff mit diesem fremden Herrn ein-
gelassen hast/ und kan ich nicht absehen/ wie dein Vater hiemit wird einstimmen können;
dann ich melde dir in höchstem Vertrauen/ daß vielleicht heut diesen Tag noch wol ein
Römischer Herr/ nahmens Fulvius/ nicht weiß ich/ ob du je von ihm gehöret hast/ uns zu
besuchen kommen wird/ dem dein Vater deiner Heiraht halben mag etwas Hoffnung ge-
macht haben; Laß dich aber gegen niemand merken/ daß du wissenschafft hierumb tragest/
sondern stelle dich/ wann er komt/ ernstlich/ doch nicht störrisch gegen ihn; zu H. Ladisla a-
ber halte dich freundlicher/ ob vielleicht sein Gemüht hiedurch von dir könte abgezogen
werden. O des elenden Fulvius/ antwortete sie; solte ich dem Sudeler/ dem Unflaht zu
gute von meinen lieben Eltern so sorgfältig aufferzogen/ und von meinen Errettern aus
Räubers Händen loßgerissen seyn? viellieber wolte ich mich diese Stunde dem Mör-
derischen Schwerte dieser Räuber darstellen/ wann sie noch lebeten. Ja Fr. Mutter/ ich
ruffe dessen alle Götter zu Zeugen/ daß ich meines Herzen ernstliche Meynung sage. Und
wie kömt doch mein lieber hochweiser H. Vater auff diesen Unsin? fürchtet er/ ich werde
keinen Freyer bekommen können? oder meyner er/ ich sey schon veraltet? Ich bin zugerin-
ge/ von meines H. Vaters Händeln zu urteilen; aber solte dieses unter die Leute kommen/
zweifele ich nicht/ es würde seinem herrlichen Ansehen keinen geringen Stoß geben; mas-
sen von diesem vergeizigten Fulvius ich zwar viel/ aber durch aus nichts rühmliches gehö-
ret habe; Versichere demnach ich meine Fr. Mutter/ dafern dieser Unhold etwas tähtli-
ches anfahen/ oder steiff auff meine Heyraht bestehen würde/ dürffte es ihm von H. Ladisla
schwerlich zu gute gehalten werden. Ich bedanke mich aber der mütterlichen Warnung
und geträuen Rahts von Herzen/ und wil schon wissen/ den vermeynten Buhler also zu em-
pfahen/ daß er zwar mit fuge über mich nicht klagen/ aber gleichwol auch meine Freundlig-
keit zu rühmen/ wenig ursach haben sol. Der Stathalter kam gleich in die Kammer getre-
ten/ ermahnete sie auffzustehen/ und die Kleider ohn sonderliche Zier anzulegen/ weil Herr
Herkules an der empfangenen Wunde sich zimlich schwach befünde; über das hätte er Zei-
tung/ daß der vortrefliche Römische Ritter Herr Fulvius ihn zu besuchen kommen wäh-
re/ welcher von dir/ sagte er zu der Tochter/ in Betrachtung seiner hohen Wirdigkeit/ auffs
beste sol gewilkommet/ und als mir selbst/ Ehre erzeiget werden. Ja billich empfahe ich jhn
ehrerbietig/ Herzen Herr Vater/ sagte sie; aber meinen lieben Eltern ihn gleich zu rechnen/
wüste ich keine ursach/ als bloß euren guten Willen/ weil ich niemand als meinen lieben El-
tern kindlichen Gehorsam schuldig bin/ es währen dann meine allernähefte Anverwanten.
Der Vater gab hierauff keine Antwort/ ging hinauß/ und hieß sein Gemahl ihm folgen/

wel-

Erſtes Buch.
eigen weiß/ wer er iſt/ moͤget ihr euch doch wol verſichern/ daß weder Koͤnig noch Kaͤyſer
ihm Standes halben ein Fraͤulein zum Gemahl verfagen wuͤrde; dann ich halte davor/
er erkenne keinen Oberherrn/ als den Him̃el und das Schwert. Behuͤte Gott mein Kind/
ſagte die Mutter/ was redeſtu da? auff dieſe weiſe duͤrffte er wol gar ein Feind des Roͤmi-
ſchen Reichs ſeyn. Ja warumb dann/ antwortete ſie/ was wuͤrde er dann in Italien um-
her zihen/ mit ſeinem Freunde Herkules? der ohn zweifel mit ihm gleiches Standes ſeyn
muß. Doch laſſet jhn feind ſeyn; koͤnte er nicht durch meine Heyraht zum Freunde und
Bundsgenoſſen gedeyen? welches auff ſolchen fall ich wol vorher zuſagen duͤrffte. Nun
ich merke wol/ ſagte die Mutter/ daß du dich ſchon zu tieff mit dieſem fremden Herrn ein-
gelaſſen haſt/ und kan ich nicht abſehen/ wie dein Vater hiemit wird einſtimmen koͤnnen;
dann ich melde dir in hoͤchſtem Vertrauen/ daß vielleicht heut dieſen Tag noch wol ein
Roͤmiſcher Herr/ nahmens Fulvius/ nicht weiß ich/ ob du je von ihm gehoͤret haſt/ uns zu
beſuchen kommen wird/ dem dein Vater deiner Heiraht halben mag etwas Hoffnung ge-
macht haben; Laß dich aber gegen niemand merken/ daß du wiſſenſchafft hierumb trageſt/
ſondern ſtelle dich/ wann er komt/ ernſtlich/ doch nicht ſtoͤrriſch gegen ihn; zu H. Ladiſla a-
ber halte dich freundlicher/ ob vielleicht ſein Gemuͤht hiedurch von dir koͤnte abgezogen
werden. O des elenden Fulvius/ antwortete ſie; ſolte ich dem Sudeler/ dem Unflaht zu
gute von meinen lieben Eltern ſo ſorgfaͤltig aufferzogen/ und von meinen Errettern aus
Raͤubers Haͤnden loßgeriſſen ſeyn? viellieber wolte ich mich dieſe Stunde dem Moͤr-
deriſchen Schwerte dieſer Raͤuber darſtellen/ wann ſie noch lebeten. Ja Fr. Mutter/ ich
ruffe deſſen alle Goͤtter zu Zeugen/ daß ich meines Herzen ernſtliche Meynung ſage. Und
wie koͤmt doch mein lieber hochweiſer H. Vater auff dieſen Unſin? fuͤrchtet er/ ich werde
keinen Freyer bekommen koͤnnen? oder meyner er/ ich ſey ſchon veraltet? Ich bin zugerin-
ge/ von meines H. Vaters Haͤndeln zu urteilen; aber ſolte dieſes unter die Leute kommen/
zweifele ich nicht/ es wuͤrde ſeinem herrlichen Anſehen keinen geringen Stoß geben; maſ-
ſen von dieſem vergeizigten Fulvius ich zwar viel/ aber durch aus nichts ruͤhmliches gehoͤ-
ret habe; Verſichere demnach ich meine Fr. Mutter/ dafern dieſer Unhold etwas taͤhtli-
ches anfahen/ oder ſteiff auff meine Heyraht beſtehen wuͤrde/ duͤꝛffte es ihm von H. Ladiſla
ſchwerlich zu gute gehalten werden. Ich bedanke mich aber der muͤtterlichen Warnung
und getraͤuen Rahts von Herzen/ uñ wil ſchon wiſſen/ den vermeynten Buhler alſo zu em-
pfahen/ daß er zwar mit fuge uͤber mich nicht klagen/ aber gleichwol auch meine Freundlig-
keit zu ruͤhmen/ wenig urſach haben ſol. Der Stathalter kam gleich in die Kammer getꝛe-
ten/ ermahnete ſie auffzuſtehen/ und die Kleider ohn ſonderliche Zier anzulegen/ weil Herr
Herkules an der empfangenen Wunde ſich zimlich ſchwach befuͤnde; uͤber das haͤtte eꝛ Zei-
tung/ daß der vortrefliche Roͤmiſche Ritter Herr Fulvius ihn zu beſuchen kommen waͤh-
re/ welcher von dir/ ſagte er zu der Tochter/ in Betrachtung ſeiner hohen Wirdigkeit/ auffs
beſte ſol gewilkommet/ und als mir ſelbſt/ Ehre erzeiget werden. Ja billich empfahe ich jhn
ehrerbietig/ Herzen Herr Vater/ ſagte ſie; aber meinen lieben Eltern ihn gleich zu rechnẽ/
wuͤſte ich keine urſach/ als bloß euren guten Willen/ weil ich niemand als meinen lieben El-
tern kindlichen Gehorſam ſchuldig bin/ es waͤhren dann meine allernaͤhefte Anverwantẽ.
Der Vater gab hierauff keine Antwort/ ging hinauß/ und hieß ſein Gemahl ihm folgen/

wel-
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[74/0112] Erſtes Buch. eigen weiß/ wer er iſt/ moͤget ihr euch doch wol verſichern/ daß weder Koͤnig noch Kaͤyſer ihm Standes halben ein Fraͤulein zum Gemahl verfagen wuͤrde; dann ich halte davor/ er erkenne keinen Oberherrn/ als den Him̃el und das Schwert. Behuͤte Gott mein Kind/ ſagte die Mutter/ was redeſtu da? auff dieſe weiſe duͤrffte er wol gar ein Feind des Roͤmi- ſchen Reichs ſeyn. Ja warumb dann/ antwortete ſie/ was wuͤrde er dann in Italien um- her zihen/ mit ſeinem Freunde Herkules? der ohn zweifel mit ihm gleiches Standes ſeyn muß. Doch laſſet jhn feind ſeyn; koͤnte er nicht durch meine Heyraht zum Freunde und Bundsgenoſſen gedeyen? welches auff ſolchen fall ich wol vorher zuſagen duͤrffte. Nun ich merke wol/ ſagte die Mutter/ daß du dich ſchon zu tieff mit dieſem fremden Herrn ein- gelaſſen haſt/ und kan ich nicht abſehen/ wie dein Vater hiemit wird einſtimmen koͤnnen; dann ich melde dir in hoͤchſtem Vertrauen/ daß vielleicht heut dieſen Tag noch wol ein Roͤmiſcher Herr/ nahmens Fulvius/ nicht weiß ich/ ob du je von ihm gehoͤret haſt/ uns zu beſuchen kommen wird/ dem dein Vater deiner Heiraht halben mag etwas Hoffnung ge- macht haben; Laß dich aber gegen niemand merken/ daß du wiſſenſchafft hierumb trageſt/ ſondern ſtelle dich/ wann er komt/ ernſtlich/ doch nicht ſtoͤrriſch gegen ihn; zu H. Ladiſla a- ber halte dich freundlicher/ ob vielleicht ſein Gemuͤht hiedurch von dir koͤnte abgezogen werden. O des elenden Fulvius/ antwortete ſie; ſolte ich dem Sudeler/ dem Unflaht zu gute von meinen lieben Eltern ſo ſorgfaͤltig aufferzogen/ und von meinen Errettern aus Raͤubers Haͤnden loßgeriſſen ſeyn? viellieber wolte ich mich dieſe Stunde dem Moͤr- deriſchen Schwerte dieſer Raͤuber darſtellen/ wann ſie noch lebeten. Ja Fr. Mutter/ ich ruffe deſſen alle Goͤtter zu Zeugen/ daß ich meines Herzen ernſtliche Meynung ſage. Und wie koͤmt doch mein lieber hochweiſer H. Vater auff dieſen Unſin? fuͤrchtet er/ ich werde keinen Freyer bekommen koͤnnen? oder meyner er/ ich ſey ſchon veraltet? Ich bin zugerin- ge/ von meines H. Vaters Haͤndeln zu urteilen; aber ſolte dieſes unter die Leute kommen/ zweifele ich nicht/ es wuͤrde ſeinem herrlichen Anſehen keinen geringen Stoß geben; maſ- ſen von dieſem vergeizigten Fulvius ich zwar viel/ aber durch aus nichts ruͤhmliches gehoͤ- ret habe; Verſichere demnach ich meine Fr. Mutter/ dafern dieſer Unhold etwas taͤhtli- ches anfahen/ oder ſteiff auff meine Heyraht beſtehen wuͤrde/ duͤꝛffte es ihm von H. Ladiſla ſchwerlich zu gute gehalten werden. Ich bedanke mich aber der muͤtterlichen Warnung und getraͤuen Rahts von Herzen/ uñ wil ſchon wiſſen/ den vermeynten Buhler alſo zu em- pfahen/ daß er zwar mit fuge uͤber mich nicht klagen/ aber gleichwol auch meine Freundlig- keit zu ruͤhmen/ wenig urſach haben ſol. Der Stathalter kam gleich in die Kammer getꝛe- ten/ ermahnete ſie auffzuſtehen/ und die Kleider ohn ſonderliche Zier anzulegen/ weil Herr Herkules an der empfangenen Wunde ſich zimlich ſchwach befuͤnde; uͤber das haͤtte eꝛ Zei- tung/ daß der vortrefliche Roͤmiſche Ritter Herr Fulvius ihn zu beſuchen kommen waͤh- re/ welcher von dir/ ſagte er zu der Tochter/ in Betrachtung ſeiner hohen Wirdigkeit/ auffs beſte ſol gewilkommet/ und als mir ſelbſt/ Ehre erzeiget werden. Ja billich empfahe ich jhn ehrerbietig/ Herzen Herr Vater/ ſagte ſie; aber meinen lieben Eltern ihn gleich zu rechnẽ/ wuͤſte ich keine urſach/ als bloß euren guten Willen/ weil ich niemand als meinen lieben El- tern kindlichen Gehorſam ſchuldig bin/ es waͤhren dann meine allernaͤhefte Anverwantẽ. Der Vater gab hierauff keine Antwort/ ging hinauß/ und hieß ſein Gemahl ihm folgen/ wel-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/112>, abgerufen am 11.05.2024.