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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Hernach; daß zwar in der Zeit/ oder ja mit der Zeit einen Anfang genommen/ aber doch
kein Ende nehmen wird. Nach dem ersten Verstande ist allein Gott/ und kein ander Ding
Ewig; nach dem andern/ ist die Ewigkeit allen Engeln und vernünfftigen Seelen von Gott
mitgeteilet/ wird auch nach dieser Sterbligkeit in der Aufferstehung von den Todten/ un-
sern Leibern zugeleget werden. Von den Engeln ist unnöhtig/ alhier zu handeln/ weil deren
Erkäntnis aus dem Lichte der Vernunfft sehr geringe ist. Der Seelen Ewigkeit wird von
den verständigen Heyden gerne gegläubet und vor wahr gehalten/ welches auch von Pla-
to und Aristoteles durch wolgesezte Gründe bewehret ist. Der trefliche Römische Bürge-
meister M. Tullius in seinem Buche von den Gesetzen schleust also: Weil die (heydnische)
Gesetze wollen/ daß etliche von den Menschen/ als Herkules und andere/ sollen vor Götter
geehret werden/ sey solches ja eine Anzeigung/ daß die Seelen unsterblich seyn. Und ob die-
ses gleich kein bündiger Beweißtuhm ist/ so folget doch daher/ daß der Seelen Unsterblig-
keit sey von den Gesezgebern vor gewiß gehalten worden. Am andern Orte (lib. 1 tusculan.
quaestion.)
beweiset er der Seelen Unsterbligkeit daher/ daß alle Menschen/ was sich nach
dem Tode zutragen werde/ ihnen lassen angelegen seyn. Ovidius sagets rund und dürre
heraus/ und spricht im XV Buche seiner Verwandelungen: Morte carent animae. Die See-
len sterben nicht. Daß aber unsere Leiber nach diesem Leben auß dem Staube der Erden der-
eins wiederumb werden hervor kommen/ ist zwar der Vernunfft ein verborgenes Geheim-
niß/ und allein den Gläubigen auß Gottes Worte offenbahr; jedoch hat Plinius noch lan-
ge nicht ursach gnug/ so verwägen zu leugnen/ daß Gott die Sterblichen mit der Ewigkeit
nicht begaben könne/ ober gleich dessen kein Beyspiel gesehen hatte; dann was solte Gott
verhindern/ dasselbe ewig zuerhalten/ was er aus nichts erschaffen hat/ wann es nur sein
Wille währe? Ja möchte jemand zu Plinius seiner Entschuldigung einwenden; so kan
gleichwol Gott keinem Geschöpffe die erste Art der Ewigkeit mitteilen. Ist gar ein unge-
reimter Einwurff. Dann ist dieses oder jenes ein Geschöpff; das heisset; ist es gemacht
worden/ so muß es ja einen Anfang genommen haben; hat es aber einen Anfang genom-
men/ so kans ja nicht von Ewigkeit stets gewesen seyn. Daß nun GOtt nicht kan machen/
daß ein Geschöpf von Ewigkeit her sey; solches gibt seiner Allmacht keinen Abbruch/ son-
dern weil es/ wie die Gelehrten reden/ Contradictoria, widersprechige Dinge sind; Von E-
wigkeit her seyn. Und: Nicht von Ewigkeit her seyn; oder einen Anfang gehabt haben; so wäh-
re es wider Gottes ewige Warheit/ auß dem einen das andere/ nemlich auß dem Ja/ Nein;
und auß dem Nein/ Ja machen; und würde also Gott seine Warheit selbst auffheben; wel-
ches an ihm keine Almacht sondern grosse Unbestendigkeit und Falscheit seyn würde. Was
Plinius weiter her auß köcket: Gott könne die Abgelebeten nicht wieder zurük ruffen; das ist: Er
könne die Todten nicht wieder zum Leben aufferwecken/ solches wird er dereins am jüngsten
Tage viel anders/ wiewol mit seinem grossen Schaden/ ja mit Ach und Weh erfahren/ da
er wegen dieser Verkleinerung der Allmacht Gottes/ sehr schwere Hellenstraffen wird ü-
ber sich nehmen müssen/ deren Vorschmak er schon in diesem Leben empfunden/ als ihn der
Dampff des Feur und Schwefels/ welches der Berg Vesuvius außwarff/ erstickete/ wie
hefftig er sich auch bemühete/ demselben zuentgehen. O hätte er nur ein wenig nachgefra-
get/ was etwa XLIV Jahr zuvor/ als er diese seine Geschicht Bücher dem Römischen Bür-

gemei-

Erſtes Buch.
Hernach; daß zwar in der Zeit/ oder ja mit der Zeit einen Anfang genommen/ aber doch
kein Ende nehmen wird. Nach dem erſten Verſtande iſt allein Gott/ und kein ander Ding
Ewig; nach dem andern/ iſt die Ewigkeit allen Engeln uñ vernuͤnfftigen Seelen von Gott
mitgeteilet/ wird auch nach dieſer Sterbligkeit in der Aufferſtehung von den Todten/ un-
ſern Leibern zugeleget werden. Von den Engeln iſt unnoͤhtig/ alhier zu handeln/ weil deren
Erkaͤntnis aus dem Lichte der Vernunfft ſehr geringe iſt. Der Seelen Ewigkeit wird von
den verſtaͤndigen Heyden gerne geglaͤubet und vor wahr gehalten/ welches auch von Pla-
to und Ariſtoteles durch wolgeſezte Gruͤnde bewehret iſt. Der trefliche Roͤmiſche Buͤrge-
meiſter M. Tullius in ſeinem Buche von den Geſetzen ſchleuſt alſo: Weil die (heydniſche)
Geſetze wollen/ daß etliche von den Menſchen/ als Herkules und andere/ ſollen vor Goͤtter
geehret werden/ ſey ſolches ja eine Anzeigung/ daß die Seelen unſterblich ſeyn. Und ob die-
ſes gleich kein buͤndiger Beweißtuhm iſt/ ſo folget doch daher/ daß der Seelen Unſterblig-
keit ſey von den Geſezgebern vor gewiß gehalten worden. Am andern Orte (lib. 1 tuſculan.
quæſtion.)
beweiſet er der Seelen Unſterbligkeit daher/ daß alle Menſchen/ was ſich nach
dem Tode zutragen werde/ ihnen laſſen angelegen ſeyn. Ovidius ſagets rund und duͤrre
heraus/ und ſpricht im XV Buche ſeiner Verwandelungen: Morte carent animæ. Die See-
len ſterbẽ nicht. Daß aber unſere Leiber nach dieſem Leben auß dem Staube der Erden der-
eins wiederumb werden hervor kom̃en/ iſt zwar der Vernunfft ein verborgenes Geheim-
niß/ und allein den Glaͤubigen auß Gottes Worte offenbahr; jedoch hat Plinius noch lan-
ge nicht urſach gnug/ ſo verwaͤgen zu leugnen/ daß Gott die Sterblichen mit der Ewigkeit
nicht begaben koͤnne/ ober gleich deſſen kein Beyſpiel geſehen hatte; dann was ſolte Gott
verhindern/ daſſelbe ewig zuerhalten/ was er aus nichts erſchaffen hat/ wann es nur ſein
Wille waͤhre? Ja moͤchte jemand zu Plinius ſeiner Entſchuldigung einwenden; ſo kan
gleichwol Gott keinem Geſchoͤpffe die erſte Art der Ewigkeit mitteilen. Iſt gar ein unge-
reimter Einwurff. Dann iſt dieſes oder jenes ein Geſchoͤpff; das heiſſet; iſt es gemacht
worden/ ſo muß es ja einen Anfang genommen haben; hat es aber einen Anfang genom-
men/ ſo kans ja nicht von Ewigkeit ſtets geweſen ſeyn. Daß nun GOtt nicht kan machen/
daß ein Geſchoͤpf von Ewigkeit her ſey; ſolches gibt ſeiner Allmacht keinen Abbruch/ ſon-
dern weil es/ wie die Gelehrten reden/ Contradictoria, widerſprechige Dinge ſind; Von E-
wigkeit her ſeyn. Und: Nicht von Ewigkeit her ſeyn; oder einen Anfang gehabt haben; ſo waͤh-
re es wider Gottes ewige Warheit/ auß dem einen das andere/ nemlich auß dem Ja/ Nein;
und auß dem Nein/ Ja machen; und wuͤrde alſo Gott ſeine Warheit ſelbſt auffheben; wel-
ches an ihm keine Almacht ſondern groſſe Unbeſtendigkeit und Falſcheit ſeyn wuͤrde. Was
Plinius weiter her auß koͤcket: Gott koͤnne die Abgelebeten nicht wieder zuruͤk ruffen; das iſt: Er
koͤnne die Todten nicht wieder zum Leben aufferwecken/ ſolches wird er dereins am juͤngſtẽ
Tage viel anders/ wiewol mit ſeinem groſſen Schaden/ ja mit Ach und Weh erfahren/ da
er wegen dieſer Verkleinerung der Allmacht Gottes/ ſehr ſchwere Hellenſtraffen wird uͤ-
ber ſich nehmen muͤſſen/ deren Vorſchmak er ſchon in dieſem Leben empfunden/ als ihn deꝛ
Dampff des Feur und Schwefels/ welches der Berg Veſuvius außwarff/ erſtickete/ wie
hefftig er ſich auch bemuͤhete/ demſelben zuentgehen. O haͤtte er nur ein wenig nachgefra-
get/ was etwa XLIV Jahr zuvor/ als er dieſe ſeine Geſchicht Buͤcher dem Roͤmiſchen Buͤr-

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[119/0157] Erſtes Buch. Hernach; daß zwar in der Zeit/ oder ja mit der Zeit einen Anfang genommen/ aber doch kein Ende nehmen wird. Nach dem erſten Verſtande iſt allein Gott/ und kein ander Ding Ewig; nach dem andern/ iſt die Ewigkeit allen Engeln uñ vernuͤnfftigen Seelen von Gott mitgeteilet/ wird auch nach dieſer Sterbligkeit in der Aufferſtehung von den Todten/ un- ſern Leibern zugeleget werden. Von den Engeln iſt unnoͤhtig/ alhier zu handeln/ weil deren Erkaͤntnis aus dem Lichte der Vernunfft ſehr geringe iſt. Der Seelen Ewigkeit wird von den verſtaͤndigen Heyden gerne geglaͤubet und vor wahr gehalten/ welches auch von Pla- to und Ariſtoteles durch wolgeſezte Gruͤnde bewehret iſt. Der trefliche Roͤmiſche Buͤrge- meiſter M. Tullius in ſeinem Buche von den Geſetzen ſchleuſt alſo: Weil die (heydniſche) Geſetze wollen/ daß etliche von den Menſchen/ als Herkules und andere/ ſollen vor Goͤtter geehret werden/ ſey ſolches ja eine Anzeigung/ daß die Seelen unſterblich ſeyn. Und ob die- ſes gleich kein buͤndiger Beweißtuhm iſt/ ſo folget doch daher/ daß der Seelen Unſterblig- keit ſey von den Geſezgebern vor gewiß gehalten worden. Am andern Orte (lib. 1 tuſculan. quæſtion.) beweiſet er der Seelen Unſterbligkeit daher/ daß alle Menſchen/ was ſich nach dem Tode zutragen werde/ ihnen laſſen angelegen ſeyn. Ovidius ſagets rund und duͤrre heraus/ und ſpricht im XV Buche ſeiner Verwandelungen: Morte carent animæ. Die See- len ſterbẽ nicht. Daß aber unſere Leiber nach dieſem Leben auß dem Staube der Erden der- eins wiederumb werden hervor kom̃en/ iſt zwar der Vernunfft ein verborgenes Geheim- niß/ und allein den Glaͤubigen auß Gottes Worte offenbahr; jedoch hat Plinius noch lan- ge nicht urſach gnug/ ſo verwaͤgen zu leugnen/ daß Gott die Sterblichen mit der Ewigkeit nicht begaben koͤnne/ ober gleich deſſen kein Beyſpiel geſehen hatte; dann was ſolte Gott verhindern/ daſſelbe ewig zuerhalten/ was er aus nichts erſchaffen hat/ wann es nur ſein Wille waͤhre? Ja moͤchte jemand zu Plinius ſeiner Entſchuldigung einwenden; ſo kan gleichwol Gott keinem Geſchoͤpffe die erſte Art der Ewigkeit mitteilen. Iſt gar ein unge- reimter Einwurff. Dann iſt dieſes oder jenes ein Geſchoͤpff; das heiſſet; iſt es gemacht worden/ ſo muß es ja einen Anfang genommen haben; hat es aber einen Anfang genom- men/ ſo kans ja nicht von Ewigkeit ſtets geweſen ſeyn. Daß nun GOtt nicht kan machen/ daß ein Geſchoͤpf von Ewigkeit her ſey; ſolches gibt ſeiner Allmacht keinen Abbruch/ ſon- dern weil es/ wie die Gelehrten reden/ Contradictoria, widerſprechige Dinge ſind; Von E- wigkeit her ſeyn. Und: Nicht von Ewigkeit her ſeyn; oder einen Anfang gehabt haben; ſo waͤh- re es wider Gottes ewige Warheit/ auß dem einen das andere/ nemlich auß dem Ja/ Nein; und auß dem Nein/ Ja machen; und wuͤrde alſo Gott ſeine Warheit ſelbſt auffheben; wel- ches an ihm keine Almacht ſondern groſſe Unbeſtendigkeit und Falſcheit ſeyn wuͤrde. Was Plinius weiter her auß koͤcket: Gott koͤnne die Abgelebeten nicht wieder zuruͤk ruffen; das iſt: Er koͤnne die Todten nicht wieder zum Leben aufferwecken/ ſolches wird er dereins am juͤngſtẽ Tage viel anders/ wiewol mit ſeinem groſſen Schaden/ ja mit Ach und Weh erfahren/ da er wegen dieſer Verkleinerung der Allmacht Gottes/ ſehr ſchwere Hellenſtraffen wird uͤ- ber ſich nehmen muͤſſen/ deren Vorſchmak er ſchon in dieſem Leben empfunden/ als ihn deꝛ Dampff des Feur und Schwefels/ welches der Berg Veſuvius außwarff/ erſtickete/ wie hefftig er ſich auch bemuͤhete/ demſelben zuentgehen. O haͤtte er nur ein wenig nachgefra- get/ was etwa XLIV Jahr zuvor/ als er dieſe ſeine Geſchicht Buͤcher dem Roͤmiſchen Buͤr- gemei-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/157>, abgerufen am 12.05.2024.