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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Teutschland zu ihrem Herr Bruder dem Großmächtigsten Groß Fürsten der Sachsen
und anderer Freien Teutschen/ vorhätte/ umb höchstwichtige Sachen/ die Beschützung
ihres Reichs wieder alle meuchel Feinde betreffend/ mit demselben abzuhandeln. Auß die-
sen beyden Ursachen muhtmassete so wol der Gesanter/ als der junge Fürst selbst/ ihr vor-
haben müste verrahten seyn/ hatten doch nicht Zeit sich lange zu bedenken/ sondern gaben
zur Antwort; Ob zwar der Gefante von der zimlich langen Reise/ welche er Tag und Nacht
fortgesetzet/ noch müde währe/ und auff eine zierliche Rede sich nicht geschicket hätte/ müste
er doch billich Königlicher Hocheit untertähnigst gehorsamen/ und auff angesetzte Stun-
de erscheinen/ vor sein Häupt untertähnigst gesinnend/ daß er Freyheit haben möcht/ mit
seinem geheimen Schreiber (welcher alle Handlung in die Feder nehmen würde) vorzu-
treten. Dieses ward ihm gerne eingewilliget/ und schickete sich Dagobert der Gesante
auffs beste darzu/ wie er dann schon vor der Reise seinen Vortrag wol gefasset hatte. Es
sahe aber die Königin vor gut an/ daß die Zeitung von der Fräulein Raubung/ wie wol
ohn Benennung/ wo solches geschehen/ in der Stadt/ sonderlich in der Herberge/ wo der
Gesante lag/ kund gemacht würde/ welche man bißher allerdinge hatte verborgen gehalten.
Der Frankischen Diener einer hörete bald davon reden/ und brachte es dem Gesanten vor/
welcher nebest den jungen Fürsten (dieser wahr der angegebene geheime Schreiber) es
vor ein Getichte hielt/ auß groben Unverstand herrührend/ weil mans eben so auff den
Stuz außsprengete/ kehreten sich auch nichts daran/ sich stellend als ob sie davon nichts er-
fahren hätten. Herr Krokus hielt mit der Königlichen Leibgutsche vor der Herberge/ auf
welche sich Herr Dagobert samt seinen verstelleten Secretarius oder geheimen Schrei-
ber setzete/ und eine lange Gasse/ die mit ansehnlichen Kriegsleuten angefüllet wahr/ hin-
fuhr/ welches ihn nicht wenig irre machete/ insonderheit/ da er auff dem Schlosse über ei-
nen hohen Lustgang geführet ward/ von welchem er hinaus ins freye Feld sehen kunte/ und
daselbst gewahr ward/ daß über die 12000 junger Mannschafft getrillet und im Gewehr
geübet wurden. Doch lag ihm dieses nicht so hart an/ als die ausgesprengete Zeitung von
dem verlohrnen Fräulein/ wie wol er sich dessen auch begab/ weil ihm Krokus auff dieser
Fahrt nichts davon gemeldet hatte. Die Königin/ welche diese Tage über in stetem
klagen und weinen zugebracht/ ergriff sich auff der Rähte bewägliche Ermahnung/
sich gegen den Gesanten keiner übermässigen Traurigkeit vernehmen zu lassen/ daher
sie ein gezwungenes freymuhtiges Gesicht annahm/ als Herr Dagobert mit seinem
Schreiber in die Verhör Stube trat/ und dieser nach geleisteter demühtiger Neigung
sich an ein Neben-Tischlein setzete/ fertig/ alles was geredet würde/ auffzuzeichnen; daher
drey Böhmische geheime Schreiber an einem andern Tische ein gleiches vornahmen.
Dagobert/ nachdem er seine Königliche Glaubens-Bescheinigung schrifftlich eingereichet
hatte/ und solche von dem Herrn Reichs Kanzler vor gnugsam erkläret wahr/ brachte dar-
aufvor; Es würde die Großmächtigste Königin in Böhmen ungezweiffelt annoch in unver-
ruktem Andenken haben/ was gestalt unlängst der auch Großmächtigste König der freyen
Franken und Sikambrer in Gallien/ Herr Hilderich/ an vorhöchstgedachte ihre Königl.
Hocheit eine ansehnliche Gesandschafft abgehen lassen/ und solches aus aufrichtigem Her-
zen/ ümb durch eine wirdige Heyraht zwischen seinem Herr Sohn dem Durchleuchtig-

sten

Anderes Buch.
Teutſchland zu ihrem Herr Bruder dem Großmaͤchtigſten Groß Fuͤrſten der Sachſen
und anderer Freien Teutſchen/ vorhaͤtte/ umb hoͤchſtwichtige Sachen/ die Beſchuͤtzung
ihres Reichs wieder alle meuchel Feinde betreffend/ mit demſelben abzuhandeln. Auß die-
ſen beyden Urſachen muhtmaſſete ſo wol der Geſanter/ als der junge Fuͤrſt ſelbſt/ ihr vor-
haben muͤſte verrahten ſeyn/ hatten doch nicht Zeit ſich lange zu bedenken/ ſondern gaben
zur Antwort; Ob zwar der Gefante von der zimlich langen Reiſe/ welche er Tag und Nacht
fortgeſetzet/ noch muͤde waͤhre/ und auff eine zierliche Rede ſich nicht geſchicket haͤtte/ muͤſte
er doch billich Koͤniglicher Hocheit untertaͤhnigſt gehorſamen/ und auff angeſetzte Stun-
de erſcheinen/ vor ſein Haͤupt untertaͤhnigſt geſinnend/ daß er Freyheit haben moͤcht/ mit
ſeinem geheimen Schreiber (welcher alle Handlung in die Feder nehmen wuͤrde) vorzu-
treten. Dieſes ward ihm gerne eingewilliget/ und ſchickete ſich Dagobert der Geſante
auffs beſte darzu/ wie er dann ſchon vor der Reiſe ſeinen Vortrag wol gefaſſet hatte. Es
ſahe aber die Koͤnigin vor gut an/ daß die Zeitung von der Fraͤulein Raubung/ wie wol
ohn Benennung/ wo ſolches geſchehen/ in der Stadt/ ſonderlich in der Herberge/ wo der
Geſante lag/ kund gemacht wuͤrde/ welche man bißher allerdinge hatte verborgen gehaltẽ.
Der Frankiſchen Diener einer hoͤrete bald davon reden/ uñ brachte es dem Geſanten vor/
welcher nebeſt den jungen Fuͤrſten (dieſer wahr der angegebene geheime Schreiber) es
vor ein Getichte hielt/ auß groben Unverſtand herruͤhrend/ weil mans eben ſo auff den
Stuz außſprengete/ kehreten ſich auch nichts daran/ ſich ſtellend als ob ſie davon nichts er-
fahren haͤtten. Herr Krokus hielt mit der Koͤniglichen Leibgutſche vor der Herberge/ auf
welche ſich Herr Dagobert ſamt ſeinen verſtelleten Secretarius oder geheimen Schrei-
ber ſetzete/ und eine lange Gaſſe/ die mit anſehnlichen Kriegsleuten angefuͤllet wahr/ hin-
fuhr/ welches ihn nicht wenig irre machete/ inſonderheit/ da er auff dem Schloſſe uͤber ei-
nen hohen Luſtgang gefuͤhret ward/ von welchem er hinaus ins freye Feld ſehen kunte/ und
daſelbſt gewahr ward/ daß uͤber die 12000 junger Mannſchafft getrillet und im Gewehr
geuͤbet wurden. Doch lag ihm dieſes nicht ſo hart an/ als die ausgeſprengete Zeitung von
dem verlohrnen Fraͤulein/ wie wol er ſich deſſen auch begab/ weil ihm Krokus auff dieſer
Fahrt nichts davon gemeldet hatte. Die Koͤnigin/ welche dieſe Tage uͤber in ſtetem
klagen und weinen zugebracht/ ergriff ſich auff der Raͤhte bewaͤgliche Ermahnung/
ſich gegen den Geſanten keiner uͤbermaͤſſigen Traurigkeit vernehmen zu laſſen/ daher
ſie ein gezwungenes freymuhtiges Geſicht annahm/ als Herr Dagobert mit ſeinem
Schreiber in die Verhoͤr Stube trat/ und dieſer nach geleiſteter demuͤhtiger Neigung
ſich an ein Neben-Tiſchlein ſetzete/ fertig/ alles was geredet wuͤrde/ auffzuzeichnen; daher
drey Boͤhmiſche geheime Schreiber an einem andern Tiſche ein gleiches vornahmen.
Dagobert/ nachdem eꝛ ſeine Koͤnigliche Glaubens-Beſcheinigung ſchrifftlich eingereichet
hatte/ und ſolche von dem Herꝛn Reichs Kanzler vor gnugſam eꝛklaͤret wahr/ brachte dar-
aufvor; Es wuͤꝛde die Gꝛoßmaͤchtigſte Koͤnigin in Boͤhmen ungezweiffelt añoch in unver-
ruktem Andenken haben/ was geſtalt unlaͤngſt der auch Großmaͤchtigſte Koͤnig der freyen
Franken und Sikambrer in Gallien/ Herꝛ Hilderich/ an vorhoͤchſtgedachte ihre Koͤnigl.
Hocheit eine anſehnliche Geſandſchafft abgehen laſſen/ und ſolches aus aufrichtigem Her-
zen/ uͤmb durch eine wirdige Heyraht zwiſchen ſeinem Herꝛ Sohn dem Durchleuchtig-

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[351/0389] Anderes Buch. Teutſchland zu ihrem Herr Bruder dem Großmaͤchtigſten Groß Fuͤrſten der Sachſen und anderer Freien Teutſchen/ vorhaͤtte/ umb hoͤchſtwichtige Sachen/ die Beſchuͤtzung ihres Reichs wieder alle meuchel Feinde betreffend/ mit demſelben abzuhandeln. Auß die- ſen beyden Urſachen muhtmaſſete ſo wol der Geſanter/ als der junge Fuͤrſt ſelbſt/ ihr vor- haben muͤſte verrahten ſeyn/ hatten doch nicht Zeit ſich lange zu bedenken/ ſondern gaben zur Antwort; Ob zwar der Gefante von der zimlich langen Reiſe/ welche er Tag und Nacht fortgeſetzet/ noch muͤde waͤhre/ und auff eine zierliche Rede ſich nicht geſchicket haͤtte/ muͤſte er doch billich Koͤniglicher Hocheit untertaͤhnigſt gehorſamen/ und auff angeſetzte Stun- de erſcheinen/ vor ſein Haͤupt untertaͤhnigſt geſinnend/ daß er Freyheit haben moͤcht/ mit ſeinem geheimen Schreiber (welcher alle Handlung in die Feder nehmen wuͤrde) vorzu- treten. Dieſes ward ihm gerne eingewilliget/ und ſchickete ſich Dagobert der Geſante auffs beſte darzu/ wie er dann ſchon vor der Reiſe ſeinen Vortrag wol gefaſſet hatte. Es ſahe aber die Koͤnigin vor gut an/ daß die Zeitung von der Fraͤulein Raubung/ wie wol ohn Benennung/ wo ſolches geſchehen/ in der Stadt/ ſonderlich in der Herberge/ wo der Geſante lag/ kund gemacht wuͤrde/ welche man bißher allerdinge hatte verborgen gehaltẽ. Der Frankiſchen Diener einer hoͤrete bald davon reden/ uñ brachte es dem Geſanten vor/ welcher nebeſt den jungen Fuͤrſten (dieſer wahr der angegebene geheime Schreiber) es vor ein Getichte hielt/ auß groben Unverſtand herruͤhrend/ weil mans eben ſo auff den Stuz außſprengete/ kehreten ſich auch nichts daran/ ſich ſtellend als ob ſie davon nichts er- fahren haͤtten. Herr Krokus hielt mit der Koͤniglichen Leibgutſche vor der Herberge/ auf welche ſich Herr Dagobert ſamt ſeinen verſtelleten Secretarius oder geheimen Schrei- ber ſetzete/ und eine lange Gaſſe/ die mit anſehnlichen Kriegsleuten angefuͤllet wahr/ hin- fuhr/ welches ihn nicht wenig irre machete/ inſonderheit/ da er auff dem Schloſſe uͤber ei- nen hohen Luſtgang gefuͤhret ward/ von welchem er hinaus ins freye Feld ſehen kunte/ und daſelbſt gewahr ward/ daß uͤber die 12000 junger Mannſchafft getrillet und im Gewehr geuͤbet wurden. Doch lag ihm dieſes nicht ſo hart an/ als die ausgeſprengete Zeitung von dem verlohrnen Fraͤulein/ wie wol er ſich deſſen auch begab/ weil ihm Krokus auff dieſer Fahrt nichts davon gemeldet hatte. Die Koͤnigin/ welche dieſe Tage uͤber in ſtetem klagen und weinen zugebracht/ ergriff ſich auff der Raͤhte bewaͤgliche Ermahnung/ ſich gegen den Geſanten keiner uͤbermaͤſſigen Traurigkeit vernehmen zu laſſen/ daher ſie ein gezwungenes freymuhtiges Geſicht annahm/ als Herr Dagobert mit ſeinem Schreiber in die Verhoͤr Stube trat/ und dieſer nach geleiſteter demuͤhtiger Neigung ſich an ein Neben-Tiſchlein ſetzete/ fertig/ alles was geredet wuͤrde/ auffzuzeichnen; daher drey Boͤhmiſche geheime Schreiber an einem andern Tiſche ein gleiches vornahmen. Dagobert/ nachdem eꝛ ſeine Koͤnigliche Glaubens-Beſcheinigung ſchrifftlich eingereichet hatte/ und ſolche von dem Herꝛn Reichs Kanzler vor gnugſam eꝛklaͤret wahr/ brachte dar- aufvor; Es wuͤꝛde die Gꝛoßmaͤchtigſte Koͤnigin in Boͤhmen ungezweiffelt añoch in unver- ruktem Andenken haben/ was geſtalt unlaͤngſt der auch Großmaͤchtigſte Koͤnig der freyen Franken und Sikambrer in Gallien/ Herꝛ Hilderich/ an vorhoͤchſtgedachte ihre Koͤnigl. Hocheit eine anſehnliche Geſandſchafft abgehen laſſen/ und ſolches aus aufrichtigem Her- zen/ uͤmb durch eine wirdige Heyraht zwiſchen ſeinem Herꝛ Sohn dem Durchleuchtig- ſten

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/389>, abgerufen am 25.05.2024.