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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Kranz von grünen Oelzweigen/ eines sonderlich darzu gewidmeten Baumes/ dessen Blät-
ter viel anders/ als der andern Oelbäume/ gestaltet waren; welche Vergeltung ihres wol-
verhaltens sie höher als allen Reichtuhm schätzeten/ und ward des Siegers Nahme in ein
Gedächtnis-Buch eingeschrieben/ und ihm auch wol eine Ehren Seule auffgerichtet.
Nach geendigten Spieltagen/ wahr Valikules willens/ sich auff die Reise zubegeben/ und
sagete zu Gallus: Was rahtet ihr? gehen wir zu Lande nach Bisanz fort/ oder setzen wir
uns zu Korinth auff ein Schiff/ und fahren alsbald den Morgenländern zu? Gallus ant-
wortete: Mein Gn. Herr hat meines Rahts hierin nicht von nöhten; doch meine unvor-
greiffliche Meynung währe/ daß wir über Meer gingen/ weil die Reisen zu Lande viel und
mannicherley Verhinderungen geben können/ und ein Ritter offt Anfall hat/ wie solches
Eure Gn. diese kurze Zeit her schon zur gnüge erfahren. Eben dieses/ sagte Valikules/
liegt mir auch im Kopffe/ und sehe ich/ daß die Rittersleute hier zu Lande ihnen die Freyheit
suchen/ sremde zubeschimpfen/ deßwegen ich mich noch heut erklären werde/ was ich tuhn
wil. Es lag aber ein vornehmer Griechischer Herr/ Nahmens Parmenio mit ihm in ei-
ner Herberge/ welcher in des Persischen Groß Fürsten Artaxerxes Kriegsbestallung war/
von dem er grosse Gelder gehoben hatte/ etliche Geschwader Griechisch Kriegsvolk zuwer-
ben. Mit diesem währe er zwar sehr gerne fortgezogen/ merkete aber an ihm eine sonder-
liche Ungewogenheit/ und hatte albereit unterschiedliche Stachelreden bey der Mahlzeit
von ihm eingefressen; doch/ Ungel egenheit zuverhüten/ sie allemahl neben sich hinstreichen
lassen/ weil er nicht mit Nahmen genennet wahr. Dieser Parmenio wahr sonst ein
sehr verwägener handfester Ritter/ und wolversuchter Kriegs Obrister/ aber überaus
ruhmrätig und stolz/ der sich von seinen Dienern mehr als Fürstlich auffwarten und
ehren ließ/ und wahr übel zu frieden/ daß ihm von Valikules/ seiner Meynung nach/ nicht
Ehre gnug angetahn ward/ welcher ihm doch mehr Höffligkeit erzeigete als er schuldig
wahr/ ohn/ daß er ihn nicht seinen Gn. Herren nennete/ noch ihm nach Willen redete/ weil
sein Gemüht viel zu ädel wahr/ einem Tugendlosen Menschen zuschmeicheln. Als sie dieses
Tages sich zu Tische setzeten/ nam Parmenio seiner Gewonheit nach/ ohn einige nöhtigung
die Oberstelle ein/ durffte auch die andern anfodern/ wie sie sitzen solten. Es wahr ein an-
sehnlicher Rahtsverwanter/ von Athen mit am Tische/ dem gefiel Valikules sitsames Le-
ben sehr wol/ trachtete auch allemahl/ ihm am nähesten zu sitzen/ und durch vielfältiges fra-
gen/ gab er ihm offt Ursach zu antworten/ welches er doch allemahl mit kurzen Worten
taht. Parmenio führete stets das grosse Wort über Tische/ und suchte allerhand Gelegen-
heit/ ihn zubeschimpffen/ welches er merkend/ sich fleissig vorsahe/ daß er seinen Willen nit
füglich zu werke richten kunte; endlich fing jener eine Rede an von der jetzigen Jugend ver-
wägener Kühn- und Grobheit/ wie dieselben alte und hochersahrne Leute wenig ehreten;
meineten/ ihr glatter Schnabel und unbärtiges Maul dürffte sich so wol hören lassen/ als
andere; und währe nunmehr so weit kommen/ daß wann einer den Sattel beschreiten/ und in
ein Stük Harnisch sich verstecken lassen könte/ er alsbald in den Ritterstand wolte auffge-
nommen seyn/ welchen er entweder mit Gelde/ oder unzüchtiger Freundschafft erlangete/
und könte mannicher zum feinen Manne und guten Landsknecht gedeien/ wann er der Jah-
re erwartete; weil man aber so zart und jung sich unter die scharffen Schwerter wagete/

würde

Anderes Buch.
Kranz von gruͤnen Oelzweigen/ eines ſonderlich darzu gewidmeten Baumes/ deſſen Blaͤt-
ter viel anders/ als der andern Oelbaͤume/ geſtaltet waren; welche Vergeltung ihres wol-
verhaltens ſie hoͤher als allen Reichtuhm ſchaͤtzeten/ und ward des Siegers Nahme in ein
Gedaͤchtnis-Buch eingeſchrieben/ und ihm auch wol eine Ehren Seule auffgerichtet.
Nach geendigten Spieltagen/ wahr Valikules willens/ ſich auff die Reiſe zubegeben/ und
ſagete zu Gallus: Was rahtet ihr? gehen wir zu Lande nach Biſanz fort/ oder ſetzen wir
uns zu Korinth auff ein Schiff/ und fahren alsbald den Morgenlaͤndern zu? Gallus ant-
wortete: Mein Gn. Herr hat meines Rahts hierin nicht von noͤhten; doch meine unvor-
greiffliche Meynung waͤhre/ daß wir uͤber Meer gingen/ weil die Reiſen zu Lande viel und
mannicherley Verhinderungen geben koͤnnen/ und ein Ritter offt Anfall hat/ wie ſolches
Eure Gn. dieſe kurze Zeit her ſchon zur gnuͤge erfahren. Eben dieſes/ ſagte Valikules/
liegt mir auch im Kopffe/ und ſehe ich/ daß die Rittersleute hier zu Lande ihnen die Freyheit
ſuchen/ ſremde zubeſchimpfen/ deßwegen ich mich noch heut erklaͤren werde/ was ich tuhn
wil. Es lag aber ein vornehmer Griechiſcher Herr/ Nahmens Parmenio mit ihm in ei-
ner Herberge/ welcher in des Perſiſchen Groß Fuͤrſten Artaxerxes Kriegsbeſtallung war/
von dem er groſſe Gelder gehobẽ hatte/ etliche Geſchwader Griechiſch Kriegsvolk zuwer-
ben. Mit dieſem waͤhre er zwar ſehr gerne fortgezogen/ merkete aber an ihm eine ſonder-
liche Ungewogenheit/ und hatte albereit unterſchiedliche Stachelreden bey der Mahlzeit
von ihm eingefreſſen; doch/ Ungel egenheit zuverhuͤten/ ſie allemahl neben ſich hinſtreichen
laſſen/ weil er nicht mit Nahmen genennet wahr. Dieſer Parmenio wahr ſonſt ein
ſehr verwaͤgener handfeſter Ritter/ und wolverſuchter Kriegs Obriſter/ aber uͤberaus
ruhmraͤtig und ſtolz/ der ſich von ſeinen Dienern mehr als Fuͤrſtlich auffwarten und
ehren ließ/ und wahr uͤbel zu frieden/ daß ihm von Valikules/ ſeiner Meynung nach/ nicht
Ehre gnug angetahn ward/ welcher ihm doch mehr Hoͤffligkeit erzeigete als er ſchuldig
wahr/ ohn/ daß er ihn nicht ſeinen Gn. Herren nennete/ noch ihm nach Willen redete/ weil
ſein Gemuͤht viel zu aͤdel wahr/ einem Tugendloſen Menſchen zuſchmeicheln. Als ſie dieſes
Tages ſich zu Tiſche ſetzeten/ nam Parmenio ſeiner Gewonheit nach/ ohn einige noͤhtigung
die Oberſtelle ein/ durffte auch die andern anfodern/ wie ſie ſitzen ſolten. Es wahr ein an-
ſehnlicher Rahtsverwanter/ von Athen mit am Tiſche/ dem gefiel Valikules ſitſames Le-
ben ſehr wol/ trachtete auch allemahl/ ihm am naͤheſten zu ſitzen/ und durch vielfaͤltiges fra-
gen/ gab er ihm offt Urſach zu antworten/ welches er doch allemahl mit kurzen Worten
taht. Parmenio fuͤhrete ſtets das groſſe Wort uͤber Tiſche/ und ſuchte allerhand Gelegen-
heit/ ihn zubeſchimpffen/ welches er merkend/ ſich fleiſſig vorſahe/ daß er ſeinen Willen nit
fuͤglich zu werke richten kunte; endlich fing jener eine Rede an von der jetzigen Jugend ver-
waͤgener Kuͤhn- und Grobheit/ wie dieſelben alte und hocherſahrne Leute wenig ehreten;
meineten/ ihr glatter Schnabel und unbaͤrtiges Maul duͤrffte ſich ſo wol hoͤren laſſen/ als
andere; uñ waͤhre nunmehr ſo weit kom̃en/ daß wann einer den Sattel beſchreiten/ und in
ein Stuͤk Harniſch ſich verſtecken laſſen koͤnte/ er alsbald in den Ritterſtand wolte auffge-
nommen ſeyn/ welchen er entweder mit Gelde/ oder unzuͤchtiger Freundſchafft erlangete/
und koͤnte mannicher zum feinen Manne und guten Landsknecht gedeien/ wañ er der Jah-
re erwartete; weil man aber ſo zart und jung ſich unter die ſcharffen Schwerter wagete/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/362>, abgerufen am 25.05.2024.