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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes #Buch.
kam/ daher er das zierliche Fechten angab/ und sich seiner grossen stärke gebrauchete/ damit
er Herkules überlegen wahr; der sich aber mit seiner Geschikligkeit entgegen stellete/ und
ein langwieriges Treffen mit ihm hielt/ dann er wahr der beste Kämpffer zu fuß unter allen
Parthern. Sie wurden beyderseits an unterschiedenen Orten ihres Leibes verwundet/ und
taht Pakorus nichts so wehe/ als daß er sehen muste/ wie jämmerlich die seinen von den
Teutschen zugerichtet wurden; dann als die Schlachtschwerter des Feindes Anschlag in-
ne wurden/ führeten sie keine Ober-sondern Unter- und Seitenhiebe/ denen jene nicht zu
begegnen wusten. Herkules verwunderte sich über seines Feindes Krafft/ weil ihm am
Nachdruk der Schläge nichts abging/ und nichts desto weniger sich wol vorfahe; so wahr
ihm aber doch der Verzug dieses Streits nicht zuwider/ weil es den seinen so treflich glüc-
kete; aber Pakorus dauchte die Zeit zu lange/ und wagete einen Fall/ daß ihm Herkules
ausweichen muste/ der gleichwol seines Vortels acht hatte/ und ihm die rechte Hand mit
seines Schwerts Spitze zimlich verwundete/ daß er das Schwert nach Willen nicht ge-
brauchen kunte; gab ihm auch alsbald darauff einen Stoß durch den rechten Arm/ und
schlug ihn über den Kopff/ daß ihm die Ohren davon gelleten. Als er nu wegen der Hand-
und Armwunde das Schwert nicht mehr gebrauchen kunte/ auch die Krafft wegen des
hefftigen blutens ihm entgieng wolte Herkules weiter auff ihn nicht schlagen/ sondern sag-
te zu ihm: Ritter/ ich habe diesen Kampff nicht aus Feind schafft/ sondern aus Pflicht mit
euch gehalten/ und demnach ich euch durch Glückesfall zimlich verwundet sehe/ wil ich un-
sern Streit auffruffen/ nicht zweifelnd/ er werde sich gefallen lassen/ mit mir nach unserm
Lager zu kehren damit unsere Wunden verbunden werden; an meiner seiten habt ihr euch
nichts als alle Freundschafft und Auffrichtigkeit zuversehen. Pakorus kunte sich dieser
Höfligkeit nicht gnug verwundern/ und antwortete: Treflicher Ritter/ ich gönne euch viel
lieber die Volstreckung eures Sieges/ und daß ihr das wenige übrige meines Bluts vol-
lends hinweg nehmet/ nach dem die Götter euch solches gönnen. Das müste mich ewig ge-
reuen/ sagte Herkules/ daß ein so teurer Held von meiner Hand sterben solte; fassete ihn bey
dem Arme/ und sagte: Kommet mein Freund/ wir wollen unsern Wunden raht schaffen/
welche wir uns umb anderer Leute Feindschafft geschlagen haben. Ja ich folge willig/ ant-
wortete er/ wann ich keines andern als des unüberwindlichen Helden Groß Fürst Herku-
les Gefangener bin/ sonst werde ich lebendig diesen Ort nicht verlassen; wie ich mir dann
die Hoffnung mache/ eben dieser sey mein Uberwinder. Mein Freund mache ihm keine wi-
drige Gedanken/ sagte Herkules; dann so wenig ich mich vor seinen Uberwinder halte/ so
wenig sol er mein oder einiges andern Menschen Gefangener seyn/ nur wolle er seine Ver-
bindung nicht verseumen/ und nach deren Empfahung zihen wohin er selbst wil. Nun ihr
Götter/ sing dieser darauff an; bestätiget den Parthischen Stuel/ und setzet dieses Helden
seinen zu allernähest; fasseten sich hiemit einander bey den Händen/ und gingen aus dem
Gedränge hinweg/ da alsbald zwey Pferde hergebracht wurden/ auff welchen sie mit ein-
ander nach den nähesten Zelten ritten/ da ihre Wunden auffs fleissigste verbunden wurden;
und nahm darauf Herkules diesen Abscheid von ihm: Fürst Pakorus/ ich werde noch einen Rit
gegen Fürst Osazes wagen/ glücket mir derselbe/ alsdann hoffe ich/ sol unsere Arbeit vor diß-
mahl geschehen seyn; machte sich damit nach seinen Leuten/ und fand einen solchen erschrek-

lichen

Fuͤnftes #Buch.
kam/ daher er das zierliche Fechten angab/ und ſich ſeiner groſſen ſtaͤrke gebrauchete/ damit
er Herkules uͤberlegen wahr; der ſich aber mit ſeiner Geſchikligkeit entgegen ſtellete/ und
ein langwieriges Treffen mit ihm hielt/ dann er wahr der beſte Kaͤmpffer zu fuß unter allen
Parthern. Sie wurden beyderſeits an unterſchiedenen Orten ihres Leibes verwundet/ uñ
taht Pakorus nichts ſo wehe/ als daß er ſehen muſte/ wie jaͤmmerlich die ſeinen von den
Teutſchen zugerichtet wurden; dann als die Schlachtſchwerter des Feindes Anſchlag in-
ne wurden/ fuͤhreten ſie keine Ober-ſondern Unter- und Seitenhiebe/ denen jene nicht zu
begegnen wuſten. Herkules verwunderte ſich über ſeines Feindes Krafft/ weil ihm am
Nachdruk der Schlaͤge nichts abging/ und nichts deſto weniger ſich wol vorfahe; ſo wahr
ihm aber doch der Verzug dieſes Streits nicht zuwider/ weil es den ſeinen ſo treflich gluͤc-
kete; aber Pakorus dauchte die Zeit zu lange/ und wagete einen Fall/ daß ihm Herkules
ausweichen muſte/ der gleichwol ſeines Vortels acht hatte/ und ihm die rechte Hand mit
ſeines Schwerts Spitze zimlich verwundete/ daß er das Schwert nach Willen nicht ge-
brauchen kunte; gab ihm auch alsbald darauff einen Stoß durch den rechten Arm/ und
ſchlug ihn uͤber den Kopff/ daß ihm die Ohren davon gelleten. Als er nu wegen der Hand-
und Armwunde das Schwert nicht mehr gebrauchen kunte/ auch die Krafft wegen des
hefftigen blutens ihm entgieng wolte Herkules weiter auff ihn nicht ſchlagen/ ſondern ſag-
te zu ihm: Ritter/ ich habe dieſen Kampff nicht aus Feind ſchafft/ ſondern aus Pflicht mit
euch gehalten/ und demnach ich euch durch Gluͤckesfall zimlich verwundet ſehe/ wil ich un-
ſern Streit auffruffen/ nicht zweifelnd/ er werde ſich gefallen laſſen/ mit mir nach unſerm
Lager zu kehren damit unſere Wunden verbunden werden; an meiner ſeiten habt ihr euch
nichts als alle Freundſchafft und Auffrichtigkeit zuverſehen. Pakorus kunte ſich dieſer
Hoͤfligkeit nicht gnug verwundern/ und antwortete: Treflicher Ritter/ ich goͤnne euch viel
lieber die Volſtreckung eures Sieges/ und daß ihr das wenige uͤbrige meines Bluts vol-
lends hinweg nehmet/ nach dem die Goͤtter euch ſolches goͤnnen. Das muͤſte mich ewig ge-
reuen/ ſagte Herkules/ daß ein ſo teurer Held von meiner Hand ſterben ſolte; faſſete ihn bey
dem Arme/ und ſagte: Kommet mein Freund/ wir wollen unſern Wunden raht ſchaffen/
welche wir uns umb anderer Leute Feindſchafft geſchlagen haben. Ja ich folge willig/ ant-
wortete er/ wann ich keines andern als des unuͤberwindlichen Helden Groß Fürſt Herku-
les Gefangener bin/ ſonſt werde ich lebendig dieſen Ort nicht verlaſſen; wie ich mir dann
die Hoffnung mache/ eben dieſer ſey mein Uberwinder. Mein Freund mache ihm keine wi-
drige Gedanken/ ſagte Herkules; dann ſo wenig ich mich vor ſeinen Uberwinder halte/ ſo
wenig ſol er mein oder einiges andern Menſchen Gefangener ſeyn/ nur wolle er ſeine Ver-
bindung nicht verſeumen/ und nach deren Empfahung zihen wohin er ſelbſt wil. Nun ihr
Goͤtter/ ſing dieſer darauff an; beſtaͤtiget den Parthiſchen Stuel/ und ſetzet dieſes Helden
ſeinen zu allernaͤheſt; faſſeten ſich hiemit einander bey den Haͤnden/ und gingen aus dem
Gedraͤnge hinweg/ da alsbald zwey Pferde hergebracht wurden/ auff welchen ſie mit ein-
ander nach den naͤheſten Zelten ritten/ da ihre Wunden auffs fleiſſigſte verbunden wurdẽ;
uñ nahm darauf Herkules dieſen Abſcheid võ ihm: Fuͤrſt Pakorus/ ich weꝛde noch einẽ Rit
gegen Fürſt Oſazes wagen/ gluͤcket mir derſelbe/ alsdann hoffe ich/ ſol unſere Arbeit vor diß-
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[116/0122] Fuͤnftes #Buch. kam/ daher er das zierliche Fechten angab/ und ſich ſeiner groſſen ſtaͤrke gebrauchete/ damit er Herkules uͤberlegen wahr; der ſich aber mit ſeiner Geſchikligkeit entgegen ſtellete/ und ein langwieriges Treffen mit ihm hielt/ dann er wahr der beſte Kaͤmpffer zu fuß unter allen Parthern. Sie wurden beyderſeits an unterſchiedenen Orten ihres Leibes verwundet/ uñ taht Pakorus nichts ſo wehe/ als daß er ſehen muſte/ wie jaͤmmerlich die ſeinen von den Teutſchen zugerichtet wurden; dann als die Schlachtſchwerter des Feindes Anſchlag in- ne wurden/ fuͤhreten ſie keine Ober-ſondern Unter- und Seitenhiebe/ denen jene nicht zu begegnen wuſten. Herkules verwunderte ſich über ſeines Feindes Krafft/ weil ihm am Nachdruk der Schlaͤge nichts abging/ und nichts deſto weniger ſich wol vorfahe; ſo wahr ihm aber doch der Verzug dieſes Streits nicht zuwider/ weil es den ſeinen ſo treflich gluͤc- kete; aber Pakorus dauchte die Zeit zu lange/ und wagete einen Fall/ daß ihm Herkules ausweichen muſte/ der gleichwol ſeines Vortels acht hatte/ und ihm die rechte Hand mit ſeines Schwerts Spitze zimlich verwundete/ daß er das Schwert nach Willen nicht ge- brauchen kunte; gab ihm auch alsbald darauff einen Stoß durch den rechten Arm/ und ſchlug ihn uͤber den Kopff/ daß ihm die Ohren davon gelleten. Als er nu wegen der Hand- und Armwunde das Schwert nicht mehr gebrauchen kunte/ auch die Krafft wegen des hefftigen blutens ihm entgieng wolte Herkules weiter auff ihn nicht ſchlagen/ ſondern ſag- te zu ihm: Ritter/ ich habe dieſen Kampff nicht aus Feind ſchafft/ ſondern aus Pflicht mit euch gehalten/ und demnach ich euch durch Gluͤckesfall zimlich verwundet ſehe/ wil ich un- ſern Streit auffruffen/ nicht zweifelnd/ er werde ſich gefallen laſſen/ mit mir nach unſerm Lager zu kehren damit unſere Wunden verbunden werden; an meiner ſeiten habt ihr euch nichts als alle Freundſchafft und Auffrichtigkeit zuverſehen. Pakorus kunte ſich dieſer Hoͤfligkeit nicht gnug verwundern/ und antwortete: Treflicher Ritter/ ich goͤnne euch viel lieber die Volſtreckung eures Sieges/ und daß ihr das wenige uͤbrige meines Bluts vol- lends hinweg nehmet/ nach dem die Goͤtter euch ſolches goͤnnen. Das muͤſte mich ewig ge- reuen/ ſagte Herkules/ daß ein ſo teurer Held von meiner Hand ſterben ſolte; faſſete ihn bey dem Arme/ und ſagte: Kommet mein Freund/ wir wollen unſern Wunden raht ſchaffen/ welche wir uns umb anderer Leute Feindſchafft geſchlagen haben. Ja ich folge willig/ ant- wortete er/ wann ich keines andern als des unuͤberwindlichen Helden Groß Fürſt Herku- les Gefangener bin/ ſonſt werde ich lebendig dieſen Ort nicht verlaſſen; wie ich mir dann die Hoffnung mache/ eben dieſer ſey mein Uberwinder. Mein Freund mache ihm keine wi- drige Gedanken/ ſagte Herkules; dann ſo wenig ich mich vor ſeinen Uberwinder halte/ ſo wenig ſol er mein oder einiges andern Menſchen Gefangener ſeyn/ nur wolle er ſeine Ver- bindung nicht verſeumen/ und nach deren Empfahung zihen wohin er ſelbſt wil. Nun ihr Goͤtter/ ſing dieſer darauff an; beſtaͤtiget den Parthiſchen Stuel/ und ſetzet dieſes Helden ſeinen zu allernaͤheſt; faſſeten ſich hiemit einander bey den Haͤnden/ und gingen aus dem Gedraͤnge hinweg/ da alsbald zwey Pferde hergebracht wurden/ auff welchen ſie mit ein- ander nach den naͤheſten Zelten ritten/ da ihre Wunden auffs fleiſſigſte verbunden wurdẽ; uñ nahm darauf Herkules dieſen Abſcheid võ ihm: Fuͤrſt Pakorus/ ich weꝛde noch einẽ Rit gegen Fürſt Oſazes wagen/ gluͤcket mir derſelbe/ alsdann hoffe ich/ ſol unſere Arbeit vor diß- mahl geſchehen ſeyn; machte ſich damit nach ſeinen Leuten/ und fand einen ſolchen erſchrek- lichen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/122>, abgerufen am 29.04.2024.