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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Waffen! Herkulesging ihm mit den seinen entgegen/ und vernam daß seine beyde Gesel-
len mit pfeilen aus der Höhle verwundet/ und dieser entrunnen währe/ der Feinde außstei-
gen anzumelden; eilete deßwegen fort/ und sahe/ daß schon drey und zwanzig hervorgekro-
chen wahren/ denen das Gewehr auß der Höhle zugerichtet ward. Er überfiel sie mit gan-
zer Macht/ und würgete mit den seinen immer vor sich weg/ daß sie auff den Erschlagenen
stehen und fechten musten. Der junge gefangene Räuber wolte sein Leben wieder verdie-
nen/ stritte gewaltig/ und erlegte drey Feinde in kurzer Zeit; welches Herkules sehend/ zu
ihm sagete: Halte dich wol mein Kerl/ du solt dessen geniessen/ davor wil ich dir Bürge
und Schuldmann seyn. Die gewapneten Reuter sahen dieses Tapfferkeit zu ihrer Erin-
nerung an/ daß sie sich selbst auffmunterten/ und eiferiger als vorhin fochten/ daher sie in
einer halben Stunde LII Räuber dieses Orts erlegeten/ hingegen an ihrer Seite drey ni-
der gehauen/ und viere verwundet wurden; und kam den unsern sonderlich zu statten/ daß
Ladisla den Feind gar zeitig vom Loche trieb/ und sie sich weiters nicht herauß wagen durf-
ten. Nun hielten sich doch nach des Räubers Anzeige/ noch XLII darinnen auff/ da hinge-
gen ihrer nur zwey und zwanzig gesunde übrig/ und zwar zimlich mat wahren/ weil sie des
Tages weder Speise noch Trank genossen hatten. Ladisla gab acht/ daß die Außgänge fleis-
sig besezt würden/ und als er zimliche Sicherheit vernam/ ging er zu dem Frauenzimmer/
die vor Angst schier verschmachteten/ weil sie hinter dem Gepüsche das klappern der Waf-
fen/ das schreihen der kämpfenden/ und das Geheule der sterbenden höreten. Seine An-
kunfft gab ihnen grossen Trost/ insonderheit/ weil sie vernahmen/ daß er ohn wunden war.
Sie fragten alle zugleich/ ob der grausame Streit sich nicht schier geendiget/ und die Räu-
ber erschlagen währen. Denen er zur Antwort gab: wann sie ein anderthalb hundert tod-
ter Leichnam sehen/ und die annoch übrigen Räuber erwürgen helffen wolten/ müsten sie
nicht lange seumen; tröstete sie in ihrem zagen/ und machte sich wieder zu seiner Geselschaft/
welche durch des jungen Räubers Anleitung einen lustigen Brunnen antraffen/ und sich
zimlich labeten/ weil es ein heisser Tag wahr. Unsere Helden aber hielten Raht/ wie es wei-
ter anzugreiffen seyn würde; Sie wahren an Mannschafft schwach/ und fast ermüdet;
hingegen die in der Höhle frisch und in grosser menge; daher wolte der Stathalter/ daß
man auff die nähesten Dörffer schickete/ und Bauren herzu ruffen liesse. Aber Herkules
wendete dagegen ein/ die Dörffer währen zimlich weit abgelegen/ und würde ihre ohn das
geringe Mannschafft dadurch geschwächet; wie bald könte sichs zutragen/ daß die in der
Höhle sich auß Verzweifelung ermanneten/ und einen verwägenen Außfall hielten: Sei-
ne Meynung währe/ daß man bey einander bliebe/ und in Gottes Namen das Werk zum
Ende brächte; setzete den Helm auff/ und redete sein Häuflein also an: Wie wollen wirs
nun weiter halten/ ihr lieben Brüder? sollen wir den Lauff einstellen/ da wir den Zweg auf
einen Sprung nahe ergriffen? ja sollen wir als die flüchtigen zurük lauffen/ und etwa den
schlimmen Bauren die Ehre und den Ruhm des Sieges abtreten/ den wir biß auf wenig
Hieben in der Faust haben? ich meines teils bin viel anders gesinnet; bedenket/ wie treflich
Käyserl. Hocheit/ und die Stad Rom/ ja das ganze Römische Reich euch rühmen wer-
den/ euch Segen und Wolfahrt zuruffen; und denen unter euch mit Gelde gedienet ist/ sol-
len dessen volauff empfangen; ja wer weiß/ was vor ein treflicher Schatz hieselbst verbor-

gen
S

Erſtes Buch.
Waffen! Herkulesging ihm mit den ſeinen entgegen/ und vernam daß ſeine beyde Geſel-
len mit pfeilen aus der Hoͤhle verwundet/ und dieſer entrunnen waͤhre/ der Feinde außſtei-
gen anzumelden; eilete deßwegen fort/ und ſahe/ daß ſchon drey und zwanzig hervorgekro-
chen wahren/ denen das Gewehr auß der Hoͤhle zugerichtet ward. Er uͤberfiel ſie mit gan-
zer Macht/ und wuͤrgete mit den ſeinen immer vor ſich weg/ daß ſie auff den Erſchlagenen
ſtehen und fechten muſten. Der junge gefangene Raͤuber wolte ſein Leben wieder verdie-
nen/ ſtritte gewaltig/ und erlegte drey Feinde in kurzer Zeit; welches Herkules ſehend/ zu
ihm ſagete: Halte dich wol mein Kerl/ du ſolt deſſen genieſſen/ davor wil ich dir Buͤrge
und Schuldmann ſeyn. Die gewapneten Reuter ſahen dieſes Tapfferkeit zu ihrer Erin-
nerung an/ daß ſie ſich ſelbſt auffmunterten/ und eiferiger als vorhin fochten/ daher ſie in
einer halben Stunde LII Raͤuber dieſes Orts erlegeten/ hingegen an ihrer Seite drey ni-
der gehauen/ und viere verwundet wurden; und kam den unſern ſonderlich zu ſtatten/ daß
Ladiſla den Feind gar zeitig vom Loche trieb/ und ſie ſich weiters nicht herauß wagen durf-
ten. Nun hielten ſich doch nach des Raͤubers Anzeige/ noch XLII darinnen auff/ da hinge-
gen ihrer nur zwey und zwanzig geſunde uͤbrig/ und zwar zimlich mat wahren/ weil ſie des
Tages weder Speiſe noch Trank genoſſen hatten. Ladiſla gab acht/ daß die Außgaͤnge fleiſ-
ſig beſezt wuͤrden/ und als er zimliche Sicherheit vernam/ ging er zu dem Frauenzimmer/
die vor Angſt ſchier verſchmachteten/ weil ſie hinter dem Gepuͤſche das klappern der Waf-
fen/ das ſchreihen der kaͤmpfenden/ und das Geheule der ſterbenden hoͤreten. Seine An-
kunfft gab ihnen groſſen Troſt/ inſonderheit/ weil ſie vernahmen/ daß eꝛ ohn wunden war.
Sie fragten alle zugleich/ ob der grauſame Streit ſich nicht ſchier geendiget/ und die Raͤu-
ber erſchlagen waͤhren. Denen er zur Antwort gab: wann ſie ein anderthalb hundert tod-
ter Leichnam ſehen/ und die annoch uͤbrigen Raͤuber erwuͤrgen helffen wolten/ muͤſten ſie
nicht lange ſeumen; troͤſtete ſie in ihrem zagen/ uñ machte ſich wieder zu ſeineꝛ Geſelſchaft/
welche durch des jungen Raͤubers Anleitung einen luſtigen Brunnen antraffen/ und ſich
zimlich labeten/ weil es ein heiſſer Tag wahr. Unſere Helden aber hielten Raht/ wie es wei-
ter anzugreiffen ſeyn wuͤrde; Sie wahren an Mannſchafft ſchwach/ und faſt ermuͤdet;
hingegen die in der Hoͤhle friſch und in groſſer menge; daher wolte der Stathalter/ daß
man auff die naͤheſten Doͤrffer ſchickete/ und Bauren herzu ruffen lieſſe. Aber Herkules
wendete dagegen ein/ die Doͤrffer waͤhren zimlich weit abgelegen/ und wuͤrde ihre ohn das
geringe Mannſchafft dadurch geſchwaͤchet; wie bald koͤnte ſichs zutragen/ daß die in der
Hoͤhle ſich auß Verzweifelung ermanneten/ und einen verwaͤgenen Außfall hielten: Sei-
ne Meynung waͤhre/ daß man bey einander bliebe/ und in Gottes Namen das Werk zum
Ende braͤchte; ſetzete den Helm auff/ und redete ſein Haͤuflein alſo an: Wie wollen wirs
nun weiter halten/ ihr lieben Bruͤder? ſollen wir den Lauff einſtellen/ da wir den Zweg auf
einen Sprung nahe ergriffen? ja ſollen wir als die fluͤchtigen zuruͤk lauffen/ und etwa den
ſchlimmen Bauren die Ehre und den Ruhm des Sieges abtreten/ den wir biß auf wenig
Hieben in der Fauſt haben? ich meines teils bin viel anders geſinnet; bedenket/ wie treflich
Kaͤyſerl. Hocheit/ und die Stad Rom/ ja das ganze Roͤmiſche Reich euch ruͤhmen wer-
den/ euch Segen und Wolfahrt zuruffen; und denen unter euch mit Gelde gedienet iſt/ ſol-
len deſſen volauff empfangen; ja wer weiß/ was vor ein treflicher Schatz hieſelbſt verbor-

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[137/0175] Erſtes Buch. Waffen! Herkulesging ihm mit den ſeinen entgegen/ und vernam daß ſeine beyde Geſel- len mit pfeilen aus der Hoͤhle verwundet/ und dieſer entrunnen waͤhre/ der Feinde außſtei- gen anzumelden; eilete deßwegen fort/ und ſahe/ daß ſchon drey und zwanzig hervorgekro- chen wahren/ denen das Gewehr auß der Hoͤhle zugerichtet ward. Er uͤberfiel ſie mit gan- zer Macht/ und wuͤrgete mit den ſeinen immer vor ſich weg/ daß ſie auff den Erſchlagenen ſtehen und fechten muſten. Der junge gefangene Raͤuber wolte ſein Leben wieder verdie- nen/ ſtritte gewaltig/ und erlegte drey Feinde in kurzer Zeit; welches Herkules ſehend/ zu ihm ſagete: Halte dich wol mein Kerl/ du ſolt deſſen genieſſen/ davor wil ich dir Buͤrge und Schuldmann ſeyn. Die gewapneten Reuter ſahen dieſes Tapfferkeit zu ihrer Erin- nerung an/ daß ſie ſich ſelbſt auffmunterten/ und eiferiger als vorhin fochten/ daher ſie in einer halben Stunde LII Raͤuber dieſes Orts erlegeten/ hingegen an ihrer Seite drey ni- der gehauen/ und viere verwundet wurden; und kam den unſern ſonderlich zu ſtatten/ daß Ladiſla den Feind gar zeitig vom Loche trieb/ und ſie ſich weiters nicht herauß wagen durf- ten. Nun hielten ſich doch nach des Raͤubers Anzeige/ noch XLII darinnen auff/ da hinge- gen ihrer nur zwey und zwanzig geſunde uͤbrig/ und zwar zimlich mat wahren/ weil ſie des Tages weder Speiſe noch Trank genoſſen hatten. Ladiſla gab acht/ daß die Außgaͤnge fleiſ- ſig beſezt wuͤrden/ und als er zimliche Sicherheit vernam/ ging er zu dem Frauenzimmer/ die vor Angſt ſchier verſchmachteten/ weil ſie hinter dem Gepuͤſche das klappern der Waf- fen/ das ſchreihen der kaͤmpfenden/ und das Geheule der ſterbenden hoͤreten. Seine An- kunfft gab ihnen groſſen Troſt/ inſonderheit/ weil ſie vernahmen/ daß eꝛ ohn wunden war. Sie fragten alle zugleich/ ob der grauſame Streit ſich nicht ſchier geendiget/ und die Raͤu- ber erſchlagen waͤhren. Denen er zur Antwort gab: wann ſie ein anderthalb hundert tod- ter Leichnam ſehen/ und die annoch uͤbrigen Raͤuber erwuͤrgen helffen wolten/ muͤſten ſie nicht lange ſeumen; troͤſtete ſie in ihrem zagen/ uñ machte ſich wieder zu ſeineꝛ Geſelſchaft/ welche durch des jungen Raͤubers Anleitung einen luſtigen Brunnen antraffen/ und ſich zimlich labeten/ weil es ein heiſſer Tag wahr. Unſere Helden aber hielten Raht/ wie es wei- ter anzugreiffen ſeyn wuͤrde; Sie wahren an Mannſchafft ſchwach/ und faſt ermuͤdet; hingegen die in der Hoͤhle friſch und in groſſer menge; daher wolte der Stathalter/ daß man auff die naͤheſten Doͤrffer ſchickete/ und Bauren herzu ruffen lieſſe. Aber Herkules wendete dagegen ein/ die Doͤrffer waͤhren zimlich weit abgelegen/ und wuͤrde ihre ohn das geringe Mannſchafft dadurch geſchwaͤchet; wie bald koͤnte ſichs zutragen/ daß die in der Hoͤhle ſich auß Verzweifelung ermanneten/ und einen verwaͤgenen Außfall hielten: Sei- ne Meynung waͤhre/ daß man bey einander bliebe/ und in Gottes Namen das Werk zum Ende braͤchte; ſetzete den Helm auff/ und redete ſein Haͤuflein alſo an: Wie wollen wirs nun weiter halten/ ihr lieben Bruͤder? ſollen wir den Lauff einſtellen/ da wir den Zweg auf einen Sprung nahe ergriffen? ja ſollen wir als die fluͤchtigen zuruͤk lauffen/ und etwa den ſchlimmen Bauren die Ehre und den Ruhm des Sieges abtreten/ den wir biß auf wenig Hieben in der Fauſt haben? ich meines teils bin viel anders geſinnet; bedenket/ wie treflich Kaͤyſerl. Hocheit/ und die Stad Rom/ ja das ganze Roͤmiſche Reich euch ruͤhmen wer- den/ euch Segen und Wolfahrt zuruffen; und denen unter euch mit Gelde gedienet iſt/ ſol- len deſſen volauff empfangen; ja wer weiß/ was vor ein treflicher Schatz hieſelbſt verbor- gen S

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/175>, abgerufen am 11.12.2024.