Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
Herkules und Valisken des andern Tages angemeldet ward/ als Leches die Schreiben von
den unsern nach Padua brachte/ und wie es sonst umb das zu Charas gefangene Fräulein
stund/ welches alles er seinem Könige Hilderich geträulich zuschrieb/ auch bald hernach/
was vor Völker aus Teutschland/ Böhmen und Italien den unsern in die Morgenlän-
der zugeschicket währen; Aus welchen allen dieser hochverständige König nichts anders/
als die gewisse Ehe zwischen Herkules und dem Fräulein schliessen kunte/ und es zwar be-
seufzete/ aber doch mit der himlischen Versehung friedlich wahr/ weil ohndz sein lieber Sohn
Markomir noch immerzu als ein Wahnwitziger in Ketten und Gefängnis verwahret ward.
So bald nun unsere Helden aus den Morgenländern zu Padua anlangeten/ hielt sich Fa-
rabert stille und eingezogen in seiner Herberge/ aus furcht/ er möchte von Fr. Valisken oder
von Libussen/ (welche ihn zu Prag gesehen hatten) erkennet werden/ ließ aber seinen Wal-
ther geschwinde nach seinem Könige reiten/ und demselben allen Zustand der unsern an-
melden/ welcher zu seinem Gemahl sagete: Wir müssen mit der Götter schickung zufrie-
den seyn/ und vor gewiß halten/ es sey dieses vortreflichste Fräulein der Welt niemand an-
ders/ als dem löblichen Fürsten Herkules bescheret gewesen/ welches wir zum teil aus un-
sers wahnwitzigen Sohns Reden zuerkennen haben; nur wollen wir die gütigen Götter
anflehen/ daß sie unserm Sohn gnädig seyn/ und seinen Verstand ihm wieder zuwenden
wollen/ da er noch eine zeitlang leben sol. Es hatte vor zehn Tagen sich ein Gallischer Arzt
bey dem Könige anmelden lassen/ welcher über die 30 im Häupt verstörete Menschen glük-
lich geheilet/ und zu völliger Vernunft wiedergebracht hatte/ begehrete auch den jungen
Fürsten zu sehen und seinen mangel recht zubetrachten/ welches ihm aber erst vor zween
Tagen gegönnet ward/ da er dann befand/ daß hochnöhtig währe/ ihm vernünftige Leute
zuzuordnen/ welche/ wann er etwas ruhig währe/ gebührlich mit ihm zureden wüsten/ in-
sonderheit solte man ihm vortragen/ daß Fürst Herkules todes verblichen/ und Fräulein
Valiska nicht allein bey den ihren gesund wieder angelanget/ sondern ihm auch mit sonder-
licher Hulde zugetahn währe; Hierbey gebrauchte er seine Kunst/ ließ ihm die Ader sprin-
gen/ gab ihm innerliche Arzney ein/ und schmierete ihm eine kräftige Salbe an beyde seiten
des Häupts/ welches schon zimliche wirkung taht/ so daß die rasichte Wuht/ die ihn täglich
aufftrieb/ sich legete/ wie wol er in seinen reden keine vernunft spüren ließ. Als nun Wal-
ther obgedachte Zeitung von Valisken Heyraht und wiederkunft nach Padua dem Köni-
ge anmeldete/ kam dieser Arzt gleich darzu/ und zeigete an/ es würde dem jungen Fürsten zu
seines verstandes wiederbringung sehr dienlich [s]eyn/ wann man bey dieser Groß Fürstin
erhalten könte/ daß ungemeldet ihrer getahnen Heyraht/ sie ihm ein freundliches Brief-
lein zuschreiben möchte/ in welchem sie sich gegen ihn zu aller freundschaft und Schwester-
lichen Liebe erböhte. Sein Vater der König ließ solches bey schleunigster Eile an Farabert
gelangen/ welcher solches zu werben/ vor dißmahl bey der Groß Fürstin umb verhörung
anhielt. Als er sich nun zur ernenneten Zeit einstellete/ empfing ihn Valiska (welche ihrem
Gemahl und Bruder sein begehren schon verständiget hatte) gar freundlich/ und in Gal-
lus/ Klodius/ und Markus gegenwart/ welche die Teutsche Sprache nicht verstunden/
hies sie ihn seine Werbung ungescheuhet vortragen/ welche sie anzuhören bereit und willig
währe. Worauff er also anfing: Durchleuchtigste Hochgepreisete Groß Fürstin/ gnädig-

ste

Sechſtes Buch.
Herkules und Valiſken des andern Tages angemeldet ward/ als Leches die Schreiben von
den unſern nach Padua brachte/ und wie es ſonſt umb das zu Charas gefangene Fraͤulein
ſtund/ welches alles er ſeinem Koͤnige Hilderich getraͤulich zuſchrieb/ auch bald hernach/
was vor Voͤlker aus Teutſchland/ Boͤhmen und Italien den unſern in die Morgenlaͤn-
der zugeſchicket waͤhren; Aus welchen allen dieſer hochverſtaͤndige Koͤnig nichts anders/
als die gewiſſe Ehe zwiſchen Herkules und dem Fraͤulein ſchlieſſen kunte/ und es zwar be-
ſeufzete/ aber doch mit der himliſchẽ Verſehung friedlich wahr/ weil ohndz ſein lieber Sohn
Markomir noch im̃erzu als ein Wahnwitziger in Ketten und Gefaͤngnis verwahret ward.
So bald nun unſere Helden aus den Morgenlaͤndern zu Padua anlangeten/ hielt ſich Fa-
rabert ſtille und eingezogen in ſeiner Herberge/ aus furcht/ er moͤchte von Fr. Valiſken odeꝛ
von Libuſſen/ (welche ihn zu Prag geſehen hatten) erkennet werden/ ließ aber ſeinen Wal-
ther geſchwinde nach ſeinem Koͤnige reiten/ und demſelben allen Zuſtand der unſern an-
melden/ welcher zu ſeinem Gemahl ſagete: Wir muͤſſen mit der Goͤtter ſchickung zufrie-
den ſeyn/ und vor gewiß halten/ es ſey dieſes vortreflichſte Fraͤulein der Welt niemand an-
ders/ als dem loͤblichen Fuͤrſten Herkules beſcheret geweſen/ welches wir zum teil aus un-
ſers wahnwitzigen Sohns Reden zuerkennen haben; nur wollen wir die guͤtigen Goͤtter
anflehen/ daß ſie unſerm Sohn gnaͤdig ſeyn/ und ſeinen Verſtand ihm wieder zuwenden
wollen/ da er noch eine zeitlang leben ſol. Es hatte vor zehn Tagen ſich ein Galliſcher Arzt
bey dem Koͤnige anmelden laſſen/ welcher uͤber die 30 im Haͤupt verſtoͤrete Menſchen gluͤk-
lich geheilet/ und zu voͤlliger Vernunft wiedergebracht hatte/ begehrete auch den jungen
Fuͤrſten zu ſehen und ſeinen mangel recht zubetrachten/ welches ihm aber erſt vor zween
Tagen gegoͤnnet ward/ da er dann befand/ daß hochnoͤhtig waͤhre/ ihm vernuͤnftige Leute
zuzuordnen/ welche/ wann er etwas ruhig waͤhre/ gebührlich mit ihm zureden wuͤſten/ in-
ſonderheit ſolte man ihm vortragen/ daß Fuͤrſt Herkules todes verblichen/ und Fraͤulein
Valiſka nicht allein bey den ihren geſund wiedeꝛ angelanget/ ſondern ihm auch mit ſondeꝛ-
licher Hulde zugetahn waͤhre; Hierbey gebrauchte er ſeine Kunſt/ ließ ihm die Ader ſprin-
gen/ gab ihm innerliche Arzney ein/ und ſchmierete ihm eine kraͤftige Salbe an beyde ſeiten
des Haͤupts/ welches ſchon zimliche wirkung taht/ ſo daß die raſichte Wuht/ die ihn taͤglich
aufftrieb/ ſich legete/ wie wol er in ſeinen reden keine vernunft ſpuͤren ließ. Als nun Wal-
ther obgedachte Zeitung von Valiſken Heyraht und wiederkunft nach Padua dem Koͤni-
ge anmeldete/ kam dieſer Arzt gleich darzu/ und zeigete an/ es wuͤrde dem jungen Fuͤrſten zu
ſeines verſtandes wiederbringung ſehr dienlich [ſ]eyn/ wann man bey dieſer Groß Fuͤrſtin
erhalten koͤnte/ daß ungemeldet ihrer getahnen Heyraht/ ſie ihm ein freundliches Brief-
lein zuſchreiben moͤchte/ in welchem ſie ſich gegen ihn zu aller freundſchaft und Schweſter-
lichen Liebe erboͤhte. Sein Vater der Koͤnig ließ ſolches bey ſchleunigſter Eile an Farabert
gelangen/ welcher ſolches zu werben/ vor dißmahl bey der Groß Fuͤrſtin umb verhoͤrung
anhielt. Als er ſich nun zur ernenneten Zeit einſtellete/ empfing ihn Valiſka (welche ihrem
Gemahl und Bruder ſein begehren ſchon verſtaͤndiget hatte) gar freundlich/ und in Gal-
lus/ Klodius/ und Markus gegenwart/ welche die Teutſche Sprache nicht verſtunden/
hies ſie ihn ſeine Werbung ungeſcheuhet vortragen/ welche ſie anzuhoͤren bereit und willig
waͤhre. Worauff er alſo anfing: Durchleuchtigſte Hochgepreiſete Groß Fuͤrſtin/ gnaͤdig-

ſte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0389" n="383"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
Herkules und Vali&#x017F;ken des andern Tages angemeldet ward/ als Leches die Schreiben von<lb/>
den un&#x017F;ern nach Padua brachte/ und wie es &#x017F;on&#x017F;t umb das zu Charas gefangene Fra&#x0364;ulein<lb/>
&#x017F;tund/ welches alles er &#x017F;einem Ko&#x0364;nige Hilderich getra&#x0364;ulich zu&#x017F;chrieb/ auch bald hernach/<lb/>
was vor Vo&#x0364;lker aus Teut&#x017F;chland/ Bo&#x0364;hmen und Italien den un&#x017F;ern in die Morgenla&#x0364;n-<lb/>
der zuge&#x017F;chicket wa&#x0364;hren; Aus welchen allen die&#x017F;er hochver&#x017F;ta&#x0364;ndige Ko&#x0364;nig nichts anders/<lb/>
als die gewi&#x017F;&#x017F;e Ehe zwi&#x017F;chen Herkules und dem Fra&#x0364;ulein &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en kunte/ und es zwar be-<lb/>
&#x017F;eufzete/ aber doch mit der himli&#x017F;che&#x0303; Ver&#x017F;ehung friedlich wahr/ weil ohndz &#x017F;ein lieber Sohn<lb/>
Markomir noch im&#x0303;erzu als ein Wahnwitziger in Ketten und Gefa&#x0364;ngnis verwahret ward.<lb/>
So bald nun un&#x017F;ere Helden aus den Morgenla&#x0364;ndern zu Padua anlangeten/ hielt &#x017F;ich Fa-<lb/>
rabert &#x017F;tille und eingezogen in &#x017F;einer Herberge/ aus furcht/ er mo&#x0364;chte von Fr. Vali&#x017F;ken ode&#xA75B;<lb/>
von Libu&#x017F;&#x017F;en/ (welche ihn zu Prag ge&#x017F;ehen hatten) erkennet werden/ ließ aber &#x017F;einen Wal-<lb/>
ther ge&#x017F;chwinde nach &#x017F;einem Ko&#x0364;nige reiten/ und dem&#x017F;elben allen Zu&#x017F;tand der un&#x017F;ern an-<lb/>
melden/ welcher zu &#x017F;einem Gemahl &#x017F;agete: Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mit der Go&#x0364;tter &#x017F;chickung zufrie-<lb/>
den &#x017F;eyn/ und vor gewiß halten/ es &#x017F;ey die&#x017F;es vortreflich&#x017F;te Fra&#x0364;ulein der Welt niemand an-<lb/>
ders/ als dem lo&#x0364;blichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Herkules be&#x017F;cheret gewe&#x017F;en/ welches wir zum teil aus un-<lb/>
&#x017F;ers wahnwitzigen Sohns Reden zuerkennen haben; nur wollen wir die gu&#x0364;tigen Go&#x0364;tter<lb/>
anflehen/ daß &#x017F;ie un&#x017F;erm Sohn gna&#x0364;dig &#x017F;eyn/ und &#x017F;einen Ver&#x017F;tand ihm wieder zuwenden<lb/>
wollen/ da er noch eine zeitlang leben &#x017F;ol. Es hatte vor zehn Tagen &#x017F;ich ein Galli&#x017F;cher Arzt<lb/>
bey dem Ko&#x0364;nige anmelden la&#x017F;&#x017F;en/ welcher u&#x0364;ber die 30 im Ha&#x0364;upt ver&#x017F;to&#x0364;rete Men&#x017F;chen glu&#x0364;k-<lb/>
lich geheilet/ und zu vo&#x0364;lliger Vernunft wiedergebracht hatte/ begehrete auch den jungen<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu &#x017F;ehen und &#x017F;einen mangel recht zubetrachten/ welches ihm aber er&#x017F;t vor zween<lb/>
Tagen gego&#x0364;nnet ward/ da er dann befand/ daß hochno&#x0364;htig wa&#x0364;hre/ ihm vernu&#x0364;nftige Leute<lb/>
zuzuordnen/ welche/ wann er etwas ruhig wa&#x0364;hre/ gebührlich mit ihm zureden wu&#x0364;&#x017F;ten/ in-<lb/>
&#x017F;onderheit &#x017F;olte man ihm vortragen/ daß Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules todes verblichen/ und Fra&#x0364;ulein<lb/>
Vali&#x017F;ka nicht allein bey den ihren ge&#x017F;und wiede&#xA75B; angelanget/ &#x017F;ondern ihm auch mit &#x017F;onde&#xA75B;-<lb/>
licher Hulde zugetahn wa&#x0364;hre; Hierbey gebrauchte er &#x017F;eine Kun&#x017F;t/ ließ ihm die Ader &#x017F;prin-<lb/>
gen/ gab ihm innerliche Arzney ein/ und &#x017F;chmierete ihm eine kra&#x0364;ftige Salbe an beyde &#x017F;eiten<lb/>
des Ha&#x0364;upts/ welches &#x017F;chon zimliche wirkung taht/ &#x017F;o daß die ra&#x017F;ichte Wuht/ die ihn ta&#x0364;glich<lb/>
aufftrieb/ &#x017F;ich legete/ wie wol er in &#x017F;einen reden keine vernunft &#x017F;pu&#x0364;ren ließ. Als nun Wal-<lb/>
ther obgedachte Zeitung von Vali&#x017F;ken Heyraht und wiederkunft nach Padua dem Ko&#x0364;ni-<lb/>
ge anmeldete/ kam die&#x017F;er Arzt gleich darzu/ und zeigete an/ es wu&#x0364;rde dem jungen Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu<lb/>
&#x017F;eines ver&#x017F;tandes wiederbringung &#x017F;ehr dienlich <supplied>&#x017F;</supplied>eyn/ wann man bey die&#x017F;er Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
erhalten ko&#x0364;nte/ daß ungemeldet ihrer getahnen Heyraht/ &#x017F;ie ihm ein freundliches Brief-<lb/>
lein zu&#x017F;chreiben mo&#x0364;chte/ in welchem &#x017F;ie &#x017F;ich gegen ihn zu aller freund&#x017F;chaft und Schwe&#x017F;ter-<lb/>
lichen Liebe erbo&#x0364;hte. Sein Vater der Ko&#x0364;nig ließ &#x017F;olches bey &#x017F;chleunig&#x017F;ter Eile an Farabert<lb/>
gelangen/ welcher &#x017F;olches zu werben/ vor dißmahl bey der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin umb verho&#x0364;rung<lb/>
anhielt. Als er &#x017F;ich nun zur ernenneten Zeit ein&#x017F;tellete/ empfing ihn Vali&#x017F;ka (welche ihrem<lb/>
Gemahl und Bruder &#x017F;ein begehren &#x017F;chon ver&#x017F;ta&#x0364;ndiget hatte) gar freundlich/ und in Gal-<lb/>
lus/ Klodius/ und Markus gegenwart/ welche die Teut&#x017F;che Sprache nicht ver&#x017F;tunden/<lb/>
hies &#x017F;ie ihn &#x017F;eine Werbung unge&#x017F;cheuhet vortragen/ welche &#x017F;ie anzuho&#x0364;ren bereit und willig<lb/>
wa&#x0364;hre. Worauff er al&#x017F;o anfing: Durchleuchtig&#x017F;te Hochgeprei&#x017F;ete Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ gna&#x0364;dig-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;te</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0389] Sechſtes Buch. Herkules und Valiſken des andern Tages angemeldet ward/ als Leches die Schreiben von den unſern nach Padua brachte/ und wie es ſonſt umb das zu Charas gefangene Fraͤulein ſtund/ welches alles er ſeinem Koͤnige Hilderich getraͤulich zuſchrieb/ auch bald hernach/ was vor Voͤlker aus Teutſchland/ Boͤhmen und Italien den unſern in die Morgenlaͤn- der zugeſchicket waͤhren; Aus welchen allen dieſer hochverſtaͤndige Koͤnig nichts anders/ als die gewiſſe Ehe zwiſchen Herkules und dem Fraͤulein ſchlieſſen kunte/ und es zwar be- ſeufzete/ aber doch mit der himliſchẽ Verſehung friedlich wahr/ weil ohndz ſein lieber Sohn Markomir noch im̃erzu als ein Wahnwitziger in Ketten und Gefaͤngnis verwahret ward. So bald nun unſere Helden aus den Morgenlaͤndern zu Padua anlangeten/ hielt ſich Fa- rabert ſtille und eingezogen in ſeiner Herberge/ aus furcht/ er moͤchte von Fr. Valiſken odeꝛ von Libuſſen/ (welche ihn zu Prag geſehen hatten) erkennet werden/ ließ aber ſeinen Wal- ther geſchwinde nach ſeinem Koͤnige reiten/ und demſelben allen Zuſtand der unſern an- melden/ welcher zu ſeinem Gemahl ſagete: Wir muͤſſen mit der Goͤtter ſchickung zufrie- den ſeyn/ und vor gewiß halten/ es ſey dieſes vortreflichſte Fraͤulein der Welt niemand an- ders/ als dem loͤblichen Fuͤrſten Herkules beſcheret geweſen/ welches wir zum teil aus un- ſers wahnwitzigen Sohns Reden zuerkennen haben; nur wollen wir die guͤtigen Goͤtter anflehen/ daß ſie unſerm Sohn gnaͤdig ſeyn/ und ſeinen Verſtand ihm wieder zuwenden wollen/ da er noch eine zeitlang leben ſol. Es hatte vor zehn Tagen ſich ein Galliſcher Arzt bey dem Koͤnige anmelden laſſen/ welcher uͤber die 30 im Haͤupt verſtoͤrete Menſchen gluͤk- lich geheilet/ und zu voͤlliger Vernunft wiedergebracht hatte/ begehrete auch den jungen Fuͤrſten zu ſehen und ſeinen mangel recht zubetrachten/ welches ihm aber erſt vor zween Tagen gegoͤnnet ward/ da er dann befand/ daß hochnoͤhtig waͤhre/ ihm vernuͤnftige Leute zuzuordnen/ welche/ wann er etwas ruhig waͤhre/ gebührlich mit ihm zureden wuͤſten/ in- ſonderheit ſolte man ihm vortragen/ daß Fuͤrſt Herkules todes verblichen/ und Fraͤulein Valiſka nicht allein bey den ihren geſund wiedeꝛ angelanget/ ſondern ihm auch mit ſondeꝛ- licher Hulde zugetahn waͤhre; Hierbey gebrauchte er ſeine Kunſt/ ließ ihm die Ader ſprin- gen/ gab ihm innerliche Arzney ein/ und ſchmierete ihm eine kraͤftige Salbe an beyde ſeiten des Haͤupts/ welches ſchon zimliche wirkung taht/ ſo daß die raſichte Wuht/ die ihn taͤglich aufftrieb/ ſich legete/ wie wol er in ſeinen reden keine vernunft ſpuͤren ließ. Als nun Wal- ther obgedachte Zeitung von Valiſken Heyraht und wiederkunft nach Padua dem Koͤni- ge anmeldete/ kam dieſer Arzt gleich darzu/ und zeigete an/ es wuͤrde dem jungen Fuͤrſten zu ſeines verſtandes wiederbringung ſehr dienlich ſeyn/ wann man bey dieſer Groß Fuͤrſtin erhalten koͤnte/ daß ungemeldet ihrer getahnen Heyraht/ ſie ihm ein freundliches Brief- lein zuſchreiben moͤchte/ in welchem ſie ſich gegen ihn zu aller freundſchaft und Schweſter- lichen Liebe erboͤhte. Sein Vater der Koͤnig ließ ſolches bey ſchleunigſter Eile an Farabert gelangen/ welcher ſolches zu werben/ vor dißmahl bey der Groß Fuͤrſtin umb verhoͤrung anhielt. Als er ſich nun zur ernenneten Zeit einſtellete/ empfing ihn Valiſka (welche ihrem Gemahl und Bruder ſein begehren ſchon verſtaͤndiget hatte) gar freundlich/ und in Gal- lus/ Klodius/ und Markus gegenwart/ welche die Teutſche Sprache nicht verſtunden/ hies ſie ihn ſeine Werbung ungeſcheuhet vortragen/ welche ſie anzuhoͤren bereit und willig waͤhre. Worauff er alſo anfing: Durchleuchtigſte Hochgepreiſete Groß Fuͤrſtin/ gnaͤdig- ſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/389
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/389>, abgerufen am 04.05.2024.