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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ich müsse es biß dahin der Gebuld befehlen. Dieser wuste vor Angst nicht zuantworten/
endlich entschuldigte er sich mit grossen verfluchungen/ daß ihm solch bübisches Vorneh-
men nie in den Sin gestigen währe. Worauff sie zur Antwort gab: Herr Reichskanzler/
ich nehme eure Entschuldigung an/ wann ihr mir dagegen den Wahn abnehmet/ daß eu-
er Vorschlag wegen der Landstände Versamlung auff nichts anders gemeinet ist/ als mir
ein Näsichen anzudrehen/ und durch diese Verzögerung die Zeit des Beylagers vorbey
zuspielen; wisset ihr nicht/ daß am XVII dieses/ das Fest bestimmet ist? oder meinet ihr/ ich
könne ohn federn hinüber fliegen? Doch/ ich wil dieses alles nicht so hoch treiben/ sondern
sage nur so viel: Ist eure Entschuldigung euch ernstlicher/ als daß heutige Versprechen/
so machets also: Gebet unterschiedlichen Außreitern einen offenen Brieff; traget in dem-
selben den vornehmsten Ständen des Königes Willen und mein Ansuchen redlich vor/
und hohlet also ihre Stimmen ein/ als dann wil ich euch vor unschuldig halten/ und sonst
keines weges. Diesen Vorschlag/ dessen sie sich wunderten/ musten sie eingehen/ und wie-
derhohlete der Kanzler seine Abbitte und Entschuldigung/ welche das Fräulein mit hohem
Erbieten annam. Ihre Mutter merkete wol/ was vor ein Hake sie so hefftig nach Padua
zohe/ lies sichs aber nicht vernehmen/ und fragete doch/ was sie bewöge/ diese Reise so un-
ablässig zu begehren; welches sie beantwortete; Vor erst währe daß grosse Verlangen/
ihrem Herrn Bruder und künfftiger Fr. Schwester zu gehorsamen; hernach bildete sie
sich gänzlich ein/ wer ihr die Reise hemmen wolte/ würde ihres Glüks verhinderung seyn/
weil vor einem viertel Jahre ihr im Traume vorkommen/ als ob sie in Italien in der Stad
Padua (welche sie nicht als aus den Geschicht Büchern kennete) aus einem grossen Dorn-
pusche/ eine treffliche güldene Kron/ wie wol nicht ohn Mühe hervorgezogen/ da zwar die
Dornen sie gestochen/ und doch nicht blutig gemacht; die gifftigen Schlangen unter dem
Pusche sie vielfältig angehauchet/ und doch nicht vergifftet hätten. Die Königin gab zur
Antwort; Ob sie sich dann vor solchen Dornen und Schlangen nicht für chtete? es währe
ja leicht geschehen/ daß ein Fräulein zuschaden und schanden kähme; solte demnach viel-
mehr sich durch diesen Traum von solcher Reise abschrecken lassen. Nein Gn. Fr. Mut-
ter/ sagte sie; wer den Kern essen wil/ muß zuvor die Schale zubrechen; die Kirschen oben
im Gipffel werden zwar mit Gefahr abgebrochen/ aber sie schmecken doch am süssesten; so
lasts nun seyn/ ob mich Dornen stechen/ wann sie mich nur nicht verwunden; daß mich
Schlangen anhauchen/ wann sie mich nur nicht vergifften. Biß zu frieden/ antwortete
die Königin/ die Außreiter sollen Tag und Nacht mit schnellen Pferden eilen/ und der Land-
stände Meynung einhohlen/ aber deren Schluß soltu dich unterwerffen. Also wurden die
Schreiben schleunigst verfertiget/ in welchen alles nach der Fräulein begehren angeführet
ward/ neben angehengter Frage/ in wie starker Bekleitung sie fortgehen solte/ dann es wol-
te der Kanzler sich alles verdachts entbrechen. Nun wolte aber Frl. Valiska des gewisse-
sten spielen/ machte in aller stille ein kurzes Nebenschreiben/ darin sie umb Vergünstigung/
und des Königes Willen zu geleben anhielt/ auch sich aller Dankbarkeit erboht; welches
dann so wol wirkete/ daß sie alle einwilligten/ und die Anzahl der Begleitung den Reichs-
Rähten heimstelleten/ ohn allein Herr Ninisla lobete nicht allein der Fräulein Vornehmen/
sondern taht hinzu/ es würde ein sonderlicher Wolstand seyn/ wann sie als ein frisches Frl.

etwa

Erſtes Buch.
ich muͤſſe es biß dahin der Gebuld befehlen. Dieſer wuſte vor Angſt nicht zuantworten/
endlich entſchuldigte er ſich mit groſſen verfluchungen/ daß ihm ſolch buͤbiſches Vorneh-
men nie in den Sin geſtigen waͤhre. Worauff ſie zur Antwort gab: Herr Reichskanzler/
ich nehme eure Entſchuldigung an/ wann ihr mir dagegen den Wahn abnehmet/ daß eu-
er Vorſchlag wegen der Landſtaͤnde Verſamlung auff nichts anders gemeinet iſt/ als mir
ein Naͤſichen anzudrehen/ und durch dieſe Verzoͤgerung die Zeit des Beylagers vorbey
zuſpielen; wiſſet ihr nicht/ daß am XVII dieſes/ das Feſt beſtimmet iſt? oder meinet ihr/ ich
koͤnne ohn federn hinuͤber fliegen? Doch/ ich wil dieſes alles nicht ſo hoch treiben/ ſondern
ſage nur ſo viel: Iſt eure Entſchuldigung euch ernſtlicher/ als daß heutige Verſprechen/
ſo machets alſo: Gebet unterſchiedlichen Außreitern einen offenen Brieff; traget in dem-
ſelben den vornehmſten Staͤnden des Koͤniges Willen und mein Anſuchen redlich vor/
und hohlet alſo ihre Stimmen ein/ als dann wil ich euch vor unſchuldig halten/ und ſonſt
keines weges. Dieſen Vorſchlag/ deſſen ſie ſich wunderten/ muſten ſie eingehen/ und wie-
derhohlete der Kanzler ſeine Abbitte und Entſchuldigung/ welche das Fraͤulein mit hohem
Erbieten annam. Ihre Mutter merkete wol/ was vor ein Hake ſie ſo hefftig nach Padua
zohe/ lies ſichs aber nicht vernehmen/ und fragete doch/ was ſie bewoͤge/ dieſe Reiſe ſo un-
ablaͤſſig zu begehren; welches ſie beantwortete; Vor erſt waͤhre daß groſſe Verlangen/
ihrem Herrn Bruder und kuͤnfftiger Fr. Schweſter zu gehorſamen; hernach bildete ſie
ſich gaͤnzlich ein/ wer ihr die Reiſe hemmen wolte/ wuͤrde ihres Gluͤks verhinderung ſeyn/
weil vor einem viertel Jahre ihr im Traume vorkommen/ als ob ſie in Italien in der Stad
Padua (welche ſie nicht als aus den Geſchicht Buͤchern kennete) aus einem groſſen Dorn-
puſche/ eine treffliche guͤldene Kron/ wie wol nicht ohn Muͤhe hervorgezogen/ da zwar die
Dornen ſie geſtochen/ und doch nicht blutig gemacht; die gifftigen Schlangen unter dem
Puſche ſie vielfaͤltig angehauchet/ und doch nicht vergifftet haͤtten. Die Koͤnigin gab zur
Antwort; Ob ſie ſich dann vor ſolchen Dornen und Schlangen nicht fuͤr chtete? es waͤhre
ja leicht geſchehen/ daß ein Fraͤulein zuſchaden und ſchanden kaͤhme; ſolte demnach viel-
mehr ſich durch dieſen Traum von ſolcher Reiſe abſchrecken laſſen. Nein Gn. Fr. Mut-
ter/ ſagte ſie; wer den Kern eſſen wil/ muß zuvor die Schale zubrechen; die Kirſchen oben
im Gipffel werden zwar mit Gefahr abgebrochen/ aber ſie ſchmecken doch am ſuͤſſeſten; ſo
laſts nun ſeyn/ ob mich Dornen ſtechen/ wann ſie mich nur nicht verwunden; daß mich
Schlangen anhauchen/ wann ſie mich nur nicht vergifften. Biß zu frieden/ antwortete
die Koͤnigin/ die Außreiter ſollen Tag uñ Nacht mit ſchnellen Pferden eilen/ und der Land-
ſtaͤnde Meynung einhohlen/ aber deren Schluß ſoltu dich unterwerffen. Alſo wurden die
Schreiben ſchleunigſt verfertiget/ in welchen alles nach der Fraͤulein begehren angefuͤhret
ward/ neben angehengter Frage/ in wie ſtarker Bekleitung ſie fortgehen ſolte/ dañ es wol-
te der Kanzler ſich alles verdachts entbrechen. Nun wolte aber Frl. Valiſka des gewiſſe-
ſten ſpielen/ machte in aller ſtille ein kurzes Nebenſchreiben/ darin ſie umb Verguͤnſtigung/
und des Koͤniges Willen zu geleben anhielt/ auch ſich aller Dankbarkeit erboht; welches
dann ſo wol wirkete/ daß ſie alle einwilligten/ und die Anzahl der Begleitung den Reichs-
Raͤhten heimſtelleten/ ohn allein Herr Niniſla lobete nicht allein der Fraͤulein Vornehmẽ/
ſondern taht hinzu/ es wuͤrde ein ſonderlicher Wolſtand ſeyn/ wann ſie als ein friſches Frl.

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[232/0270] Erſtes Buch. ich muͤſſe es biß dahin der Gebuld befehlen. Dieſer wuſte vor Angſt nicht zuantworten/ endlich entſchuldigte er ſich mit groſſen verfluchungen/ daß ihm ſolch buͤbiſches Vorneh- men nie in den Sin geſtigen waͤhre. Worauff ſie zur Antwort gab: Herr Reichskanzler/ ich nehme eure Entſchuldigung an/ wann ihr mir dagegen den Wahn abnehmet/ daß eu- er Vorſchlag wegen der Landſtaͤnde Verſamlung auff nichts anders gemeinet iſt/ als mir ein Naͤſichen anzudrehen/ und durch dieſe Verzoͤgerung die Zeit des Beylagers vorbey zuſpielen; wiſſet ihr nicht/ daß am XVII dieſes/ das Feſt beſtimmet iſt? oder meinet ihr/ ich koͤnne ohn federn hinuͤber fliegen? Doch/ ich wil dieſes alles nicht ſo hoch treiben/ ſondern ſage nur ſo viel: Iſt eure Entſchuldigung euch ernſtlicher/ als daß heutige Verſprechen/ ſo machets alſo: Gebet unterſchiedlichen Außreitern einen offenen Brieff; traget in dem- ſelben den vornehmſten Staͤnden des Koͤniges Willen und mein Anſuchen redlich vor/ und hohlet alſo ihre Stimmen ein/ als dann wil ich euch vor unſchuldig halten/ und ſonſt keines weges. Dieſen Vorſchlag/ deſſen ſie ſich wunderten/ muſten ſie eingehen/ und wie- derhohlete der Kanzler ſeine Abbitte und Entſchuldigung/ welche das Fraͤulein mit hohem Erbieten annam. Ihre Mutter merkete wol/ was vor ein Hake ſie ſo hefftig nach Padua zohe/ lies ſichs aber nicht vernehmen/ und fragete doch/ was ſie bewoͤge/ dieſe Reiſe ſo un- ablaͤſſig zu begehren; welches ſie beantwortete; Vor erſt waͤhre daß groſſe Verlangen/ ihrem Herrn Bruder und kuͤnfftiger Fr. Schweſter zu gehorſamen; hernach bildete ſie ſich gaͤnzlich ein/ wer ihr die Reiſe hemmen wolte/ wuͤrde ihres Gluͤks verhinderung ſeyn/ weil vor einem viertel Jahre ihr im Traume vorkommen/ als ob ſie in Italien in der Stad Padua (welche ſie nicht als aus den Geſchicht Buͤchern kennete) aus einem groſſen Dorn- puſche/ eine treffliche guͤldene Kron/ wie wol nicht ohn Muͤhe hervorgezogen/ da zwar die Dornen ſie geſtochen/ und doch nicht blutig gemacht; die gifftigen Schlangen unter dem Puſche ſie vielfaͤltig angehauchet/ und doch nicht vergifftet haͤtten. Die Koͤnigin gab zur Antwort; Ob ſie ſich dann vor ſolchen Dornen und Schlangen nicht fuͤr chtete? es waͤhre ja leicht geſchehen/ daß ein Fraͤulein zuſchaden und ſchanden kaͤhme; ſolte demnach viel- mehr ſich durch dieſen Traum von ſolcher Reiſe abſchrecken laſſen. Nein Gn. Fr. Mut- ter/ ſagte ſie; wer den Kern eſſen wil/ muß zuvor die Schale zubrechen; die Kirſchen oben im Gipffel werden zwar mit Gefahr abgebrochen/ aber ſie ſchmecken doch am ſuͤſſeſten; ſo laſts nun ſeyn/ ob mich Dornen ſtechen/ wann ſie mich nur nicht verwunden; daß mich Schlangen anhauchen/ wann ſie mich nur nicht vergifften. Biß zu frieden/ antwortete die Koͤnigin/ die Außreiter ſollen Tag uñ Nacht mit ſchnellen Pferden eilen/ und der Land- ſtaͤnde Meynung einhohlen/ aber deren Schluß ſoltu dich unterwerffen. Alſo wurden die Schreiben ſchleunigſt verfertiget/ in welchen alles nach der Fraͤulein begehren angefuͤhret ward/ neben angehengter Frage/ in wie ſtarker Bekleitung ſie fortgehen ſolte/ dañ es wol- te der Kanzler ſich alles verdachts entbrechen. Nun wolte aber Frl. Valiſka des gewiſſe- ſten ſpielen/ machte in aller ſtille ein kurzes Nebenſchreiben/ darin ſie umb Verguͤnſtigung/ und des Koͤniges Willen zu geleben anhielt/ auch ſich aller Dankbarkeit erboht; welches dann ſo wol wirkete/ daß ſie alle einwilligten/ und die Anzahl der Begleitung den Reichs- Raͤhten heimſtelleten/ ohn allein Herr Niniſla lobete nicht allein der Fraͤulein Vornehmẽ/ ſondern taht hinzu/ es wuͤrde ein ſonderlicher Wolſtand ſeyn/ wann ſie als ein friſches Frl. etwa

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/270>, abgerufen am 23.05.2024.